Nachdem der Bitcoin-Kurs im Jahr 2022 nur einen Weg kannte - und zwar den nach unten - begann mit dem Jahr 2023 eine Art Frühling für das aktuell mehr als 800 Milliarden US-Dollar schwere Asset. Im Jahresverlauf stieg der Kurs um mehr als das 2,5-fache und zeitgleich könnte die Nachrichtenlage kaum optimistischer für die Zukunft stimmen: Mehr als ein Dutzend Bitcoin-Spot-ETFs sind unmittelbar vor der Zulassung in den USA. Überdies steht das Bitcoin-Halving an, das den Bitcoin-Kurs die letzten, respektive ersten drei Male immer zusätzlich beflügelte. Ferner sieht es stark danach aus, als würden die europäische und die US-amerikanische Notenbank im Jahr 2024 die Zinsen wieder senken und den Gelddrucker anschmeißen.

Was hat sich nach dem brutalen Bärenmarkt 2022 fundamental für das am besten performende Asset der letzten 15 Jahre geändert und ist nun die Zeit reif für einen nie dagewesenen Bitcoin-Bull-Run?

Aufatmen nach Horror-Jahr 2022

2022 war für die meisten Bitcoin-Halter wohl kein leichtes Jahr. Es begann mit einem Kurs von über 46.000 US-Dollar – 365 Tage später kostete ein Bitcoin gerade noch etwas mehr als 16.000 US-Dollar, was einem Rückgang von guten 60 % gleichkommt. Die Gründe für die starke Korrektur waren vielfältig: Zum einen war der Markt durch die den Preisanstieg in den vorherigen Jahren stark überhitzt. Dazu kamen hohe Inflationsraten, woraufhin die meisten Notenbanken eine drastische Zinswende einleiteten, die unzählige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischte. Etliche Pleiten und Liquidierungen im Krypto-Sektor machten schließlich das Bitcoin-Jahr 2022 aus. Obwohl etwa der Zusammenbruch von FTX, einer der damals größten Krypto-Börsen, oder der Kollaps von Kryptowährungen wie Terra Luna fundamental rein gar nichts mit Bitcoin zu tun hatten, rissen Vorfälle wie diese den Preis des Platzhirsches mit nach unten. Einerseits, weil diese medienwirksamen Ereignisse das allgemeine Vertrauen in den Sektor, zu dem generell auch noch Bitcoin gezählt wird, erschütterten. Andererseits, weil einige der Entitäten – wie zum Beispiel die Luna Foundation – auf großen Bitcoin-Mengen saßen, die sie letztlich gezwungen waren abzuverkaufen. Darüber hinaus trennte sich auch noch Automobilhersteller Tesla von einem Großteil des Bitcoin-Bestandes.

Mit dem Jahr 2023 wendete sich schließlich das Blatt: Der Bitcoin-Kurs legte seit Jahresauftakt um knapp 30.000 US-Dollar auf zeitweise über 45.000 US-Dollar zu. Das alles, obwohl die Federal Reserve (Fed) den US-Leitzins zeitgleich weiter angehoben hat – von 4,5 auf 5,5 % – und die US-Dollar-Geldmenge immer noch rückläufig war. Bitcoin konnte sich aus Investmentsicht letztlich ausgezeichnet schlagen und andere Anlageklassen wie das Edelmetall Gold oder den Aktienindex MSCI World alt aussehen lassen.

Was im Jahr 2023 geschah

Bei den vielen Nachrichten rund um die Bitcoin-Spot-ETFs ist ganz in Vergessenheit geraten, was ansonsten im Bitcoin-Universum in diesem Jahr alles passiert ist und sich auf den Preis ausgewirkt hat.

El Salvador zeigt wirtschaftliche Stärke

Zu Beginn des Jahres demonstrierte das erste Land, das Bitcoin zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel erklärte, eindrucksvoll, dass es entgegen den Erwartungen vieler Kritiker wirtschaftlich gut ausgestellt ist – Einflussreiche Finanzunternehmen und Mainstream-Medien prophezeiten zuvor noch den Staatsbankrott. Am 24. Januar zahlte El Salvador Eurobonds in Höhe von 800 Millionen US-Dollar zuzüglich 23,4 Millionen an Zinsen zurück. Damit zeigte das zu der Zeit von Nayib Bukele geführte Land, dass es ohne Bailouts und die damit verbundenen Abhängigkeiten vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zurechtkommt. Der IWF hatte El Salvador sogar dazu aufgefordert, Bitcoin als Legal Tender wieder abzuschaffen.

