Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) hat auf seiner Webseite ein Video veröffentlicht, in dem ein Unternehmen vorgestellt wird, das überschüssiges Methan-Gas nicht abfackelt, sondern unter anderem für den Betrieb von Bitcoin-Minern benutzt.

Das Weltwirtschaftsforum ist eine berühmte und einflussreiche schweizerische Stiftung, die jedes Jahr in Davos ein Treffen wichtiger Wirtschaftsakteure veranstaltet. Die Schweizer Stiftung hatte sich in der Vergangenheit schon einige Male positiv über Kryptowährungen und Blockchain-Technologie geäußert. Dies betraf unter anderem die Förderung der finanziellen Inklusion sowie den zukünftigen Beitrag zur Weltwirtschaft, der vorrangig durch verantwortungsvolle Regulierung und nachhaltiges Experimentieren gesichert werde.

Nun wurde der positive Einfluss vom Bitcoin-Mining bei der Bekämpfung der CO₂-Emissionen thematisiert, denn das WEF hat auf seiner Webseite ein Video veröffentlicht, das ein Konzept eines Unternehmens aus den Innovator Communities des Weltwirtschaftsforums vorstellt, bei dem überschüssiges Gas für den Betrieb der Miner benutzt wird.

Crusoe Energy Systems

Man muss dazu sagen, dass in dem Video und auf der Webseite des Unternehmens namens Crusoe Energy Systems das Wort „Bitcoin“ nicht erwähnt wird. Der einzige Hinweis, dass die gestrandete Energie unter anderem für das Bitcoin-Mining verwendet wird, sind einige Bilder von ASIC-Minern im Video sowie auf der Webseite von Crusoe Energy Systems, wo man außerdem ein Bitcoin-Symbol finden kann.


Crusoe-Webseite: „Crusoe fängt überschüssige Energie auf und nutzt sie zum Betrieb fortschrittlicher Rechensysteme. Künstliche Intelligenz und Deep Learning. Blockchain und Kryptowährung. Rechenintensive Forschung.“

Außerdem hatte Crusoe Energy Systems schon im März letzten Jahres dem Ölgiganten Exxon-Mobile dabei geholfen, aus überschüssigem Gas Strom zu erzeugen, der dann durch das Bitcoin-Mining monetarisiert wurde. Daraufhin folgten ähnliche Konzepte ohne die Beteiligung von Crusoe Energy Systems, wie zum Beispiel vom argentinischen Energieversorger YPF, dem amerikanischen Unternehmen Vespene Energy, dem japanischen Energieunternehmen TEPCO und seiner Tochtergesellschaft Agile Energy X oder von CH4 Capital, dem Unternehmen des bekannten Investors und Klima-Aktivisten Daniel Batten. Alle Unternehmen verwenden überschüssige Energie für das Bitcoin-Mining.

Kein Gas-Abfackeln mehr

Der CEO und Mitgründer von Crusoe Energy Systems, Chase Lochmiller, betont in dem Video, dass die erhebliche Reduzierung von CO₂-Emissionen primär durch die Beseitigung des Abfackelns des überschüssigen Gases, das bei der Ölproduktion oder auf Mülldeponien entsteht und sonst keine Verwendung findet, erreicht wird. Crusoe erspart den entsprechenden Unternehmen die Kosten für den Betrieb einer Gasfackel und verbessert deren Umweltbilanz durch Reduzierung der Emissionen. Zusätzlich erhalten die Unternehmen von Crusoe Energy eine Dividende, denn Crusoe Energy nutzt die billige Energiequelle und schafft extrem kostengünstige Rechenzentren.

"Insbesondere verbrennen Fackeln nur etwa 93 % des Methans, das ein sehr starkes Treibhausgas ist, während das System von Crusoe 99,89 % verbrennt. Durch die Verringerung der unverbrannten Methanemissionen reduziert Crusoe die CO₂-Äquivalent-Emissionen um etwa 63 % im Vergleich zum fortgesetzten Abfackeln. Jedes dieser 'digitalen Abfackelungssysteme', die wir einsetzen, verhindert, dass jährlich 8.000 Tonnen CO₂-Äquivalent in die Atmosphäre abgegeben werden."

- Chase Lochmiller, CEO Crusoe Energy Systems

Kostengünstige Rechenzentren 

Laut Aussagen in dem Video wird sich der Stromverbrauch von Rechenzentren bis zum Jahr 2030 mindestens verfünffachen (auf 8% des globalen Stromverbrauchs), was die Rechenzentren zu einem weiteren Problem für die Umwelt machen werde.

„Crusoe baut, betreibt und verwaltet diese mobilen und modularen Rechenzentren, die wir bei diesen überschüssigen Energiequellen vor Ort errichten. Und dann nutzen wir dieses überschüssige Methangas, um diese mobilen modularen Rechenzentren zu betreiben. Auf diese Weise erreichen wir nicht nur eine massive Emissionsreduzierung aus dieser zuvor verschwendeten Energiequelle, sondern können auch eine äußerst kostengünstige Computerinfrastruktur schaffen, indem wir diese ansonsten ungenutzte Energieform nutzbar machen.“

Zitat von Chase Lochmiller in dem Video

Diese ungenutzte Energieform macht Crusoe Energy nutzbar für den Betrieb fortschrittlicher Rechensysteme. Laut der Webseite des Unternehmens beinhaltet dies „Künstliche Intelligenz und Deep Learning, rechenintensive Forschung sowie Blockchain und Kryptowährung“.

Vermutlich wurde aufgrund verschiedenster Agenden anderer Organisationen gegen Bitcoin auf die Bezeichnung „Bitcoin-Mining“ verzichtet. 

Doch es sind letztlich vorrangig die Bitcoin-Miner, die aus überschüssigen, gestrandeten Energiequellen an den entlegensten Orten einen Vorteil in Form von kostengünstigem Strom erlangen und dadurch für die Unternehmen ein profitables Nebengeschäft bieten und die CO₂-Emissionen reduzieren. 

Derartige Rechenzentren verwenden günstigen Überschussstrom für temporäre Berechnungen und werden auf Abruf hoch- und runtergefahren. Diese Bedingungen machen sich nicht nur die Bitcoin-Miner zunutze, sondern werden nun auch immer mehr für die Berechnungen von künstlicher Intelligenz (en. Artificial Intelligence) über Grafikkarten verwendet, z.B. beim Rendering. Da das Bitcoin-Mining durch die künstliche Intelligenz nun einen Konkurrenten für das Konzept der Energienutzung für kurzfristig verfügbare Rechenleistung bekommen hat, könnte diese neue Form von Computing und Pop-up-Rechenzentren an Akzeptanz gewinnen. Dadurch könnten auch Vorurteile gegenüber dem Bitcoin-Mining beseitigt und Verboten entgegengewirkt werden. Dienstleister für AI-Berechnungen und Bitcoin-Mining könnten als Konkurrenten in einem ökonomischen Anpassungsprozess beide davon profitieren und den Ausbau regenerativer Energiequellen fördern. Im folgenden Video wird dieser Aspekt nochmal genauer erklärt: