Der staatliche argentinische Energieversorger YPF teilte Berichten zufolge mit, im Rahmen eines Pilotprojekts mit einem multinationalem Miningunternehmen zusammenzuarbeiten und Strom für das Schürfen von Bitcoins zu liefern. Laut der lokalen Presseagentur Télam begann YPF Luz, deren Unternehmenszweig für erneuerbare Energien, vor etwa drei Monaten mit dem Testbetrieb. Der Strom für das Mining wird aus Abgasen erzeugt, die als Nebenprodukt bei der Ölproduktion anfallen und aufgrund von fehlender Infrastruktur nicht sinnvoll verwendet oder abtransportiert werden können. Die derzeitige Leistung des Mining-Projekts beträgt ungefähr ein Megawatt (MW) und es befindet sich im Süden Argentiniens, in der Region Vaca Muerta, die für ihr Schieferöl- und Erdgasvorkommen bekannt ist.

"Wir haben mit der Entwicklung dieses Pilotprojekts für das Mining von Kryptowährungen begonnen, mit der Vision der Nachhaltigkeit und des wirtschaftlichen Nutzens von Fackelgas, das während der Erschließung und zu Beginn der Förderung auf einem Ölfeld nicht genutzt werden kann."

Martin Mandarano, CEO YFP

Der CEO von YFP erklärte außerdem, dass noch vor Ende des Jahres ein zweites Pilotprojekt mit einer Leistung von etwa 8MW gestartet werden soll.

Vaca Muerta Argentinien
Ein Foto von der Erschließung des Ölfelds bei Vaca Muerta (2015).

Mining mit Fackelgas

Das Bitcoin-Mining durch Strom zu betreiben, der aus Gas gewonnen wird, das andernfalls nicht verwendet werden könnte und deswegen lediglich abgefackelt würde ("Flaring") ist nicht gänzlich neu. Auch große Öl- und Gasproduzenten wie Exxon Mobil untersuchen dieses Vorgehen bereits in Pilotprojekten.

Die Verbrennung des überschüssigen Gases in Stromgeneratoren ist um einiges effizienter als das „normale Abfackeln“. Auf diese Weise kann die Menge des Treibhausgases Methan, die jährlich in die Atmosphäre gelangt, signifikant reduziert werden. Dies erklärte auch Chase Lochmiller, der CEO und Gründer von Crusoe Energy Systems, einem Hersteller solcher Generatoren.

„Insbesondere verbrennen beim Abfackeln nur etwa 93 % des Methans, das ein sehr starkes Treibhausgas ist, während das System von Crusoe 99,89 % verbrennt. Durch die Verringerung der unverbrannten Methanemissionen reduziert Crusoe die CO₂-Äquivalent-Emissionen um etwa 63 % im Vergleich zum fortgesetzten Abfackeln. Jedes dieser ‚digitalen Abfackelungssysteme‘, die wir einsetzen, verhindert, dass jährlich 8.000 Tonnen C02-Äquivalent in die Atmosphäre abgegeben werden.“

– Chase Lochmiller, CEO Crusoe Energy Systems

Auf diese Weise hätte der Prozess grundsätzlich sogar einen positiven Einfluss auf die Umwelt. Allerdings muss man auch bedenken, dass auf diese Weise die Öl-Giganten eine weitere Finanzierungsquelle erhalten, was viele Menschen auch durchaus kritisch sehen. Gleichwohl ist das Mining mit Fackelgas etwas, das es wert ist, weiter untersucht zu werden.

Auch die Regierung Russlands beschäftigt sich bereits mit der Thematik des Bitcoin-Minings mittels Fackelgas. Dies berichtete die russische Tageszeitung Kommersant. Nachdem sich nun mit Argentinien schon der zweite Staat mit dieser Thematik auseinandersetzt, darf man gespannt sein, welche Ergebnisse und Innovationen es hierbei in Zukunft noch geben könnte.