Nun, wir haben soeben 800 Millionen Dollar plus Zinsen vollständig bezahlt. Aber natürlich berichtet fast niemand über diese Geschichte. […] Sie lügen und lügen und lügen, und wenn ihre Lügen entlarvt werden, schweigen sie.

Nayib Bukele auf 𝕏

Zu dem Zeitpunkt der Kreditrückzahlung war das mittelamerikanische Land mit seinen paar Tausend gekauften Bitcoin noch zu knapp 50 % unter Wasser, konnte aber durch den Bitcoin-Tourismus und den erfolgreichen Kampf gegen die Bandenkriminalität wirtschaftlich florieren.

Bankenkrise zeigt, dass Bitcoin der sichere Hafen ist

Mitte März sorgte dann die Situation einiger Banken für Verunsicherung an den Märkten und für einen Fokus auf Bitcoin. Innerhalb von nur fünf Tagen schlossen drei US-amerikanische Kreditinstitute die Pforten: die Silvergate, Signature und Silicon Valley Bank. Eine Woche darauf gab es die Notübernahme der systemrelevanten Credit Suisse durch die UBS und wenige Wochen später mit der Schließung der First Republic Bank die zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte.

  • 08.03.2023 Silvergate Bank
  • 10.03.2023 Silicon Valley Bank (drittgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte)
  • 12.03.2023 Signature Bank (viertgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte)
  • 19.03.2023 Credit Suisse (größte Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise 2008)
  • 01.05.2023 First Republic Bank (zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte)

Bei der Silvergate und Signature Bank wurde deren Engagement im Krypto-Sektor für die Pleite verantwortlich gemacht. Letztlich war es aber bei allen Banken die vermeintlich sicherste Anlage der Welt, die sie final ins Wanken gebracht hat. In den Zeiten der lockeren Geldpolitik haben sie ihre Aktiva-Seite mit niedrig verzinsten US-Staatsanleihen vollgepackt. Als dann in Reaktion auf die Hochinflation die Zinsen angehoben wurden, sind diese stark im Wert gefallen, weil nur so die Rendite auf die bereits ausgegebenen Schuldscheine mit dem nun höheren Zinsniveau gleichziehen kann – je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto stärker dieser Effekt.

Als die Öffentlichkeit Wind von den unrealisierten Verlusten auf der Bilanz einiger Kreditinstitute bekam, begannen sie ihr Geld abzuziehen. Dies verschlimmerte die Situation, weil die betroffenen Banken die Anleihen auf ihrer Bilanz mit starken Verlusten verkaufen mussten, um ihre Kunden auszubezahlen. In den USA sind Bankeinlagen bis 250.000 US-Dollar zwar versichert, doch Unternehmen, die etwa einen großen Anteil des Kundenstammes der betroffenen Banken ausmachten, haben in aller Regel weit mehr als das auf dem Konto. Die Verunsicherung über die Solvenz einiger Kreditinstitute löste schließlich eine Art Bank Run aus – Menschen standen sogar Schlange, um an ihr Geld zu kommen.

Um Schlimmeres zu verhindern, rief die Federal Reserve das Bank Term Funding Programm (BTFP) ins Leben, womit sie Anleihen der Banken zum Ursprungswert als Sicherheit für Kredite annahm. Das Angebot wurde rege genutzt – Banken liehen sich 128 Milliarden US-Dollar größtenteils neu gedrucktes Geld. Der US-Haushalt erklärte sich noch dazu bereit, bis zu 25 Milliarden US-Dollar aus einem Notfallfonds beizusteuern.

Damit die Krise sich nicht auf der gesamten Welt ausbreitete, kooperierten zusätzlich auch mehrere große Notenbanken, um Liquidität dort bereitzustellen, wo es gerade nötig ist. Darunter die Federal Reserve, Europäische Zentralbank, Bank of England, Bank of Canada, Bank of Japan und die Schweizerische Notenbank. Letztere musste für die strauchelnde Credit Suisse auch noch tief in die Tasche greifen. Mit einer Liquiditätshilfe von bis zu 168 Milliarden Franken sorgte sie dafür, dass die Notübernahme, der damals noch einer der größten Banken der Welt, durch die UBS vonstattengeht.

