Das Büro für Wissenschaft und Technologie des Weißen Hauses (OSTP) veröffentlichte einen neuen Bericht, in dem die Auswirkungen der Mining-Industrie auf die Umwelt und den Energiesektor untersucht wurde. Der Bericht ist das Ergebnis der Durchführungsverordnung, welche US-Präsident Biden im März dieses Jahres unterzeichnete.

Stromverbrauch von Bitcoin

Zunächst untersuchte das Weiße Haus die Auswirkungen des Stromverbrauchs der Krypto-Assets auf die Umwelt und mögliche Regulierungsschritte. „Der Stromverbrauch aus digitalen Assets trägt zum Ausstoß von Treibhausgasen, zusätzlicher Umweltverschmutzung, Lärm und anderen lokalen Auswirkungen bei“, hieß es in dem Bericht.

Auch bloße Zahlenvergleiche, welche häufig von Bitcoin-Kritikern verwendet werden, beinhaltet der Bericht. So verbraucht das Mining von Krypto-Assets in den USA 50 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr und damit 38% des globalen Energiebedarfs der Mining-Industrie. Jedoch zog der Bericht dann noch einen Vergleich zu anderen Industrien und erklärte, dass Krypto-Assets in den USA für etwas mehr Energieverbrauch verantwortlich sind als Heimcomputer, aber weniger als die jährliche Weihnachtsbeleuchtung oder private Klimaanlagen. Ein direkter Vergleich wurde dann zu alternativen Zahlungsnetzwerken gezogen:

„In Anbetracht dessen, dass direkte Vergleiche kompliziert sind, verbrauchen Visa, MasterCard und American Express zusammen […] weniger als 1 % des Stroms, den Bitcoin und Ethereum im selben Jahr benötigten, obwohl sie ein Vielfaches der Anzahl von On-Chain-Transaktionen verarbeiteten.

OSTP

Ebenfalls wurde auf Vorteile des Proof-of-Stake Konsensmechanismus hingewiesen, welche den Energieverbrauch von Krypto-Assets deutlich sinken lassen würden.

OSTP fordert weitere Schritte

Im zweiten Teil wird die Behörde des Weißen Hauses dann konkreter und fordert eine Regulierung der Mining-Industrie zur Einhaltung der Klimaziele. Ebenso erklärte die Behörde, dass weitere Schritte nötig seien, wenn die Regulierung ihren Zweck verfehle. Auch ein mögliches Mining-Verbot von Proof-of-Work Netzwerken wurde genannt:

„Sollten sich diese Maßnahmen bei der Verringerung der Auswirkungen als unwirksam erweisen, sollte die Regierung Exekutivmaßnahmen prüfen und der Kongress könnte Gesetze erwägen, um die Verwendung von Konsensmechanismen mit hoher Energieintensität für das Krypto-Asset-Mining einzuschränken oder zu eliminieren.“

OSTP

Auswirkungen auf das Stromnetz

Anschließend fährt der Bericht dann mit den Auswirkungen auf das Stromnetz fort. Das OSTP behauptet, dass die Mining-Industrie das Stromnetz zusätzlich belaste, was zu Stromausfällen, Brandgefahren und einer Verschlechterung der Infrastruktur führt. Ebenfalls erklärt der Bericht, dass Bitcoin-Miner die Stromkosten für private Haushalte erhöhen würde.

Abschließend kommen die Autoren dann doch noch kurz auf die möglichen positiven Effekte des Krypto-Minings auf die Umwelt zu sprechen. So kann die Verwendung von Methan für das Mining die Umweltbelastung verringern. Immer mehr Unternehmen forschen an den Möglichkeiten, das überschüssige Methan der Produktion für das Bitcoin-Mining zu nutzen und dadurch eine Abgabe des Methans an die Umwelt zu verhindern. Zahlen, wie groß der Nettogewinn für die Umwelt sein kann, wurden von der OSTP nicht genannt.

