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Viva la revolución! Das Bitcoin Gesetz in El Salvador tritt in Kraft

Am von
El Salvador Bitcoin

Das lang erwartete salvadorianische Bitcoin Gesetz tritt heute endlich in Kraft. Für Bitcoin ist dies ein großer Schritt. Das erste Land auf der Welt hat nun offiziell Bitcoin als offizielle Währung adoptiert. Wir wollen uns dies zum Anlass nehmen und einen Rückblick dazu geben, wie es in den letzten Monaten dazu gekommen ist.

Strike als Katalysator

Am 01. April 2021 verkündete Jack Mallers, CEO von Zap, dass sein Projekt Strike in El Salvador live gegangen ist. Mallers sah in El Salvador einen geeigneten Standort, denn viele Salvadorianer arbeiten in den USA und senden ihren Lohn an ihre Familien in der Heimat. Leider bietet das traditionelle Finanzsystem hierfür keinen geeigneten Service. Jede Auslandsüberweisung ist mit hohen Gebühren verbunden. Der zweite Grund war, dass 70% der Salvadorianer nicht einmal ein Bankkonto besitzen und de facto vom Finanzsystem ausgeschlossen sind.

Strike wurde sofort ein Erfolg. Im App-Store stieg die App innerhalb kürzester Zeit auf Platz 1 der Finanz-Apps. Diesen Erfolg bekam auch der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, mit. Er kontaktierte Mallers und bat ihn um seine Hilfe. Mallers nahm dieses Angebot an und so kam es dazu, dass Mallers in einem emotionalen Aufritt auf der Bitcoin 21-Konferenz in Miami verkündete, dass Bitcoin ein gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador wird.

Das Bitcoin Gesetz

Bukele überraschte viele mit der Geschwindigkeit, in der er sein Vorhaben anging. Schon eine Woche nach der Verkündung lag der fertige Gesetzesentwurf dem Senat vor. Mit einer Mehrheit wurde das Gesetz am 9. Juni beschlossen.

Das Gesetz zwingt zwar in der Theorie jedes Unternehmen Zahlungen in Bitcoin zu akzeptieren, allerdings will die Regierung gleichzeitig jedem Nutzer ermöglichen seine Bitcoin in US-Dollar umtauschen zu können. So kann jeder für sich selber entscheiden, ob er lieber langfristig Bitcoin oder den US-Dollar #hodln will.

Kurz nachdem das Gesetz beschlossen wurde, wiesen viele Bitcoiner den Präsidenten daraufhin, dass die Vulkane El Salvadors für das Bitcoin Mining benutzt werden können. Bukele gab seinen Ingenieuren die Anweisung Pläne zu entwickeln, wie die geothermische Energie der Vulkane für das Mining benutzt werden können. Hier kann man gespannt sein, wie das Projekt „Vulkan-Mining“ weitergeht.

Internationale Wahrnehmung des Gesetzes

International kam das Gesetz – mit Verlaub – bescheiden an. Seit 2002 ist die offizielle Währung in El Salvador der US-Dollar. Der internationale Währungsfonds (IWF) veranlasste ein Treffen mit Präsident Bukele. Dabei ging es um rechtliche und makroökonomische Fragen. Leider gibt es bis heute keine Informationen, was hier genau hinter verschlossenen Türen besprochen wurde.

Auch schickte die amerikanische Regierung nochmal eine direkte Warnung an El Salvador. Unterstaatssekretärin Victoria Nuland traf sich mit Bukele und wies ihn auf die Gefahren von Bitcoin hin. Sie empfahl dem Präsidenten regulatorische Beschlüsse zu treffen, um die Transparenz des Systems zu gewähren.

Vorbereitung in El Salvador

Die Regierung versucht nun jedem Bürger einen möglichst reibungslosen Einstieg zu ermöglichen. Die Bitcoin App der Regierung „Chivo“ steht ab heute jedem Bürger mit einem Startguthaben von 30 US-Dollar (in BTC) zur Verfügung. Schon in den letzten Wochen bemühte sich die Regierung um Aufklärung. Im Land wurden sogenannte Chivo Points errichtet, bei denen sich jeder Bürger über Bitcoin und die Funktionsweise der App beraten lassen kann. Auch wurden im ganzen Land 200 Bitcoin-Automaten errichtet, die jeder Bürger gebührenfrei benutzen kann.

Wie oben bereits erwähnt überrascht Bukele mit seinem Schritt weltweit viele Leute, aber vor allem seine eigenen Bürgerinnen und Bürger. Die Botschafterin El Salvadors Florencia Vilanova de von Oehsen bestätigte dies auf der Bitcoin Zitadelle. Von einem auf den anderen Tag bekam sie die Nachricht, dass Bitcoin neben dem US-Dollar in ihrem Land ein gesetzliches Zahlungsmittel wird. Viele Leute waren mit der Umstellung überfordert und es kam zu Protesten im Land.

Widerstand gegen das Gesetz

Obwohl jeder Bürger die frei entscheiden darf, ob er Bitcoin oder US-Dollar halten will, formte sich Widerstand gegen das Gesetz. Anhänger aus dem linken politischen Lager organisierten Proteste und gingen gegen das Gesetz auf die Straße. Teilweise wurden die Demonstrationen medial dramatisiert. Aber sie hatten dennoch valide Punkte. Viele bemängelten nicht das System Bitcoin, sondern mehr die überstürzte Herangehensweise der Regierung. Hier bedarf es also noch Nachholbedarf seitens der Regierung die Bevölkerung aufzuklären.

Ausblick

Für viele Bürgerinnen und Bürger wird sich am Anfang wahrscheinlich nicht viel ändern. Sie müssen keine Bitcoin halten und können auch weiterhin den US-Dollar für das alltägliche Leben benutzen. Unternehmen müssen Bitcoin akzeptieren, müssen sie aber nicht halten. Vielleicht wird es aber durchaus das eine oder andere Unternehmen geben, das Bitcoin in seiner Handelsbilanz halten wird. Langfristig muss beobachtet werden, ob sich die Vorteile von Bitcoin für die Bevölkerung tatsächlich bestätigen. El Salvador ist ein wichtiges Experiment für das gesamte Bitcoin-Ökosystem. Viele weitere Staaten werden auf den Erfolg bzw. Misserfolg des Projekts schauen und selbst in Betracht ziehen, ob auch für sie die Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel Vorteile bringen könnte.


Der Bitcoin Standard – Die dezentrale Alternative zum Zentralbankensystem

Autor: Saifedean Ammous
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