Skip to main content

Stablecoin UST sorgt für Krise auf dem Bitcoin Markt

Am von
Luna UST Bitcoin

Der bekannte algorithmische Stablecoin UST rutschte gestern kurzzeitig um fast 35% ab und löste damit eine Krise auf dem Bitcoin Markt aus. Die Organisation hinter dem UST, die Luna Foundation Guard, versuchte mithilfe ihrer Bitcoin Reserven den UST Token wieder auf seinen ursprünglichen Gegenwert von einem US-Dollar zu stabilisieren und sorgte damit für einen Abverkauf an den Bitcoin Märkten.

Auslöser für den Crash

Der Auslöser für den Bruch des Stablecoins war das Anchor Protokoll. Dieses ermöglicht seinen Nutzer bis zu 20% Rendite auf den UST Stablecoin zu erhalten. In den letzten Tagen verloren immer mehr Nutzer das Vertrauen in den UST und zogen ihr Kapital aus dem Protokoll ab. Dieser Trend verschlimmerte sich nach und nach und es kam zu einem digitalen Bankensturm auf das Anchor Protokoll.

Das Kapital des Anchor Protokolls halbierte sich innerhalb von drei Tagen von 16 Milliarden US-Dollar auf 7,5 Milliarden US-Dollar und führte zu einem Abverkauf des Stablecoins. Der Wert des UST Tokens ist allerdings nicht durch Vermögenswerte gesichert wie beispeilsweise der USD-Tether (USDT), sondern algorithmisch über den Luna Token. Luna werden verbrannt und neue UST erstellt, wenn der UST-Preis über einem US-Dollar liegt. Durch die Ausweitung des verfügbaren Angebots reduiziert sich entsprechend der Preis. Wenn der UST Token hingegen unter einem US-Dollar liegt, werden UST verbrannt und neue Luna-Token geprägt. Mehr Informationen zu diesem Mechanismus findest du hier.

Der Total Value Locked brach innerhalb von drei Tagen um 50% ein. Quelle: Stelareum

Das Problem des UST

Durch das Zusammenspiel zwischen UST und Luna lässt sich der UST-Kurs meistens stabilisieren. Allerdings hat das Projekt einen großen Schwachpunkt. Fällt der UST, werden mehr Lunas geprägt und damit steigt der Inflationsdruck auf die Kryptowährung. Dies kann negative Folgen auf den Preis von Luna haben. Im schlimmsten Fall fallen die Preise von Luna und UST im Gleichschritt und bedrohen damit den Kurs des Stablecoins.

Um dieses Problem zu lösen, legte die Luna Foundation Guard kürzlich große Bitcoin Reserven an. Über die letzten Monate akkumulierte die Foundation 80.300 Bitcoins und wurde dadurch nach MicroStrategy zu einem der größten Bitcoin-Besitzer. Wenn der Luna Token so signifikant fällt, dass die UST-Bindung von einem US-Dollar gefährdet ist, verkauft die Luna Foundation Guard einen Teil ihrer Bitcoin Reserven für UST und versucht somit den UST Token zu stabilisieren. Dies soll passieren, wenn der Stablecoin unter einen Wert von 0,98 US-Dollar fällt.

Mit dem Vertrauensverlust in das Anchor Protokoll trat genau dieser Fall ein. Der UST Token und Luna brachen gleichzeitig ein. Zwischenzeitlich wurde der UST Token bei nur noch etwa 60 Cent gehandelt. Luna verlor innerhalb der letzten 24h die Hälfte seines Wertes und wird aktuell bei 31 US-Dollar gehandelt. Die Luna Foundation Guard versuchte daraufhin, mit ihren Bitcoin Reserven den UST zu stabilisieren und leerte diese mittlerweile vollständig. Mehr als 52.000 BTC wurden anscheinend direkt durch die LFG verkauft, andere an OTC-Trader „verliehen“, die damit UST kaufen sollten. Neben der allgemeinen schwierigen Marktlage dürfte dieser Verkauf mit einem Gegenwert von circa 4 Milliarden US-Dollar als der Hauptgrund des gestrigen Bitcoinabsturzes sein.

Die Luna Foundation Guard verkaufte in kurzer Zeit den kompletten Bestand von mehr als 80.000 BTC. Quelle: LFG

Die Kritiker von Luna hatten Recht

Als die Luna Foundation Guard im März zum ersten Mal Bitcoin kaufte, sorgte dies innerhalb der Bitcoin Community für viel Diskussionsbedarf. Denn schließlich kaufte die Stiftung große Mengen an BTC, die nun mit dem Erfolg eines Altcoins verknüpft waren. Es wurde primär über die Nachhaltigkeit des Luna Protokolls diskutiert, denn sollte das Projekt scheitern, hätte dies wie oben bereits erwähnt unmittelbare Folge auf den Bitcoin-Preis.

Nach dem gestrigen Tag ist nun klar, dass die Kritiker von Luna recht hatten. Die Entwickler des Protokolls konnten nicht für die Nachhaltigkeit des Projekts sorgen. Obwohl die Foundation inzwischen deren gesamten Bitcoin-Bestand verkauft hat, wird der UST noch immer bei etwa 0,9 US-Dollar, also 10% unter seinem angestrebten Nennwert gehandelt. Ob und wie sich der UST-Token wieder auf einem US-Dollar einpendeln wird, ist noch offen.

Ein weiterer Kritikpunkt war das aggressive Marketing der Luna Foundation Guard. Der Vorsitzende der Foundation, Do Kwon, erklärte Anfang April noch, dass die Foundation nach Satoshi Nakamoto der zweitgrößte Bitcoin-Besitzer werden möchte. Die großen Versprechen von vielen Altcoin-Projekten, die jedoch zumeist nicht eingehalten werden (können), sind ein häufiger Kritikpunkt seitens Bitcoin-Community. Die Luna Foundation Guard reiht sich nun in diese Liste ein.

Fazit

Selbst die größten Kritiker des Projekts haben wahrscheinlich nicht erwartet, dass das Bitcoin-Stablecoin Projekt von Luna so schnell scheitern wird. Auch hatte das Projekt wie befürchtet einen direkten Einfluss auf den Bitcoin-Kurs. Gestern stürzte dieser um 11% ein und fiel kurzzeitig unter die 30.000 US-Dollar Marke. Letztlich kann man wahrscheinlich froh sein, dass das Luna Projekt gescheitert ist, denn hätte die Foundation noch mehr Bitcoins besessen, hätte dies zu einem noch größeren Kurssturz führen können. Aktuell kann niemand sagen, wie es mit dem Luna Projekt weitergehen wird. Denn nach dem kompletten Abverkauf der BTC-Reserven hat die Foundation nun nur noch wenige Möglichkeiten den Stablecoin wieder zu stabilisieren. Die Luna Thematik zeigte wie so oft, dass Worte und Realität in der Welt der Kryptowährungen weit voneinander entfernt liegen und eine gewisse Grundskepsis im Krypto-Raum gegenüber solchen Projekten zumeist angebracht ist.