Den Bitcoin-Kurs hat die Panik vor einer daraus resultierenden Finanzkrise eingangs kurzfristig mit nach unten gezogen. Als die Marktteilnehmer dann aber scheinbar realisierten, dass Bitcoin keine Bailouts braucht, es einem ermöglicht, seine eigene Bank zu sein und eine Absicherung gegen das fragile Fiat-System ist, legte der Kurs in weniger als zwei Wochen um knapp 50 % zu – von unter 20.000 auf fast 30.000 US-Dollar.

Zu dem Zeitpunkt sorgte auch der ehemalige CTO von Coinbase, Balaji Srinivasan, für Aufsehen, weil er öffentlichkeitswirksam eine Wette einging, dass aufgrund der Bankenkrise und der Gegenmaßnahmen Bitcoin innerhalb von 90 Tagen bei einer Million US-Dollar handeln wird. Seine Prognose sollte sich nicht bewahrheiten, aber laut eigener Aussage ging es ihm vielmehr darum, darauf aufmerksam zu machen, dass "sie Billionen drucken".

Streit um US-Schuldengrenze

Im Frühsommer, als sich die Bankenkrise vorerst beruhigte, waren dann alle Augen auf den US-Staatsschulden: Nachdem diese seit der Coronapandemie um fast 50 % gestiegen sind, hatten die USA ihre selbstauferlegte Schuldengrenze von 31,4 Billionen US-Dollar erreicht und einige Republikaner stellten sich einer weiteren Anhebung in den Weg, um politische Ziele durchzusetzen. Wäre es zu keiner Einigung gekommen, dann wären die USA, die wie quasi jeder andere Staat, chronisch mehr Geld ausgeben, als sie durch Steuern einnehmen, vorerst zahlungsunfähig gewesen. Dies hätte weitreichende Folgen gehabt: Haltern von US-Staatsanleihen, Beamten oder Rentnern wäre unter Umständen der Geldhahn zugedreht worden und ein Vertrauensverlust in den größten Schuldner der Welt, inklusive seiner Währung, hätte vermutlich eine Rezession von unvorstellbarem Ausmaß mit sich gezogen.

Dies kann nicht im Interesse der US-Amerikaner sein und da die Regierung ihre Schulden - die in der eigenen Währung denominiert sind - in enger Kooperation mit der eigenen Zentralbank einfach (digital) drucken können, war von vornherein klar, dass es eine Einigung geben wird, so wie es seit Beginn des Zweiten Weltkriegs bereits knapp 100 Mal der Fall war. Seither wurde die US-Schuldengrenze um mehr als den Faktor 700 angehoben.

Am 04. Juni unterzeichnete Präsident Joe Biden schließlich das neue Schuldengesetz. Der Kompromiss beinhaltete, dass die Staatsausgaben – bis auf die für das Militär und Veteranen – gekürzt und keine der von Biden geplanten Steuererhöhungen durchgesetzt werden, weshalb auch die geplante Steuer auf das Bitcoin-Mining scheiterte. Im Gegenzug dafür wurde die Schuldengrenze bis 2025 ausgesetzt. Stand jetzt haben die USA Staatsschulden in Höhe von etwa 33,9 Billionen US-Dollar – also rund 2,5 Billionen US-Dollar mehr als im Frühsommer dieses Jahres. Die Schulden, die seitdem hinzugekommen sind, entsprechend in etwa dem Dreifachen der aktuellen Marktkapitalisierung von Bitcoin.

US-Staatsschulden – Quelle: Trading Economics

BlackRocks Antrag für einen Bitcoin-Spot-ETF mischt die Karten neu

Am 15. Juni lief dann die Nachricht über den Ticker, dass der größte Vermögensverwalter der Welt einen Bitcoin-Spot-ETF auf den Weg bringen möchte. Dieses Ereignis war wegweisend für den Kurszuwachs in der zweiten Jahreshälfte, denn nach den zahlreichen Ablehnungen zuvor ging der Markt nun davon aus, dass die Chancen für grünes Licht durch die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) plötzlich gut stehen. BlackRock, so der Konsens, würde wohl keinen Antrag einreichen, wenn sie sich nicht ziemlich sicher sind, dass eine Zulassung mehr als wahrscheinlich ist. Dieser Optimismus stützt sich auf die Tatsache, dass 575 der vorherigen 576 ETF-Anträge der Investmentgesellschaft, mit fast 10 Billionen an verwalteten Vermögen, durchgewunken wurde.

