Die Investmentgiganten Citadel Securities, Fidelity Investments, Charles Schwab Corporation und Sequoia Capital haben eine neue Handelsplattform für Bitcoin und Kryptowährungen ins Leben gerufen. Das geht aus einer Pressemitteilung vom Dienstag, dem 20.06.2023 hervor, die gleichzeitig auch den offiziellen Start der Börse verkündet, über die in den letzten Wochen schon im Verborgenen gehandelt wurde. Die Plattform heißt EDX Markets und soll bisher gesichert nur den Handel mit Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Bitcoin Cash anbieten.

Nach dem Antrag von Blackrock für einen Bitcoin-Spot-ETF und dem der Deutschen Bank für eine Verwahrlizenz für digitale Vermögenswerte, ist das eine weitere Meldung innerhalb kürzester Zeit, die ein großes Interesse traditioneller Finanzunternehmen an Bitcoin zum Ausdruck bringt.

EDX Markets

Zu den Gründungsinvestoren von EDX Markets gehören einige prominente US-Finanzunternehmen. Darunter der bekannte Anbieter von Fondsprodukten, Fidelity Investments, einer der weltweit größten Wertpapier-Broker, Citadel Securities, der Risikokapitalgeber Sequoia Capital und die Charles Schwab Corporation, ein führender Anbieter von Finanzdienstleistungen. Dass die Unternehmen an ihrer eigenen Kryptobörse arbeiten, ist jedoch schon einige Monate bekannt.

EDX Markets möchte "den sicheren und gesetzeskonformen Handel mit digitalen Vermögenswerten über vertrauenswürdige Vermittler" ermöglichen. Das seriöse Image sowie die Erfahrung der Finanzgiganten im Hintergrund dient dabei als starkes Verkaufsargument.

Wir sind bestrebt, das Beste aus dem traditionellen Finanzwesen auf die Kryptowährungsmärkte zu bringen, mit einer Infrastruktur, die von Marktexperten aufgebaut wurde, um wichtige institutionelle Best Practices einzubetten. Mit der Unterstützung unserer neuen und wachsenden Liste von Investoren und Kunden sind wir stolz, den Handel zu starten und freuen uns auf weitere Verbesserungen unseres Angebots. [...]

Wir glauben, dass Kryptowährungen gekommen sind, um zu bleiben, aber damit sie sich als Anlageklasse entwickeln können, müssen sie die Regeln und den Anlegerschutz übernehmen, die im traditionellen Finanzwesen gelten.

- Jamil Nazarali, CEO von EDX Markets

Für die Weiterentwicklung des Angebots möchte EDX noch weitere Investoren mit an Bord holen. Im Verlaufe des Jahres soll etwa mit EDX Clearing noch eine Clearingstelle eingeführt werden, über die Trades durch eine zentrale Gegenpartei effizienter abgewickelt werden sollen.

EDX Markets setzt zudem auf ein "einzigartiges, Non-Custodial-Modell, das Interessenkonflikte abmildern soll". Das bedeutet, dass EDX nicht selbst die digitalen Assets der Kunden verwahrt, sondern lediglich die Trades über die Plattform abwickelt. Wie das Marktplatz-Angebot, das sich primär an Institutionelle zu richten scheint, letztendlich genau aussehen wird, bleibt abzuwarten. Laut der Selbstbeschreibung im LinkedIn-Profil von EDX Markets wurde der Marktplatz nämlich "entwickelt, um die Bedürfnisse sowohl von Krypto-nativen Unternehmen als auch von den größten Finanzinstituten der Welt zu erfüllen". Vorstellbar ist nichtsdestotrotz, dass die Finanzgiganten eigene Applikationen für Privatpersonen darauf aufbauen werden.

Die Landschaft der Kryptobörsen verändert sich

Nach dem FTX-Debakel und kurz nach den Klagen der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) gegen Coinbase und Binance steht es um das Ansehen der traditionellen Kryptobörsen nicht besonders gut. Unter dem Vertrauensverlust in die Kryptobörsen hat nicht zuletzt auch der Bitcoin-Kurs gelitten.

Die Nachrichtenlage der letzten Wochen lässt nun vermuten, dass die sich Unternehmenslandschaft rund um Bitcoin und Co. grundlegend verändern wird. Blackrock könnte etwa der Digital Currency Group respektive Grayscale mit ihrem Bitcoin-ETF Marktanteile wegnehmen und ein Venture der US-Finanzelite Kryptobörsen wie Binance.

Da sind Vermutungen, dass der vermeintliche "Crackdown" der letzten Monate, der sich auch auf Banken mit Kryptobezug, wie Silvergate und Signature Bank, ausweitete, nicht von Ungefähr kommt, durchaus nachzuvollziehen.

Es tut mir leid, aber nachdem ich gesehen habe, dass Blackrock, Fidelity, Citadel, Schwab und jetzt auch die Deutsche Bank, alle #Bitcoin-ETFs, Spot-Börsen usw. beantragen, nur ein paar Tage, nachdem die SEC eine TRO [einstweilige Verfügung] gegen Binance erlassen hat und Coinbase verklagt… wie kann man nicht denken, dass dieses ganze letzte Jahr ein riesiger Insider-Job war, der zwischen den Wall Street Parasiten und den staatlichen Regulierungsbehörden koordiniert wurde, damit sie aufholen konnten…

- Preston Pysh, Bitcoin-Podcaster auf Twitter

Fazit

Ob die US-Finanzelite mit den Regulierungsbehörden hinter verschlossenen Türen zusammengearbeitet hat, werden wir wohl nie erfahren. Die Tatsache, dass traditionelle Wall Street Firmen verstärkt Interesse an Dienstleistungen rund um Bitcoin verkünden, ist nichtsdestotrotz positiv zu werten. Es scheint sich eine sauber aufgestellte Firmenlandschaft ohne eigene Token, den Verkauf von eindeutig unregistrierten Wertpapieren sowie die Veruntreuung von Kundengeldern zu entwickeln. Und selbst wenn die Regulierungsbehörden im Sinne der Finanzgiganten agiert hat, wird dadurch zumindest ein Bitcoin-Verbot unwahrscheinlicher, da es nun nicht mehr im Sinne der vermeintlich bevorzugten Finanzlobby sein kann.

Der Bitcoin-Kurs hat im Angesicht der neusten Nachrichten positiv reagiert. Man könnte meinen, dass immer mehr Marktteilnehmer eine hohe Nachfrage von institutionellen Investoren antizipieren, für die jetzt langsam aber sicher die Infrastruktur geschaffen wird.

Das Zeitfenster, Bitcoin noch vor den Institutionellen zu kaufen, schließt sich.

- Michael Saylor auf Twitter