Kritik an dem Bericht

Leider lässt der Bericht des Weißen Hauses wichtige Informationen weg. Zum einen wird in dem Bericht nicht näher erläutert, mit welchen Energiequellen das Mining betrieben wird. Mining-Geräte, welche mit erneuerbaren Energiequellen bewirtschaftet werden, sind für keine Treibhausemissionen verantwortlich. Ganz im Gegenteil, die Verwendung von Methan für das Mining kann die Emission von Treibhausgasen sogar senken.

Inzwischen gibt es genügend Daten, dass das Bitcoin-Mining eine der grünsten Industrien überhaupt ist. Das Bitcoin-Mining-Council unter der Leitung von Michael Saylor veröffentlicht jedes Quartal die neuesten Daten der Mining-Unternehmen. Der letzte Bericht zeigte, dass der nachhaltige Energiemix der nordamerikanischen Miner bei 66,8% liegt. Diese Zahlen wurden in dem Bericht nicht genannt. Es ist nicht erklärbar, weshalb die OSTP diese Daten verschweigt.

Auch die Aussagen über die Auslastung der Stromnetze sind nicht haltbar. Die Bitcoin-Miner können den Netzbetreiber helfen, das Stromnetz zu stabilisieren, indem sie ein stetige Netzauslastung von 100% ermöglichen. Erst kürzlich äußerte sich beispielsweise der CEO des texanischen Netzbetreibers ERCOT sehr positiv zur Mining-Industrie und auch jüngste Untersuchungen von Arcane Research bekräftigen dies. Die Aussage, dass das Bitcoin-Mining die Strompreise der Privathaushalte erhöht, ist ebenfalls nicht richtig. Die Miner halten immer nach der billigsten Stromquelle Ausschau, welche eben oft ungenutzte oder überschüssige Energiequellen sind. Ebenso wie beim Stromverbrauch von Bitcoin wäre hier die Datenlage dazu bereits vorhanden. In Texas arbeiten die Mining-Unternehmen mit dem Netzbetreiber zusammen und helfen dabei, das Stromnetz des Bundesstaates zu stabilisieren.

Als Letztes sei noch der Vergleich zu Proof-of-Stake genannt, welcher immer mehr an medialer Präsenz gewinnt. Der bevorstehende "Ethereum Merge" heizt diese Debatte immer weiter an. Über die Auswirkungen der Umstellung von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake" auf die langfristige Dezentralisierung des Ethereum Netzwerkes kann nur spekuliert werden, allerdings ist es naiv anzunehmen, dass der Wechsel des Konsensmechanismus keine Trade-offs zwischen der Dezentralisierung und Skalierbarkeit des Netzwerkes besitzt. Eine eindimensionale Betrachtung (Stromverbrauch) reicht nicht aus.

Fazit

Der Bericht des Weißen Hauses hält Informationen zurück und verbreitet teilweise auch Falschinformationen (Auslastung des Stromnetzes). Inzwischen gibt es genügend Informationsquellen, weshalb die Frage offen bleibt, weshalb das Weiße Haus diese Faktenlage ignoriert. Selbst wenn die Zahlen laut deren Ansicht falsch sein sollten, hätten sie dies in ihrem Bericht kritisch erwähnen können. Ob der primäre Grund für die Ignoranz die Vertretung von persönlichen Interessen oder doch die Unwissenheit ist, bleibt schwierig abzuschätzen.

Ein Mining-Verbot ist in den USA dennoch nur schwer denkbar. 38% der Hashrate stammt aus den Vereinigten Staaten und die Mining-Industrie ist inzwischen ein wichtiger Teil der amerikanischen Wirtschaft. Zusätzlich wächst der Einfluss der Interessengruppen in der Politik immer mehr. US-Politiker des Senats wie Cynthia Lummis sprechen sich offen für Bitcoin aus und einflussreiche Personen aus der Wirtschaft, die finanzielle Interessen am Bitcoin hegen, besitzen ebenfalls den nötigen Einfluss, um ein voreiliges Mining-Verbot zu verhindern.