Wie damals prognostiziert, hagelte es unmittelbar danach schließlich auch Anträge von anderen großen Finanzunternehmen, die auf einmal ebenfalls ein Pferd im Rennen haben wollten. Neben BlackRock haben unter anderem Fidelity Investments, Bitwise, VanEck, Wisdomtree und ARK Invest Anträge ausstehend, die auf eine Zulassung warten.

Die ETF-Anträge und die finale Zulassungs-Deadline – Quelle: @JSeyff

BlackRock-CEO spricht im TV positiv über Bitcoin

Anfang Juli hatte BlackRock-CEO Larry Fink dann seinen ersten öffentlichen TV-Auftritt seit dem ETF-Antrag seines Unternehmens. Gegenüber FOX Business beteuerte der Milliardär, dass er das Richtige für langfristig orientierte Investoren tun möchte und dafür eng mit den Regulatoren zusammenarbeitet. Seine anfängliche Skepsis gegenüber Bitcoin rechtfertigte Fink damit, dass Bitcoin zu seiner Anfangszeit noch stark für illegale Aktivitäten genutzt wurde. Nun ist er jedoch der Meinung, dass Satoshi Nakamotos Kreation die Finanzindustrie revolutionieren kann und eine Art digitales Gold ist.

Es digitalisiert Gold in vielerlei Hinsicht. Anstatt in Gold als Absicherung gegen die Inflation zu investieren, als Absicherung gegen die lästigen Probleme eines Landes oder die Abwertung Ihrer Währung, egal in welchem Land Sie sich befinden … Lassen Sie mich klarstellen: Bitcoin ist ein internationaler Vermögenswert. Er basiert auf keiner Währung und kann daher einen Vermögenswert darstellen, den Menschen als Alternative nutzen können.

Larry Fink im Interview mit CNBC

Grayscale gewinnt vor Gericht gegen die SEC

Ende August gab es ein weiteres Ereignis, das die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs wahrscheinlicher gemacht hat: Das Unternehmen Grayscale, das seinen mehr als 600.000 Bitcoin schweren Trust schon längere Zeit erfolglos versucht, in einen Spot-ETF umzuwandeln, hat diesbezüglich vor Gericht gegen die SEC gewonnen. Der US Court of Appeals for the District of Columbia Circuit wies die Aufsichtsbehörde entsprechend an, den Antrag erneut zu prüfen, da die Gründe für die bisherige Ablehnung willkürlich waren.

Obwohl der Bitcoin-Kurs nur vorübergehend positiv auf diese Nachricht reagierte, war das Urteil und der Verzicht auf Berufung seitens der SEC entscheidend für den weiteren Verlauf. SEC-Chef Gary Gensler äußerte sich einige Wochen später gegenüber dem Nachrichtensender CNBC zu dem Urteil und ließ verlautbaren, dass es die Herangehensweise der Aufsichtsbehörde an die zahlreichen Anträge beeinflusst.

Wie Sie vielleicht wissen, haben wir in der Vergangenheit eine Reihe dieser Anträge abgelehnt, aber die Gerichte hier im District of Columbia haben sich dazu geäußert, und deshalb sehen wir uns die Sache auf der Grundlage dieser Gerichtsentscheidungen noch einmal an.

Gary Gensler in einem Interview mit CNBC

Fake News leiten die Endjahresrallye ein

Das Thema Bitcoin-Spot-ETF ist schließlich aber erst wirklich im Fokus der Marktbeobachter angekommen, als eine diesbezügliche Fake News den Kurs in die Höhe schießen ließ. Cointelegraph, ein bekanntes Krypto-Nachrichtenportal, postete Mitte Oktober auf 𝕏 (ehem. Twitter), dass die SEC den Antrag von BlackRock zugelassen habe. Diese ursprüngliche Meldung, die sich auf keine Quelle bezog, verbreiteten einige namhaften 𝕏-Accounts weiter, bis sie kurz darauf als Falschmeldung enttarnt wurde.

Der mittlerweile gelöschte Tweet von @Cointelegraph

In Reaktion auf die Falschmeldung stiegt der Bitcoin-Kurs in wenigen Minuten um knapp 10 % an, um nach der Richtigstellung den gesamten Zuwachs wieder abzugeben. Obwohl dieses Debakel keine fundamentalen Auswirkungen auf Bitcoin hatte, hat es allem Anschein nach einige Marktteilnehmer erst darauf aufmerksam gemacht, wie sehr eine Zulassung den Preis beflügeln könnte. Das Ereignis leitete dann letztlich die von institutionellen Investoren getriebene Rallye von unter 30.000 auf über 44.000 US-Dollar ein – in acht aufeinanderfolgenden grünen Wochen.

