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Neue Forschung: „Bitcoin-Energiemix mindestens zu 52,6 % nachhaltig“

Am von
Bitcoinmünze neben Pflanze auf Erdboden

Eine neue Analyse vom Risikokapitalgeber und Umweltschützer Daniel Batten kommt zu dem Ergebnis, dass das globale Bitcoin-Mining zumindest zu 52,6 % aus nachhaltiger Energie betrieben wird.

„Ich spreche auch an, warum wir sehr zuversichtlich sein können, dass die tatsächliche nachhaltige Energienutzung mindestens 52,6 % von Bitcoin beträgt.“

– Daniel Batten

Daniel Batten ist Mitgründer von CH4 Capital, einem Risikokapitalgeber-Fonds, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Methan-Konzentration in der Atmosphäre zu reduzieren. Auf seiner eigenen Website, batcoinz.com, legt er detailliert dar, wie er zu diesem Ergebnis gekommen ist. Zusätzlich verfasste Batten dazu einen Artikel, der mittlerweile mitunter bei Business Insider und ZeroHedge veröffentlicht wurde.

Cambridge-Studie vs. Bitcoin Mining Council

Wenn man sich einen Eindruck über den Bitcoin-Energiemix machen möchte, dann gibt es zwei sich stark unterscheidende Zahlen. Laut dem Bitcoin Mining Council (BMC) wird das Bitcoin-Mining schon länger zu knapp 60 % aus nachhaltigen Energien betrieben – Das Cambridge Centre for Alternative Finance (CCAF) kommt hingegen zu dem Ergebnis, dass der Anteil unter 40 % liegt.

Blocktrainer.de berichtete darüber bereits im September letzten Jahres und kritisierte, dass die Daten des CCAF im Gegensatz zu den Daten des BMC auf Schätzungen und nicht auf Industriedaten beruhen.

„Geht man jedoch von der Ehrlichkeit des BMC und der Mining-Unternehmen aus, basieren deren Daten wohl auf der besseren und akkurateren Grundlage. Ob man dem BMC Glauben schenken kann, das muss jeder für sich selbst beurteilen – zumindest so lange bis es verifizierbare Informationen gibt. Vermutlich liegt die Wahrheit aber wie so oft irgendwo in der Mitte.“

– René, Redakteur bei Blocktrainer.de

Genau an dieser Stelle setzt die Forschung von Daniel Batten an. Batten bemerkte, dass allgemein den Daten vom CCAF mehr Vertrauen entgegengebracht wurden, weil die Marke Cambridge für „seriöse, unabhängige Forschung“ stehe und das BMC nur ein „Branchenverband“ sei. Er selbst sah sich „zwischen den beiden Gemeinschaften“ und wollte mit seiner Arbeit der Wahrheit auf den Grund gehen, da es fatal wäre, wenn politische Entscheidungen auf inkorrekten Daten basieren.

Für seine Forschung stand Batten in Kontakt mit dem Projektleiter für digitale Assets beim CCAF und mit Michael Saylor, dem Gründer des BMC, die ihn beide ermutigt und unterstützt haben sollen.

„Cambridge unterberichtet um 15,5 Prozentpunkte“

Daniel Batten hat sich genauer angesehen, welche Faktoren das CCAF-Modell ausschließt. In erster Instanz handelt es sich hierbei um das „Off-Grid-Mining“ (Mining-Anlagen, die nicht mit dem Stromnetz verbunden sind, z. B. durch Solarenergie), das „Flare-Gas-Mining“ (Nutzung von überschüssigem Gas, das bei der Ölförderung entsteht und sonst in die Luft abgegeben wird) und die aktuelle geografische Hashrate. Beim Letzteren sorgte insbesondere der kürzlich eingetretene Mining-Rückgang in Kasachstan für eine relevante Verzerrung der nicht mehr aktuellen Daten.

Dies sind Aspekte, die laut CCAF wissentlich exkludiert wurden, aber insofern berücksichtigt, so Batten, direkt einen um 13,6 Prozentpunkte besseren Energiemix zufolge hätten. Davon gehen 10,8 Prozentpunkte darauf zurück, dass das nachhaltigere „Off-Grid-Mining“ ausgeblendet wurde.

Energiemix: On- vs. Off-Grid-Mining (Q4 2022) – Quelle: batcoinz.com

Hinzu kommen noch andere Faktoren, die in dem CCAF-Modell keine Beachtung finden:

Zum Beispiel, dass das Mining-Unternehmen Marathon Digial Holdings unter anderem ihr mit Kohle betriebenes Rechenzentrum in Hardin im Bundesstaat Montana auf ein mit Windkraft betriebenes in Texas umgestellt hat. Batten erklärt auch, dass er im persönlichen Austausch mit dem Führungsteam von Marathon stehe und ihm bestätigt wurde, dass sie ERCOT-Strom als Backup nutzen würden. ERCOT (Electric Reliability Council of Texas) ist der unabhängige Übertragungsnetzbetreiber für den größten Teil des Stromnetzes in Texas.

