Wie von Blocktrainer.de bereits mehrfach berichtet, hat Greenpeace USA in der Vergangenheit schon oft mit falschen Behauptungen zu Bitcoin und mit Hetzkampagnen gegen das Mining auf sich aufmerksam gemacht. Obwohl die Verantwortlichen schon häufig eines Besseren belehrt wurden, veröffentlichten die Klimaschützer gestern einen ausführlichen Bericht, der angeblich die Zusammenhänge zwischen Bitcoin-Minern, Lobbygruppen und Klimaleugnern herstellt. Wie zu erwarten war, kommt es auch in den jüngsten Ausführungen von Greenpeace zu zahlreichen falschen und widerlegbaren Aussagen.

Direkt zu Beginn des Berichts werden sechs Aussagen als Fakten präsentiert – hierbei bedarf es jedoch direkt einer genaueren Überprüfung.

Greenpeace: Zwischen Fakt und Fiktion

Behauptung 1: „Bitcoin emittiert so viele Treibhausgase wie einige Industrieländer.“

Diese Behauptung ist grundlegend korrekt – zumindest wenn man den Angaben des Cambridge Institute for Alternative Finance vertraut. Diese haben sich aufgrund schlechter Methodiken allerdings schon als zu hoch erwiesen. Davon ausgehend, dass immerhin die Größenordnung stimmt, ist es allerdings nicht falsch zu sagen, dass der CO₂-Fußabdruck des globalen Bitcoin-Minings (~85 MtCO2e) eine ähnliche Größenordnung hat wie der von kleineren Ländern wie Österreich oder Neuseeland. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Vergleiche komplexer sind als dargestellt. Das Bitcoin-Netzwerk sichert weltweit schließlich auch Vermögenswerte ab, deren Wert ein Vielfaches höher ist als die Bruttoinlandsprodukte dieser Länder. Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt bei mehr als einer Billion US-Dollar. Das BIP von Österreich wird für das Jahr 2023 auf lediglich rund 477 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Zudem zeigen neuere Untersuchungen, dass das Bitcoin-Mining die niedrigste Emissionsintensität aller globalen Industriebranchen vorweisen kann – Tendenz weiter sinkend. Während der CO₂-Ausstoß des Minings im Jahr 2020 noch bei rund 600 g/kWh lag, reduzierte sich dieser bis Mitte 2023 auf mehr als die Hälfte (299 g/kWh).

Die Eisen- und Stahlindustrie stößt fast dreimal so viel aus (856 g/kWh), der Landwirtschaftssektor (725 g/kWh) und die Goldindustrie (679 g/kWh) mehr als das Doppelte. Die Gesamtemissionen dieser Branchen liegen ebenfalls um ein Vielfaches höher als beim Bitcoin-Mining. Allerdings würde niemand auf Idee kommen, solche globalen Industrien mit kleinen Ländern zu vergleichen.

Behauptung 2: „Der Großteil des Stroms für das Bitcoin-Mining wird aus Öl, Kohle und Gas gewonnen.“

Die Behauptung ist nicht mehr aktuell und beruht auf veralteten Daten. Laut neueren Forschungen und Berichten, hat sich das Energieprofil des Bitcoin-Minings erheblich gewandelt. Es wird nun geschätzt, dass bereits zwischen 52% und 55% der Energie aus nachhaltigen Quellen stammt. Dennoch ist nicht zu bestreiten, dass noch immer ein hoher Anteil auf Kohle und Gas zurückzuführen ist.

Die wachsende Tendenz der Branche, nachhaltige Energien zu nutzen, war in den vergangenen Jahren jedoch stets sichtbar und ist ohnehin eine logische Konsequenz, da die Erneuerbaren oft kostengünstiger sind – insbesondere dort, wo sie im Überfluss vorkommen. Regionen mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien, wie etwa die mit hydroelektrischer Kraft in Skandinavien oder die mit geothermischer Energie in Island, sind zu Hotspots für Bitcoin-Mining geworden. Ferner haben viele Mining-Unternehmen begonnen, ihre Anlagen gezielt an Orten mit Überschuss an erneuerbarer Energie zu platzieren, was nicht nur die CO₂-Bilanz verbessert, sondern auch zur Stabilisierung der lokalen Energieinfrastruktur beiträgt. Somit ist die Behauptung, dass der Großteil der Energie aus fossilen Brennstoffen stammt, schlichtweg nicht zutreffend und spiegelt auch nicht die gegenwärtige Realität und die Anstrengungen der Branche wider, die Energieeffizienz zu verbessern und auf erneuerbare Ressourcen umzusteigen.