Im Rahmen dieser Endjahresrallye waren dann wieder alle Bitcoin-Sparpläne, El Salvador und Unternehmen wie Tesla und MicroStrategy im Plus und Bitcoin erreichte in zahlreichen Schwellenländerwährungen neue Allzeithochs. Aufgrund der Tatsache, dass dies in etwa zeitgleich mit der Eskalation des Nahostkonflikts vonstattenging, meldete sich BlackRock-CEO Fink wieder zu Wort und behauptete, dass die Preisexplosion primär auf eine "Flucht in Qualität" von Anlegern zurückzuführen sei.

Argentinien wählt Pro-Bitcoin Präsidenten

Ende November wurde zudem die Hoffnung einiger freiheitsliebender Menschen Realität: Der selbst ernannte Anarcho-Kapitalist Javier Milei wird der gewählte Volksvertreter der Argentinier. Nach einer denkbar knappen ersten Wahlrunde konnte Milei fast 56 % der Stimmen für sich gewinnen und sich gegen den etatistischeren Kontrahenten Sergio Massa durchsetzen.

Da sich Argentiniens amtierender Präsident bereits positiv zu Bitcoin äußerte und den Geldsozialismus entschieden ablehnt, erwarten einige Bitcoin-Befürworter, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas auf kurz oder lang auf Bitcoin setzen wird.

Erste Anstrengungen in diese Richtung gibt es bereits: Mileis Regierung beschloss Ende Dezember, dass Verträge rechtswirksam sind, wenn sie in anderen Geldern denominiert sind als dem argentinischen Peso.


Wir ratifizieren und bestätigen, dass argentinische Verträge in Bitcoin abgeschlossen werden können

Außenministerin Diana Mondino auf 𝕏

Ob der Anarcho-Kapitalist wie angekündigt die Zentralbank schließen und vorübergehend primär auf den US-Dollar setzen wird, bleibt abzuwarten. Generell wird spannend zu sehen sein, welche Rolle Bitcoin künftig in Argentinien spielen wird.

MicroStrategy kauft weiter Bitcoin

Das erste börsennotierte Unternehmen, das in Bitcoin investiert hat, legte auch 2023 ordentlich nach. Über das Jahr hinweg kaufte MicroStrategy 56.650 Bitcoin für etwas mehr als zwei Milliarden US-Dollar. Damit sitzt das von Michael Saylor gegründete Softwareunternehmen auf 189.150 Bitcoin, mit einem derzeitigen Gegenwert von über 8 Milliarden US-Dollar. Die Mittel dafür kamen primär aus der Ausgabe der in diesem Jahr stärker als Bitcoin gestiegenen Aktien.

Bitcoin-Bestand von MicroStrategy – Quelle: ecoinometrics

Fair Value Accounting kommt

Anfang Dezember wurde dann auch noch offiziell verkündet, dass Bitcoin und Co. in den USA künftig endlich zum fairen Wert (Fair Value) bilanziert werden dürfen. Das bedeutet, dass Unternehmen, die Bitcoin halten, ihre Bestände zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraums zum aktuellen Marktwert als Investmentgewinne oder -verluste in ihrer Bilanz getrennt ausweisen können. Die Änderung tritt zum 15. Dezember 2024 in Kraft, kann aber schon vorher umgesetzt werden.

Dies ist insofern ein Gamechanger, als die bisherige Richtlinie (Indefinite Intengible) dazu führte, dass wenn der Kurs im Berichtszeitraum gefallen ist, der unrealisierte Verlust als ein Verlust im operativen Geschäft ausgewiesen werden musste, während ein steigender Kurs im Gegenzug nicht als Gewinn bilanziert werden konnte. Diese Problematik wäre ebenso gelöst, wenn ein Unternehmen einen Bitcoin-Spot-ETF kaufen würden, da der ETF-Mantel automatisch dafür sorgt, dass das Asset als Wertpapier zum fairen Wert bilanziert werden muss.

Laut Michael Saylor war die nicht zu umgehende, ungünstige Bilanzierungsrichtlinie ein Faktor, der viele Unternehmen davon abgehalten hat, große Bitcoin-Bestände aufzubauen.

