Der größte Vermögensverwalter der Welt möchte einen eigenen Bitcoin-Spot-ETF auf den Markt bringen. Am 15. Juni 2023 reichte Blackrock den Antrag bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC ein. Die Tatsache, dass derartige Anträge bisher stets abgelehnt wurden, schreckt das einflussreiche Unternehmen, mit einem verwalteten Vermögen von rund 10 Billionen US-Dollar, nicht ab.

iShares Bitcoin Trust

Mit der Marke iShares gehört Blackrock der weltweit größte Anbieter von ETFs. Der Bitcoin-Spot-ETF soll "iShares Bitcoin Trust" heißen und an der US-Technologiebörse Nasdaq handelbar sein.

Für die Verwahrung und die Transaktionen wird mit Coinbase zusammengearbeitet. Blackrock bietet in Zusammenarbeit mit Coinbase bereits Bitcoin-Dienstleistungen für institutionelle Kunden an.

Das Entscheidende ist, dass das Wertpapier gegen echte Bitcoin eintauschbar sein soll. Wie viele Satoshis ein Anteil repräsentieren soll, geht aus dem Antrag nicht hervor.

"Der Trust beabsichtigt die kontinuierliche Ausgabe von Anteilen. Der Trust gibt Anteile nur in Bündeln von 40.000 oder einem ganzzahligen Vielfachen davon aus und löst sie ein. […] Diese Transaktionen finden im Tausch gegen Bitcoin statt."

- aus dem Antrag

Obwohl das Produkt "Trust" heißen soll, wäre es praktisch gesehen ein Spot-ETF, bekräftigen Experten. In den USA wurde noch kein Produkt dieser Art zugelassen. Bisher gibt es lediglich Bitcoin-Futures-ETFs, bei denen keine echten Bitcoin hinterlegt sind, und den Grayscale Bitcoin Trust, bei dem die Anteile nicht gegen echte Bitcoin eingetauscht werden können, obwohl diese damit hinterlegt sind. Letzterer handelt aus diesem Grund mit einem Abschlag von über 30% zum Bitcoin-Kurs.

Bei einem Wertpapier, das hingegen in das zugrundeliegende Asset getauscht werden kann, würde der Preis gleichziehen. Preisabweichungen würden durch den dann möglichen Arbitrage-Handel umgehend ausgeglichen werden.

Grayscale versucht bisher vergebens, den eigenen Trust in einen Bitcoin-Spot-ETF umzuwandeln. Gegen die Ablehnung von der SEC reichte Grayscale Klage ein. Anträge von VanEck oder Ark Invest für einen Spot-ETF wurden ebenfalls ablegehnt.

Motive für Blackrock

Blackrock ist nicht dafür bekannt, Anträge einzureichen, die abgelehnt werden. Auf 575 genehmigte Anträge soll gerade mal ein Abgelehnter kommen. Aus diesem Grund nehmen Marktbeobachter an, dass das mutmaßlich einflussreichste Unternehmen der Welt sich sicher ist, dass der Antrag Erfolg haben wird. Mutmaßlich, weil Blackrock mit einem Urteil zugunsten von Grayscale rechnet.

Der Abschlag des Grayscale Bitcoin Trust ist in Reaktion auf die Meldung deutlich zurückgegangen. Das signalisiert, dass Marktteilnehmer es jetzt als wahrscheinlicher ansehen, dass Bitcoin-Spot-ETFs auf breiter Front zugelassen werden.

GBTC Discount - Quelle: YCHARTS

Es ist durchaus von Vorteil, eines der ersten Unternehmen zu sein, das einen bestimmten ETF anbietet. Das darauf wartende Anlagekapital würde die erste Möglichkeit vermutlich direkt ergreifen. Und ist das meiste Anlagevolumen in einem ETF, dann kann, auch bei niedrigeren Gebühren als die Konkurrenz, am meisten Geld verdient werden. Aus diesem Grund kann damit gerechnet werden, dass nun noch weitere ETF-Anbieter Anträge einreichen werden, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Einen Tag nach dem Antrag Blackrocks reichte bereits das Unternehmen BitWise seinen Antrag neu ein.

Nutzen eines Bitcoin-Spot-ETF

Die Tatsache, dass Blackrock einen Bitcoin-ETF anbieten will, zeigt, dass eine gewisse Nachfrage vorhanden ist. Einigen Marktteilnehmern ist es tatsächlich nur erlaubt, in ebendiese Produkte zu investieren. Hinzu kommen Investoren, die sich nicht zutrauen, ihre Bitcoin selbst zu verwahren sowie den Bitcoin-Börsen nicht trauen.

Dabei sollte man sich aber bewusst sein, dass man sich einem Kontrahentenrisiko aussetzt, dem man mit Bitcoin in Selbstverwahrung nicht ausgesetzt ist. Blackrock stellt in dem Antrag beispielsweise heraus, dass Uneinigkeit darüber bestehen könnte, welcher Bitcoin im Endeffekt der "Echte" ist.

"Der Sponsor kann auch mit den Anteilsinhabern, der Bitcoin-Depotstelle, anderen Dienstleistern, dem Index-Administrator, Kryptowährungsbörsen oder anderen Marktteilnehmern uneins darüber sein, was allgemein als Bitcoin akzeptiert wird und daher für die Zwecke des Trusts als "Bitcoin" gelten sollte, was sich infolgedessen ebenfalls nachteilig auf den Wert der Anteile auswirken kann."

- aus dem Antrag

Eine solche Passage in dem Antrag sollte jedoch eher als eine Absicherung verstanden werden - Nicht das jemand, der behauptet Satoshi Nakamoto zu sein, Blackrock anklagt, weil sie aus seiner Sicht den "falschen Bitcoin" anbieten. Im Interesse Blackrocks wird es nämlich wohl kaum sein, die Kunden zu verärgern sowie die eigene Vertrauenswürdigkeit zu verspielen.

Fazit

Obwohl das Produkt für die meisten Bitcoiner vermutlich nicht interessant sein wird, ist der Antrag eine positive Nachricht. Zum einen bekräftigt er auf ein Neues die Zuversicht Blackrocks in die Zukunft des Bitcoin. Zum anderen könnte sich eine Zulassung, die mit Blackrocks Antrag nun wahrscheinlicher erscheint, positiv auf den Bitcoin-Kurs auswirken. Das US-amerikanische Kapital, das noch an der Seitenlinie wartet, könnte dann nämlich endlich in Bitcoin fließen.


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