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In einem Beitrag für das Bloomberg Terminal beschäftigt sich der Analytiker James Douglas Coutts genauer mit dem Energie-Narrativ des Bitcoin-Minings.

Verbesserte Verfügbarkeit von Daten

Am 14. September veröffentlichte der Bloomberg-Analyst einen Beitrag mit dem Titel „Bitcoin and the Energy Debate“ (z. Dt.: „Bitcoin und die Energiedebatte“). Auf der Plattform 𝕏 fasst er den Beitrag zusammen und beschreibt seine Einschätzung über die Kritik am Bitcoin-Mining, die sich seit 2016 verstärkt hat.

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Die Branche sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, dass der hohe Energieverbrauch beim Schürfen der Kryptowährung ihren CO₂-Fußabdruck nicht nachhaltig macht, aber eine verbesserte Datentransparenz widerspricht dieser Behauptung.

Jamie Coutts für Bloomberg Intelligence, Quelle: Bloomberg Terminal / 𝕏

Coutts lobt zunächst die Verfügbarkeit, die Transparenz und die Modellierung von Daten, die durch das Engagement verschiedener Beteiligter eine enorme Verbesserung erfahren haben und weiterhin verbessert werden. Er nennt in diesem Zusammenhang den Umweltaktivisten und Unternehmer Daniel Batten, den Analytiker Willy Woo, den Mining-Experten Jaran Mellerud und das Kryptoanalyse-Unternehmen Coinmetrics, die auf der Pionierarbeit der Cambridge-Universität aufgebaut haben.

Nachdem Coinmetrics eine genauere Einschätzung der beim Bitcoin-Mining verwendeten Maschinen (ASICs) veröffentlichte, wurde klar, dass Cambridge den Energieverbrauch des Bitcoin-Minings zu hoch eingeschätzt hatte. Aus diesem Grund korrigierte die Universität ihre Einschätzung des Energieverbrauchs des Bitcoin-Netzwerks für das Jahr 2022 von 105,3 auf 95,5 Terrawattstunden (TWh) und überarbeitete den entsprechenden Bitcoin-IndexBlocktrainer.de berichtete.

Außerdem bemängelte Daniel Batten, dass das Cambridge-Modell einige Aspekte, die in den letzten drei Jahren bedeutender geworden sind, vernachlässigte. Dabei erwähnt Coutts die zunehmende Verwendung neuer nachhaltiger Energiequellen (netzunabhängige Energie und Flared Gas) sowie die weltweite Umstellung auf Stromnetze, die weniger fossile Energiequellen nutzen.

Schneller Anstieg der erneuerbaren Energiequellen

Die ASICs stoßen zwar keine direkten Emissionen aus, brauchen aber Energie. Und die Art der Energie ist entscheidend für die indirekten Emissionen des Bitcoin-Minings. Demnach bedeutet die Umstellung von fossilen zu nachhaltigen Energiequellen weniger Emissionen. Coutts verdeutlicht in seinen Ausführungen, dass der Energieverbrauch des Bitcoin-Minings zwar angestiegen ist, die Emissionen sich jedoch nicht gleich entwickelt haben. Während sich seit 2019 die Hashrate vervierfacht hat, sind die CO₂-Emissionen nur geringfügig (6,9%) angestiegen.

Bitcoin Hashrate und Emissionen

Der bisherige Höhepunkt der CO₂-Emissionen mit 60,9 Megatonnen wurde Mitte 2021 verzeichnet, das heißt kurz bevor China das Bitcoin-Mining offiziell verboten hat. Seitdem sind die Emissionen um 37,5% zurückgegangen, während die Hashrate kontinuierlich anstieg. Die einzige logische Schlussfolgerung für diese Entwicklung ist, dass die Bitcoin-Mining-Industrie mehr nachhaltige Energie benutzt. So ist die Nutzung erneuerbarer Energien seit dem Mining-Verbot in China tendenziell gestiegen, während die Gesamtemissionen tendenziell gesunken sind oder sich seitwärts bewegt haben.