Ich denke, dass Fair Value Accounting eine Lösung für viele börsennotierte Unternehmen darstellt, um [Bitcoin] in großen Mengen zu halten. Aus diesem Grund würden sogar Tesla oder Square [Bitcoin] nicht zu 100 oder 50, sondern zu 5 % der Bilanz halten. Wenn es 5, 2 oder 1 % sind, ist es für den Rest der Bilanz vernachlässigbar.

Michael Saylor in einem Interview

US-Regulatoren räumen auf

Die USA schienen sich im Jahr 2023 zum Ziel gesetzt zu haben, unliebsame Akteure in der Bitcoin-Industrie aus dem Weg zu räumen und durch etablierte Player zu ersetzen. Nachdem im Frühling mit der Silvergate und Signature Bank bereits zwei Banken geschlossen wurden, die wichtige Player im Krypto-Markt waren, wurde rege diskutiert, ob dahinter der Plan der Wall Street und der US-Regierung steht, den Sektor an sich zu reißen.

Im Jahr 2023 breiteten sich immer mehr etablierte Unternehmen in der Bitcoin-Landschaft aus, während neben Coinbase auch die aktuell noch größte Krypto-Börse Binance von der SEC verklagt und der CEO zum Rücktritt und einem Schuldeingeständnis gedrängt wurde. Neben den ETF-Anträgen von BlackRock und Co. haben Investmentgiganten – darunter Fidelity Investments und die Charles Schwab Corporation – mit EDX Markets eine gemeinsame Exchange für Bitcoin und Kryptowährungen gelauncht, die sich vorerst an institutionelle Investoren richtet, in Zukunft aber auch vermehrt den umstrittenen Unternehmen Marktanteile streitig machen kann. Ende des Jahres verkündete dann auch noch der CEO des großen Krypto-Unternehmens Digital Currency Group seinen Rücktritt aus dem Vorstand des Tochterunternehmens Grayscale, das ebenfalls einen ETF-Antrag ausstehend hat. Zudem wird JPMorgan, die nach Marktkapitalisierung größte Bank der Welt, als autorisierter Teilnehmer bei den Bitcoin-Spot-ETFs mitmischen.

Wie viel von der alten Bitcoin-Industrie in einem Jahr noch übrig sein wird, bleibt abzuwarten. Da die Wall Street aber großes Interesse zeigt und die USA sich bereits entschieden für das Bitcoin-Mining geöffnet haben, sieht das alles eher nach einem Aufräumprozess und der Schaffung regulatorischer Klarheit aus, wodurch der nicht zu kontrollierenden Kreation Satoshi Nakamotos eher Legitimität zugesprochen wird.

Ausblick: Bullenmarkt 2024?

Die Voraussetzungen für einen steigenden Bitcoin-Kurs im Jahr 2024 sind fast schon zu perfekt. Neben potenziellen Überraschungen, wie dass große Unternehmen, Zentralbanken oder Staaten, auf Bitcoin setzen, könnten die folgenden drei großen fundamentalen Preistreiber im kommenden Jahr den Weg für ein Kursfeuerwerk ebnen:

1. Halving-Zyklus

Alle 210.000 Blöcke wird die Belohnung der Bitcoin-Miner je Block halbiert. Die sogenannte Block-Subsidy sorgt dafür, dass neue Bitcoin in den Umlauf kommen. Ab dem Halbierungszeitpunkt kommen entsprechend weniger neue Coins hinzu, mit denen das stetige Kaufinteresse teilweise befriedigt werden kann. In der Vergangenheit hat das Halving immer zu einer Art Angebotsschock geführt, der den Bitcoin-Kurs beflügelt hat. Gepaart mit der Tatsache, dass aktuell so wenige Bitcoin auf zentralisierten Börsen liegen, wie seit fast sechs Jahren nicht mehr, darf der potenzielle Einfluss des Halvings nicht unterschätzt werden.

Seit dem ersten Bitcoin-Halving im Jahr 2012 folgt der Kurs in etwa dem gleichen Zyklus: Wenige Monate nach dem Halving knackt der Kurs das bisherige Allzeithoch und steigt anschließend in immer neue Höhen, angetrieben dadurch, dass ein steigender Preis neue Investoren anlockt. In dem Jahr nach dem Halving erreicht der Bitcoin dann einen neuen vorübergehenden Höchststand und schlägt dann für ungefähr ein 12 Monate einen steilen Abwärtstrend ein. Nach dieser Korrektur beginnt in dem Jahr vor dem Halving dann die Erholung und das Ganze geht von vorn los.