Behauptung 3: „Das Bitcoin-Mining ist so konzipiert, dass sein Energieverbrauch und damit auch die Treibhausgasemissionen mit der Zeit steigen werden.“

Die Behauptung ist irreführend und vereinfacht die tatsächlichen Zusammenhänge. Steigende Nutzung und Nachfrage, ein höherer Bitcoin-Preis, die Rechenleistung im Netzwerk, der Energieverbrauch und der CO₂-Fußabdruck hängen nicht linear zusammen. Wie weiter oben bereits erwähnt, gibt es zahlreiche aktuelle Berichte und Untersuchungen dazu, dass die Emissionsrate sinkt und Bitcoin-Mining sogar positive Effekte für Gesellschaft und Umwelt mit sich bringt (siehe Bericht der renommierten Wirtschaftsprüfer von KPMG).
Der Bitcoin-/Klimaaktivist Daniel Batten und der bekannte Analyst Willy Woo, veröffentlichten im vergangenen Herbst eine Grafik, die ihre Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Rechenleistung, Preis, Nutzeranzahl und Emissionen darstellt. Diese ergab, dass die Luftverschmutzung durch das Mining trotz eines starken Anstiegs der anderen Werte über den Vierjahreszeitraum sogar abnahm.

Dieses Diagramm zeigt, dass man jede beliebige Wachstumskennzahl – Hashrate, Nutzer, Preis – verdoppeln kann und die Emissionen des Bitcoin-Netzwerks am Ende eines jeden Vierjahreszyklus genauso hoch sein werden wie zu Beginn.
(Etwas, das keine andere Industrie jemals erreicht hat)
Daniel Batten

Außerdem fördert der wirtschaftliche Druck eine effizientere Nutzung von Energie, da niedrigere Betriebskosten einen Wettbewerbsvorteil für Miner darstellen. Somit ist es nicht zwangsläufig gegeben, dass der Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen des Bitcoin-Minings stetig ansteigen, insbesondere angesichts der technologischen Entwicklungen und der zunehmenden Sensibilisierung für nachhaltige Energiequellen in der Branche. Die Behauptung von Greenpeace ist also keinesfalls belegbar.

Behauptung 4: „Bitcoin verbraucht große und wachsende Mengen an Wasser.“

Bitcoin-Minen, die im Wesentlichen große Lagerhäuser mit spezialisierten Computern sind, verbrauchen auch große und wachsende Mengen an Wasser für die Erzeugung von Strom und die Kühlung der Geräte.
Greenpeace

Wenn wir an den vergangenen Herbst zurückdenken, erinnern wir uns an eine weltweite Medienkampagne gegen Bitcoin und dessen angeblichen Wasserverbrauch. Auch zahlreiche deutsche Medienhäuser sprangen auf den Zug auf und lieferten Schlagzeilen wie „Bitcoin benötigt so viel Wasser wie 660.000 Sportschwimmbecken“.

Die Grundlage dieser Artikel bildete eine Studie, die aus einer Kooperation der American Geophysical Union mit der United Nations University entstanden ist. In dieser wurde vor den erheblichen Umweltauswirkungen des Bitcoin-Minings gewarnt und Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Auswirkungen gefordert. Bei genauerem Hinsehen war die „Studie“ allerdings voller Fehlannahmen, -Interpretationen und „mehr als nur fragwürdig“ – Blocktrainer.de berichtete.
Insbesondere, dass ein mittlerweile MEHRFACH widerlegtes Paper von Mora et al. aus dem Jahr 2018 als Quelle für die Untersuchungen herangezogen wurde, war für viele Kenner der Branche eine rote Flagge.

Info

Exkurs: Da eine Widerlegung der genannten Studie natürlich diesen Beitrag sprengen würde, haben wir hier für Interessierte jedoch drei Berichte verlinkt, die, wie auch die Original-Studie, in der Fachzeitschrift Nature Climate Change erschienen sind und auf die Thematik eingehen sowie Camilo Mora und seine Kollegen widerlegen.

Ferner verknüpften die Autoren der fragwürdigen Studie den Wasserverbrauch von Bitcoin mit der Wasserintensität der Stromerzeugung. Diese ist bei Wasserkraftwerken logischerweise am höchsten. Die Wasserkraft stellt wiederum die derzeit bedeutendste erneuerbare Energiequelle für das Bitcoin-Netzwerk dar. Aufgrund von Verdunstungsverlusten besitzt Wasserkraft auch einen höheren Wasserfußabdruck als andere Energieformen. Während die Wasserkraft eigentlich als nachhaltig gilt, legen die verantwortlichen Autoren die Wasserintensität bei der Stromerzeugung in diesem Fall aber negativ aus. Die Nutzung von Wasser würde den ökologischen Fußabdruck verschlechtern, heißt es. Da das Wasser bei der Verdunstung allerdings nicht kontaminiert wird, ist diese Argumentation nur schwer nachvollziehbar und eher ein weiterer Strohhalm, an den sich geklammert wird, um Bitcoin schlechtzureden.

Im Bericht von Greenpeace heißt es außerdem: „Allein die Betriebe in den USA verbrauchen so viel Wasser wie 300.000 Haushalte – etwa die Größe von Washington, DC“. Als Quelle für diese Aussage wird ebenfalls ein umstrittener Artikel herangezogen, und zwar der von Alex de Vries, einem Angestellten der niederländischen Zentralbank und bekennendem Bitcoin-Gegner. Besagter Autor und dessen Aussagen wurde ebenfalls mehrfach widerlegt, insbesondere weil de Vries in seinen Artikeln völlig falsche Zusammenhänge zwischen Energieverbrauch und einzelnen Bitcoin-Transaktionen herstellt. Auch Daniel Batten monierte dies in einem Tweet.