Anteil erneuerbarer Energiequellen; Emissionen und Bitcoin-Preis

Letztlich ist es sehr schwer, eine exakte Schätzung des Energieverbrauchs und der -quellen zu benennen, da ein erheblicher Teil des Minings privat und netzunabhängig betrieben wird und die Branche außerdem sehr dynamisch ist. Coutts bevorzugt in diesem Zusammenhang die Modelle von Daniel Batten, in denen mehr Energiequellen berücksichtigt wurden und der Trend zur Nachhaltigkeit wahrnehmbar ist. So besteht der Energiemix des Bitcoin-Minings im September 2023 zu mehr als 53% aus nicht-fossilen Energiequellen.

Cambridge und Batten: Energiequellen des Bitcoin-Minings

Zu etwa 50% besteht ein Großteil der Kosten für das Bitcoin-Mining aus den Energiekosten. Niedrige Stromkosten stellen damit einen bedeutenden wirtschaftlichen Aspekt für die Mining-Unternehmen dar. Die Nutzung kostengünstiger, nachhaltiger Energie ist somit ein Vorteil für die Unternehmen. Coutts vermutet, dass die Umstellung der Branche auf nachhaltige Energieträger auch die globale Energiedynamik beeinflussen könnte.

Staatliches Bitcoin-Mining

Die Miner verfügen über die Fähigkeit, gestrandete oder überschüssige Energie (vor allem aus erneuerbaren oder nuklearen Quellen) zu monetarisieren und dadurch ihren Betrieb zu finanzieren. Außerdem können sie die Stromnetze stabilisieren sowie ausbauen und modernisieren. In einigen Fällen können sie auch zur Reduzierung von Emissionen beitragen.

Einige Länder haben dies bereits erkannt und entschieden, die Fähigkeiten der Miner zu nutzen und in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen staatliches Bitcoin-Mining zu fördern. Blocktrainer.de berichtete bereits über die öffentlich bekannten Mining-Aktivitäten von Bhutan, El Salvador und Oman. Coutts benennt zudem noch ein viertes Land, die Vereinigten Arabischen Emirate, die mit 1650 Megawatt die höchste Kapazität aufweisen.

Staatliches Bitcoin-Mining
Staatliches Bitcoin-Mining

Über die Daten in den Grafiken könnte man diskutieren. Beispielsweise hat Bhutan schon früher mit dem Mining begonnen, als in den Grafiken angegeben. Trotzdem bieten die Grafiken einen guten Überblick über die staatlichen Bitcoin-Mining-Aktivitäten, die verschiedenen Energiequellen und den Nutzen, den die Länder daraus ziehen. Dabei spielen vorrangig die Monetarisierung von Überschussenergie, die Subventionierung von Energiepreisen, die Stabilisierung des Stromnetzes und die Reduzierung der Emissionen eine wichtige Rolle. Auch der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energiequellen kann mit Hilfe des Bitcoin-Minings subventioniert werden, indem überschüssiger Strom als Einkommensquelle genutzt wird. Einige Länder erhoffen sich durch das Mining auch eine Ausweitung der Bitcoin-Adaption oder einen Schutz vor der Entwertung der Landeswährung, wie beispielsweise El Salvador.

Fazit

Der Bloomberg-Analyst James Coutts fasst mit seinem Beitrag die Entwicklung der Bitcoin-Mining-Industrie gut zusammen. Er widerspricht dabei dem Narrativ, das verschiedene Medien (inklusive Bloomberg) oder internationale Organisationen, wie das Weltwirtschaftsforum, die Vereinten Nationen oder die Europäische Union, über das Bitcoin-Mining verbreitet haben. Coutts verdeutlicht, dass die Bitcoin-Mining-Industrie immer nachhaltiger wird und sich zu einem wichtigen Akteur bei der Dekarbonisierung entwickelt. Diese Vorteile wurden bereits durch einige Länder erkannt und genutzt. Es wäre nicht überraschend wenn in der nächsten Zeit auch weitere Länder ihre Bitcoin-Mining-Aktivitäten öffentlich machen.