Über das vergangene Jahr hinweg wurde immer wieder über einen möglichen Zahlungsausfall von El Salvador spekuliert. Nun gab der salvadorianische Präsident Nayib Bukele bekannt, die für den 24. Januar fälligen Schuldzahlungen in Höhe von 800 Millionen US-Dollar, vollständig beglichen zu haben. Gleichzeitig kritisierte der Präsident die westliche mediale Darstellung der finanziellen Situation von El Salvador.

El Salvador zahlt seine Schulden zurück

Insgesamt hält das Land in Mittelamerika 2381 Bitcoin im Wert von 54 Millionen US-Dollar und verzeichnete damit einen unrealisierten Verlust von knapp 50% gemessen in US-Dollar. Das Bitcoin-Experiment von El Salvador besorgte die internationalen Ratingagenturen, welche die Kreditwürdigkeit von El Salvador beurteilen und damit maßgeblich einen Einfluss darauf besitzen, zu welchen Konditionen El Salvador frisches Kapital auf den internationalen Märkten erhält. Die Ratingagentur Moody’s stufte im vergangenen Mai die Kreditwürdigkeit von El Salvador auf CCC herunter, das in der Branche auch als Junkbond (dt. Müllanleihe) bezeichnet wird und damit auf einen möglichen Zahlungsausfall von El Salvador hindeutete.

Ein weiterer Grund für die Herabstufung waren Zweifel, ob El Salvador seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen wird. Dabei stand eine fällige Rückzahlung von Eurobonds für Januar 2023 im Mittelpunkt. Die Ratingagentur Fitch, welche ebenfalls die Kreditwürdigkeit von El Salvador herabstufte, erklärte:

„Die Herabstufung spiegelt erhöhte Finanzierungsrisiken wider, die sich aus einer erhöhten Abhängigkeit von kurzfristigen Schulden, einer im Januar 2023 fälligen Rückzahlung von Eurobonds in Höhe von 800 Millionen US-Dollar und einem immer noch zu hohen Haushaltsdefizit ergeben.“

Fitch

Präsident Bukele kündigte am Dienstag die vollständige Rückzahlung der Eurobonds an, welche am 24. Januar fällig wurden. El Salvador kam damit fristgerecht seinen Verpflichtungen nach. Da der Staat bereits zuvor einen Teil der Schulden zurückkaufte, fielen gestern nur noch 604 Millionen US-Dollar an Rückzahlungen an. Die Befürchtungen der Ratingagenturen trafen damit nicht ein. Ob das Geld für die Rückzahlung aus dem eigenen Haushalt kam, oder Fremdkapital beschafft wurde, darüber ist bisher nichts bekannt.

Bukele kritisiert die mediale Berichterstattung

Präsident Bukele nahm die geleistete Rückzahlung als Anlass für einen Rundumschlag gegen die mediale Berichterstattung im vergangenen Jahr. Er beschwerte sich, dass „Hunderte Artikel“ prophezeit hatten, dass sein Land seinen Verpflichtungen aufgrund seiner Bitcoin-Wette nicht nachkommen könnte. Über die Rückzahlung der Schulden wurde dagegen laut ihm kaum berichtet:

„Im vergangenen Jahr sagten fast alle internationalen Nachrichtenagenturen der alten Finanzwelt voraus, dass El Salvador aufgrund seiner Bitcoin-Wette bis Januar 2023 mit seinen Schulden in Verzug geraten würde (da wir eine 800-Millionen-Dollar-Anleihe hatten, die heute fällig wurde).

Es waren buchstäblich Hunderte Artikel.

Nayib Bukele, Präsident El Salvador

Tatsächlich berichteten die westlichen Nachrichtenseiten kaum über die Rückzahlung von El Salvador. Lediglich die Nachrichtenportale Bloomberg und Reuters veröffentlichten einen Beitrag zu der Tilgung, nachdem Präsident Bukele den Tweet abgesetzt hatte. Beide Artikel befinden sich allerdings hinter einer Paywall.

Zweifelhafte journalistische Arbeit

Das Bitcoin-Experiment von El Salvador ist einzigartig und zieht damit die Leser an. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass Nachrichtenseiten über das kleine Land in Mittelamerika ausführlich berichten. Allerdings hatte die Bitcoin-Community schon seit Längerem die Vermutung, dass die Berichterstattung zu El Salvador teilweise einseitig war. Die geringe Anzahl von Berichten über die Rückzahlung der Schulden durch die salvadorianische Regierung bestätigen diese Einschätzung.

Zudem war ein möglicher Zahlungsausfall des Landes aufgrund seines Bitcoin-Experimentes seit Beginn äußerst unwahrscheinlich. El Salvador verzeichnete einen unrealisierten Verlust in Höhe von ca. 50 Millionen US-Dollar. Die gesamten Auslandsverpflichtungen von El Salvador belaufen sich laut Bloomberg auf 6,4 Milliarden US-Dollar. Um von dieser Differenz auf einen Zahlungsausfall des ganzen Landes zu schließen, zeugt von einer fragwürdigen Arbeit, sowohl von den Journalisten als auch von den Ratingagenturen. Solange das Land seinen Verpflichtungen nachkommt, sollte das Land wie jeder andere Schuldner behandelt werden, unabhängig von seinem Bitcoin-Experiment.

Ausblick

Die Rückzahlung der Eurobonds zeigt, dass die Bitcoin-Politik von El Salvador die Zahlungsfähigkeit des Staates nicht gefährdet. Auch sprechen die Zahlen gegen einen zukünftigen Zahlungsausfall von El Salvador. Das Land hat nach seinen gestrig getätigten Rückzahlung noch etwa 6,4 Milliarden US-Dollar an Auslandsanleihen offen, wobei laut Bloomberg die nächste größere Rückzahlung erst im Jahr 2025 fällig ist. Auch hier hat El Salvador bereits einen Teil seiner Schulden zurückgekauft, sodass nur noch 348 Millionen US-Dollar in knapp zwei Jahren am 30. Januar 2025 fällig sind. Damit hat El Salvador und Präsident Bukele genügend Zeit, die Bitcoin-Adoption im Land voranzutreiben und damit der Medienlandschaft zu zeigen, dass Bitcoin und eine vernünftige Haushaltspolitik miteinander vereinbar sind.


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