Die Daten zum Ressourcenverbrauch pro Transaktion stammen aus einem nicht von Fachleuten überprüften Kommentar von Alex de Vries (Mitarbeiter der Zentralbank). Seine Methode wurde in einer von unabhängigen Gutachtern geprüften Studie sowie von der Cambridge Judge Business School widerlegt. Mit anderen Worten, auch diese Zahl für den Wasserverbrauch ist falsch, und Greenpeace USA, die eigentlich in gutem Glauben handeln, um die Öffentlichkeit aufzuklären, sollten davon absehen, sie zu verwenden.
Daniel Batten

Behauptung 5 & 6: „Das Bitcoin-Mining hat enorme Auswirkungen auf Gemeinden […] durch Lärm, […] belastet Stromnetze und erhöht die Kosten für Gebührenzahler.“

Die letzten beiden „Fakten“ seitens Greenpeace legen wir für die Beantwortung, ob diese so belegbar sind, zusammen. Wie vermutet, sind sie dies nämlich nicht – eher im Gegenteil. Obwohl die Klimaaktivisten behaupten, der erhöhte Energiebedarf der Bitcoin-Miner würde „die Stromnetze belasten und erhöhte Kosten für andere Stromzahler verursachen sowie gleichzeitig nichts für den Ausbau der erneuerbaren Energie tun“, wurden diese Aussagen ebenfalls in der Vergangenheit widerlegt.

Denn tatsächlich ist es nachweislich so, dass Bitcoin-Miner durch die Teilnahme an sogenannten Demand-Response Programmen Stromnetzbetreibern (z. B. in Texas) dabei helfen, die Netzlasten auszugleichen und Stromausfälle zu verhindern, was wiederum dazu führt, dass der Bedarf an Gas- oder Kohlekraftwerken zu diesem Zweck gesenkt werden kann.

Durch die Teilnahme an diesen Programmen tragen die Miner zur Netzstabilität bei, was besonders in Zeiten von extremen Wetterbedingungen wie Hitzewellen oder Kälteeinbrüchen von entscheidender Bedeutung ist. Die Mining-Farmen fungieren als eine Art „Puffer“, der es dem Netz ermöglicht, flexibel auf Schwankungen in Angebot und Nachfrage zu reagieren. Dies trägt nicht nur zur Netzstabilität bei, sondern hilft auch, die Energiekosten für den durchschnittlichen Verbraucher zu senken.

Diese Stabilisierung der Stromnetze, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Generierung von Steuereinnahmen werden bei den von Greenpeace monierten Auswirkungen auf die Gemeinden völlig ignoriert beziehungsweise verschwiegen. Dafür werden Gründe wie das Verursachen von Lärm vorgeschoben und das, obwohl sich die meisten (großen) Mining-Farmen in Industriegebieten oder sogar an relativ abgelegenen Orten befinden. Die weltgrößte Mining-Farm in Rockdale, Texas befindet sich beispielsweise einige Kilometer außerhalb der Stadt.

Fazit

Das erneute Vorgehen von Greenpeace USA gegen das Bitcoin-Mining kann als ein weiterer Akt in einer zunehmend lächerlichen Hetzkampagne betrachtet werden, die sich weniger auf faktenbasierte Kritik stützt und mehr auf sensationalistische Darstellungen abzielt. Besonders problematisch ist das Ganze, da frühere Kampagnen von Greenpeace gegen Bitcoin teilweise durch Lobbyisten anderer Kryptowährungen, wie Ripple, finanziert wurden. Dies wirft mittlerweile ernsthafte Fragen über die Motivationen und die Unabhängigkeit der Organisation auf.

Die Art und Weise, wie Greenpeace Kritik übt – oft durch nachweislich falsche Behauptungen, die als unumstößliche „Fakten“ präsentiert werden –, untergräbt zunehmend das Ansehen der Gruppe. Statt eines konstruktiven Beitrags zum Diskurs über die Umweltauswirkungen von Bitcoin verfällt die Organisation in ein Muster der Desinformation und Übertreibung. Dies schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit von Greenpeace selbst, sondern auch dem breiteren Umweltschutzanliegen, indem es Zweifel an der Zuverlässigkeit und Objektivität der durch die Szene präsentierten Informationen weckt.

Gerade da aktuell sachliche und fundierte Debatten über die Nachhaltigkeit von Technologien und insbesondere Bitcoin entscheidender denn je sind, wirkt das Vorgehen von Greenpeace USA eher kontraproduktiv. Es lenkt von den realen Herausforderungen und Möglichkeiten ab, die sich im Zusammenhang mit Bitcoin und dem Mining und ihrem Einfluss auf die Umwelt ergeben. Solche Kampagnen, die mehr durch falsche Rhetorik als durch solide Forschung angetrieben werden, gefährden letztlich mehr das Vertrauen in Umweltschutzorganisationen als in das in Bitcoin.