Und hiermit wären wir auch beim nächsten Faktor, der, so Batten, vom Cambridge-Modell unterschätzt wurde, und zwar das Mining, das Strom aus dem ERCOT-Netz bezieht, das mit 46,8 % zu einem deutlich höheren Anteil aus sauberer Energie besteht, als das National-Grid in den USA (40,3 %).

„Der Grund für die Unterrepräsentation seitens CCAF ist, dass ihr Mining-Kartendatensatz für die USA nur den Foundry Pool enthält und viele große texanische Bitcoin-Miner diesen Pool nicht nutzen. Mit anderen Worten, der Datensatz ist unvollständig.

Unsere eigene Bottom-up-Berechnung der ERCOT-basierten Mining-Hashrate sagt uns, dass diese Miner 20,81 % der globalen Hashrate und 56,22 % der gesamten US-Hashrate repräsentieren.“

– Daniel Batten

Es gibt laut Batten aber auch unberücksichtigte Faktoren, die sich negativ auf den CCAF-Bitcoin-Energiemix auswirken würden: Einerseits die netzunabhängigen Mining-Betriebe, die überwiegend auf fossile Energiequellen zurückgreifen und andererseits, dass die Hashrate sowie der Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks seit Erstellung der CCAF-Studie gestiegen sind.

Die Berechnungen sind in der unten stehenden Grafik, die ein „dynamisches Dokument“, also überarbeitet wird, wenn neue Daten verfügbar sind, zusammengefasst.

Die Berechnung grafisch aufbereitet – Quelle: batcoinz.com

Zusammenfassung

Daniel Batten, ein Mann vom Fach, äußert valide und detaillierte Kritik an dem CCAF-Modell und modifiziert dieses, um einen akkurateren sowie aktuelleren Wert ermitteln zu können. Das Ergebnis ist bermerkenswert.

„Wir haben festgestellt, dass die Beschränkungen des CCAF-Modells dazu führen, dass die vom Bitcoin-Netzwerk verbrauchte emissionsfreie Energie um 15,5 % zu niedrig angegeben wird.“

– Daniel Batten

Nichtsdestotrotz ist der von Batten ermittelte Wert niedriger als der des BMC. Dies führt er darauf zurück, dass das BMC mit der „theoretischen Hashrate“ anstelle der „realisierten Hashrate“ rechne, was eine leichte Überschätzung des Anteils an grüner Energie zufolge habe. Zudem habe er selbst mit Untergrenzen für grüne Hashrate gerechnet, respektive im Zweifel auf negativere Daten zurückgegriffen. Er konkludiert:

„Es ist also wahrscheinlich, dass 52,6 % leicht untertrieben sind, das BMC geringfügig zu hoch angesetzt hat und der tatsächliche nachhaltige Energieanteil von Bitcoin ~55 % beträgt.“

– Daniel Batten

Fazit

Wie Blocktrainer.de selbst vor einigen Monaten argumentierte, kann valide Kritik an der Datengrundlage des CCAF-Modells geäußert werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Kritik nun angenommen und das Modell dahin gehend überarbeitet wird. Ist dem so, dann könnte dies bedeuten, dass das Bitcoin-Mining in den Leitmedien künftig als sauberer wahrgenommen wird. Außerdem müsste dann Tesla theoretisch wieder Bezahlungen in Bitcoin akzeptieren. Elon Musk kündigte nämlich an, dass wenn der Bitcoin-Energiemix zu über 50 % aus sauberer Energie besteht, Tesla-Autos wieder mit Bitcoin zu kaufen seien.

Der Energiemix soll laut Batten auch künftig nur noch sauberer werden. Unter anderem wegen Projekten, die in den kommenden Monaten noch finalisiert werden.

„Bitcoin kann mit Fug und Recht behaupten, allen anderen Branchen bei der Einführung nachhaltiger Energiequellen voraus zu sein. Dies ist ein sehr starkes ESG-Argument, denn es zeigt, dass eine Branche eine Führungsrolle bei der Umstellung auf erneuerbare Energien übernimmt, die das Potenzial hat, andere Branchen durch ihr Beispiel zu inspirieren.“

– Daniel Batten

Daniel Batten erklärt in dem Artikel auch, dass aufgrund von ESG-Kriterien der Bitcoin-Energiemix für Investoren von hoher Bedeutung sei. Ändert sich die öffentliche Wahrnehmung, so könne dies auch den Bitcoin-Preis beflügeln.

Entwicklung des Bitcoin-Energiemix (Prognose) – Quelle: batcoinz.com

Fairerweise muss aber auch die Analyse von Batten kritisch hinterfragt werden. Obwohl er sich in dem Artikel als eine Person „zwischen den beiden Gemeinschaften“ darstellt, ist dem Twitter-Profil von Batten zu entnehmen, dass er ein starker Bitcoin-Befürworter ist. Somit könnte, wie beim BMC auch, ein gewisser Interessenkonflikt bestehen.