In den letzten Jahren hat sich das Image des Bitcoin-Minings gewandelt. Durch neue Konzepte konnte insbesondere den Vorurteilen der umweltschädlichen Belastung des Proof-of-Work von Bitcoin widersprochen werden. Bitcoin-Mining hat sich tatsächlich nun in der Außenwahrnehmung zu einem vielversprechenden System entwickelt, das bei der Bekämpfung des Klimawandels helfen kann. Blocktrainer.de berichtete bereits ausführlich über die Fähigkeiten der mobilen und modularen Bitcoin-Mining-Rechenzentren, Energie direkt an der Quelle zu verbrauchen, den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen zu fördern, Stromnetze zu stabilisieren, Zugang zu Strom zu schaffen, Abwärme für Heizsysteme und Entsalzungsanlagen zu nutzen oder Emissionen zu reduzieren.

Verschiedene Unternehmen und Organisationen haben das Bitcoin-Mining in verschiedene Konzepte integriert, um Überschussenergie für das Mining zu verwenden und somit Emissionen zu reduzieren. Zu diesen Unternehmen gehören Nodal PowerVespene EnergyCrusoeDC TwoMarathon DigitalZero Two oder CH4-Kapital des Umweltaktivisten Daniel Batten.

In einem Forbes-Artikel werden nun weitere Konzepte beleuchtet, die innovative Energielösungen darstellen, bei denen Bitcoin-Mining eine Rolle spielt. Dabei stellt das renommierte Magazin die Unternehmen Verde Mining und Reformed Energy vor.

Verde Mining

Verde Mining ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das kleinen Gas- und Ölproduzenten im ländlichen Texas dabei hilft, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch effizienter zu sein. Der CEO ist Paul Cockerham. Bei der Produktion von Gas und Öl entsteht das Nebenprodukt Methangas, das von vielen Betreibern abgefackelt wird, da die Infrastruktur zur Weiterverarbeitung fehlt bzw. nicht finanziert werden kann. Während zum Beispiel Crusoe dieses Gas effektiver verbrennt und diese Energie in Strom für die Bitcoin-Miner umwandelt, wandelt Verde Mining das Gas ohne Abfackeln direkt in Strom um, der dann für den Betrieb von Bitcoin-Minern eingesetzt wird. Somit kann dieses gestrandete Gas bzw. diese Energie vor Ort genutzt und monetarisiert werden, ohne eine teure Infrastruktur errichten zu müssen. 

Durch den Verzicht auf das Abfackeln werden letztlich Emissionen verringert, wodurch die Betreiber bestimmte Zertifikate erhalten, Emissionsgutschriften verkaufen und so zusätzliche Einnahmen erwirtschaften können. Das Konzept von Verde Mining kommt demnach nicht nur den Betreibern zugute, sondern verringert auch die Umweltbelastungen.

Reformed Energy – Überschussenergie aus Plasmavergasung

Die direkte Umwandlung von Methangas in Strom für Bitcoin-Mining-Anlagen wird vermehrt auch auf Mülldeponien genutzt. Mülldeponien werden sich in den nächsten Jahren voraussichtlich zu einem der größten Methanproduzenten entwickeln. Aus diesem Grund haben verschiedene Unternehmen, wie beispielsweise DC Two, Nodal Power oder Vespene Energy, bereits Konzepte entwickelt, mit denen mittels Bitcoin-Mining das Gas monetarisiert und die Methanemissionen verringert werden können. Das in Houston (Texas) ansässige Unternehmen Reformed Energy hat zusammen mit dem Mining-Unternehmen Riot Platforms nun ein weiteres Konzept vorgestellt: die Umwandlung von Abfällen in Strom durch Plasmavergasung.

Bei der Plasmavergasung wird nicht das auf den Deponien entstandene Methangas genutzt, sondern der feste oder flüssige Müll. Die Abfälle werden in einem Vakuum mit Hilfe einer Plasmaflamme stark erhitzt und so in ein Synthesegas umgewandelt. Dieses Gas wird gereinigt und für die Stromerzeugung genutzt.

Wie die Gründer von Reformed Energy, Daniel Frumkin und Edward Evenson, erläutern, ist dabei der Energieoutput größer als der -input, was das Verfahren zu einem sehr effizienten Prozess macht. Je 200 Kilowatt Input für die Vergasung können mehr als 3,5 Megawatt Strom erzeugt werden – abhängig vom Ausgangsmaterial. Für die Vergasung eignet sich normaler Hausmüll, gefährlicher Sondermüll oder auch Reifen. Während des Prozesses entsteht zum einen Wärme, die in das System zurückgeführt werden kann, zum anderen aber auch Schlacke bzw. inerte Asche als Nebenprodukt, das Forbes als potenziellen Ausgangsstoff für nachhaltigen Flugkraftstoff beschreibt. Forbes erwähnt jedoch nicht, dass Kritiker des Verfahrens mit diesem Nebenprodukt gefährliche Rückstände wie Schwermetalle oder andere chemische Verbindungen wie Furane und Dioxine verbinden. Das Verfahren ist demnach nicht unumstritten.

Doch die Vorteile der Vergasung des Mülls liegen auf der Hand: Laut Angaben von Reformed Energy kann das Müllvolumen auf einer Deponie um bis zu 90% reduziert werden, wodurch die Deponie weniger belastet wird. Und da durch den vergasten Müll die Methanbildung bei der Abfallzersetzung vermieden wird, können die Methanemissionen der Deponie um bis zu 99% verringert werden.

Kooperation mit Riot Platforms

Neben der Abfallreduzierung und Emissionsminderung entsteht zusätzlich eine kostengünstige Energiequelle. Frumkin und Evenson haben mit der Unterstützung und Investition von Riot Platforms den idealen Absatzmarkt für die erzeugte Energie gefunden: Bitcoin-Mining-Anlagen, die nahezu überall errichtet werden können und geringe Fixkosten für Strom bevorzugen. Beide Unternehmen planen nun, durch gemeinsame Anlagen einen Konzeptnachweis zu liefern und die Zukunft des Planeten zu verbessern. Dieser revolutionäre Ansatz schafft einen wirtschaftlichen Anreiz, Abfälle zu beseitigen und gleichzeitig Emissionen zu reduzieren: ein Win-Win-Szenario für die beteiligten Unternehmen, die Umwelt und die Gesellschaft.

Die niedrigen Fixkosten und die kohlenstoffneutrale Energie, die die Technologie von Reformed Energy erzeugen wird, sind auch ein klarer Beweis dafür, wie das Bitcoin-Mining Anreize für Innovationen und die Entwicklung neuer erneuerbarer Energiequellen bietet.
Jason Les, CEO von Riot Platforms

So wird das Bitcoin-Mining für Betreiber von Mülldeponien zunehmend zu einem wichtigen Begleiter. Durch die verschiedenen Verfahren und das Mining können das entstandene Methangas sowie nun auch die Abfälle selbst monetarisiert und die Emissionen im großen Maße reduziert werden.