In der letzten Woche veröffentlichte die United Nations University zusammen mit der American Geophysical Union eine fragwürdige Studie über den ökologischen Fußabdruck von Bitcoin. Dazu wurden die CO₂-Emissionen sowie die Nutzung von Wasser und Landfläche untersucht. In dieser Studie wurden jedoch veraltete Daten und bereits mehrfach widerlegte Quellen verwendet und ein ebenso altes Narrativ bedient – Blocktrainer.de berichtete. Zahlreiche deutschsprachige Medien griffen diese Studie nun auf und verbreiteten das fehlerhafte Narrativ und die damit verbundene negative Stimmung gegen Bitcoin im DACH-Raum weiter.

Grobe Fehleinschätzungen

Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der Studie soll an dieser Stelle nicht noch einmal erfolgen. Trotzdem soll dieser Beitrag einige fehlerhafte Aspekte klarstellen, die von den deutschsprachigen Medien weiterverbreitet werden. Neben der Berichterstattung vom Spiegel, von Heise, n-tv und Welt ist der Artikel von t-online am ausführlichsten. Was alle Beiträge eint, ist sowohl die Verwendung einer Studie, die falsche Quellen und nicht mehr aktuelle Daten benutzt, als auch die fehlerhaften Einschätzungen, die ungeprüft übernommen wurden. Eine kurze Internet-Recherche oder einfach ein Besuch auf Blocktrainer.de hätte gereicht, um zahlreiche Gegenargumente zu finden, die die Studie der UN mehr als nur infrage stellen. Insbesondere in diesem Jahr wurden zahlreiche Studien und Beiträge veröffentlicht, die die gegensätzliche Perspektive beleuchten, die allem Anschein nach jedoch nicht in das gewünschte Narrativ passt. So werden weitere fehlerhafte Schlussfolgerungen gezogen und Sätze formuliert, die sich nicht auf belegbare Fakten, sondern lediglich auf Annahmen beziehen. Der einzige Grund, der dies erklären könnte, ist der, dass man Bitcoin in ein schlechtes Licht rücken will.

Es ist […] anzunehmen, dass die CO₂-Emissionen mittlerweile gestiegen sein dürften.

t-online

Diese Annahme ist leider falsch und die Zahlen und Fakten zeichnen ein gegenteiliges Bild. Tatsächlich sind die Emissionen trotz des kontinuierlichen Wachstums des Bitcoin-Netzwerks leicht zurückgegangen. Im Bezug auf den Stromverbrauch hat sich der CO₂-Ausstoß des Bitcoin-Netzwerks von Anfang 2020 (600 g/kWh) bis Mitte 2023 (299 g/kWh) sogar mehr als halbiert. Die meisten globalen Branchen weisen eine viel höhere Emissionsintensität auf – der Bitcoin-Sektor hat in Wirklichkeit nur eine der niedrigsten.

Die fragwürdige Studie betont darüber hinaus die große Abhängigkeit des Bitcoin-Netzwerks von fossilen Energiequellen. Dies mag auf den von der Studie betrachteten Zeitraum (Anfang 2020 bis Ende 2021) teilweise zutreffen. Doch in Wirklichkeit ist die Bitcoin-Branche heute die weltweit am nachhaltigsten betriebene Branche. Innerhalb kürzester Zeit nach dem allgemeinen Bitcoin-Verbot in China Mitte 2021 hat sich die Nachhaltigkeit enorm verbessert. Die Branche bezieht mehr als die Hälfte des Energiebedarfs (52,6%) aus nicht fossilen Energiequellen – Tendenz steigend. Dabei ist die Hauptenergiequelle mit 23,1% die Wasserkraft. Das Bitcoin-Netzwerk verwendet also zum Großteil nachhaltige Energiequellen.

Während die Wasserkraft eigentlich als nachhaltig gilt, übernehmen die deutschen Medien die Ansätze der fragwürdigen UN-Studie und legen die Wasserintensitität bei der Stromerzeugung negativ aus. Die Nutzung von Wasser und Landfläche würde den ökologischen Fußabdruck verschlechtern. Ist Wasserkraft also schlecht für die Umwelt, so wie es die Studie suggeriert? Da das Wasser durch ein Wasserkraftwerk nicht kontaminiert wird, ist diese Argumentation nur schwer nachvollziehbar. Das Gleiche gilt für die genutzte Landfläche. Es ist praktisch nicht möglich, Kraftwerke oder Bitcoin-Mining-Anlagen zu errichten, ohne Landfläche zu verwenden. Es scheint so, als würde man hier nach jedem Stromhalm greifen, der sich anbietet. So kann man letztlich viele Vergleiche und Verbildlichungen anführen, die die angeblich dramatischen Auswirkungen von Bitcoin auf die Umwelt verdeutlichen und das gewünschte Narrativ unterstützen sollen.

Kampagne gegen Bitcoin?

Es scheint so, als würden die deutschen Medien die Studie für eine Kampagne gegen Bitcoin benutzen. Entweder lässt die journalistische Qualität zu wünschen übrig oder es werden bewusst zahlreiche Studien ignoriert, die das Narrativ des umweltbelastenden Energieverbrauchs von Bitcoin und den damit verbundenen Risiken widerlegen und nicht mehr haltbar machen. Dies wird vor allem an der Tatsache deutlich, dass die Medien den Umstieg von Proof of Work zu Proof of Stake fordern. Die Studie und die deutschen Medien schließen sich hier somit der Change-the-Code“-Kampagne von Greenpeace an, die im Übrigen vom Initiator des Altcoin-Projektes "Ripple (XRP)" finanziert wird. Lobbyismus, um Bitcoin in ein schlechtes Licht zu rücken und das eigene Projekt besser dastehen zu lassen, ist heutzutage leider Realität.

Darauf deutet auch hin, dass in den obigen Artikeln und der Studie die Chancen für die Bekämpfung des Klimawandels, die Bitcoin bietet, überhaupt nicht thematisiert werden. Bitcoin-Mining kann nachhaltige Energiequellen fördern und subventionieren, Emissionen reduzieren, Stromnetze stabilisieren, Elektrizität zugänglich machen oder für verschiedene Konzepte der Abwärmenutzung (Heizen) verwendet werden.

Um sich selbst einen Überblick über die unterschiedlichen Verwendungszwecke und Möglichkeiten von Bitcoin sowie über die Gegenargumente für die UN-Studie und die darauf aufbauende Berichterstattung bzw. Kampagne gegen Bitcoin zu machen, haben wir euch unsere Beiträge verlinkt:

Bitcoin-Mining und die Bekämpfung des Klimawandels:
- Studie des Institute of Risk Management
- Bericht vom Wissenschaftsmagazin Challenges

Chancen für Umwelt und Gesellschaft:
- Bericht von KPMG