Der US-Bundesstaat Texas hat seine regulatorischen Vorschriften für Mining-Unternehmen verschärft. Nachdem die Volksrepublik China im letzten Jahr ein Mining Verbot durchgesetzt hatte, entwickelte sich Texas zu einem der wichtigsten Miningstandorte in Nordamerika respektive weltweit. Der günstige Strom sowie die vorteilhaften Regularien machten den Bundesstaat für viele Miner attraktiv. Dies könnte sich nun ändern.

Miner warten auf Erlaubnis

Der Netzbetreiber des Bundesstaates, Electric Reliability Council of Texas (Ercot), hat den Genehmigungsprozess in dem Bundesstaat verschärft, dies erklärte Steve Kinard, der Direktor für die Bitcoin Mining Analyse des texanischen Blockchain Councils (TBC). Neue Miner müssen sich länger gedulden, bis sie ihre Mining-Einrichtung an das Stromnetz des Netzbetreibers anschließen dürfen.

Ercot versucht mit diesem Schritt zu gewährleisten, dass auch weiterhin die Stromnachfrage an das Stromangebot angepasst und so eine Überlastung des Stromnetzes verhindert wird. Denn während im Westen von Texas häufig mit gestrandeten und ortsunabhängigen Energiequellen geschürft wird, die nicht von der Bevölkerung benutzt werden, ist das Stromnetz der Ercot auch für die Versorgung der privaten Haushalte zuständig, deren Versorgung oberste Priorität besitzt.

Kinard beklagte, dass es inzwischen sehr schwierig sei seine Mining-Geräte in dem Bundesstaat an das Stromnetz anzuschließen:

„Es gibt nur sehr wenige oder gar keine Standorte, an denen Sie einfach auftauchen und ohne Vorschriften das Stromnetz benutzen können. Selbst bei kleineren Standorten, die etwa 10 Megawatt (MW) verbrauchen. Viele Leute haben nach einem idealen Standort gesucht, den es jetzt nicht mehr gibt.“

Kinard

Die Mining-Farm von Riot Blockchain in Rockdale, Texas.
Quelle: Riot Blockchain

Der Prozess für eine Genehmigung

Im März kündigte Ercot die Schaffung einer Taskforce (LFLTF) an, welche für den Anschluss der Miner an das Stromnetz verantwortlich ist und gleichzeitig die Netzstabilität garantieren soll. Seitdem benötigen größere Mining-Unternehmen eine Genehmigung durch die lokalen Behörden, bevor diese das Stromnetz des Bundesstaates verwenden dürfen.

Laut Ercot ist der Genehmigungsprozess notwendig, um die notwendige Netzstabilität zu gewährleisten, bis die LFLTF ihre Überprüfung abgeschlossen hat. Die LFLTF überprüft, wie sich die flexible Stromnachfrage der Mining-Unternehmen auf die Auslastung des Stromnetzes zu den Stoßzeiten auswirkt. Seit dem 22. August hat die Taskforce eine Reihe von weiteren Fragen aufgenommen, die darauf abzielen, die Stromnachfrage der Bitcoin-Miner genauer zu spezifizieren.

Die Miner müssen dafür angeben, welche Kryptowährungen sie schürfen wollen, welche Mining-Geräte sie verwenden und welchen Mining-Pool das Unternehmen angehört. Anhand dieser Daten versucht Ercot abzuschätzen, wie viel Strom die neue Mining-Anlage in Zukunft verbrauchen wird und wie sich dies auf die Belastung des Stromnetzes auswirkt.

Unternehmen warten auf Genehmigung

Solange der Genehmigungsprozess andauert, dürfen die Unternehmen das Stromnetz nicht benutzen. Ercot schätzt, dass Mining-Unternehmen mit einem Gesamtverbrauch von etwa 33 Gigawatt (GW) auf eine Zulassung warten. Diese Zahl gilt aber als das obere Limit. Kinard glaubt, dass sich manche Unternehmen zweimal bei dem Genehmigungsprozess beworben haben und die tatsächliche Nachfrage geringer ist.

Der Texas Blockchain Council vermutet, dass bis Ende nächsten Jahres Mining-Einrichtungen mit einer Leistung von 5 GW vollständig eingerichtet sein könnten. Derzeit liegt der Verbrauch bei rund 1,5 GW. Anhand dieser Zahlen kann festgestellt werden, dass trotz des Bärenmarktes die Nachfrage nach texanischen Mining-Einrichtungen sehr hoch ist.

Hier kann wahrscheinlich schon fast von einer zu hohen Nachfrage gesprochen werden. Diese "Übernachfrage" zwingt vermutlich auch die Behörden solche Genehmigungsprozesse einzuführen. Der gesamte Stromverbrauch des Bundesstaates liegt bei ca. 93 GW. Sollten die Miner zu schnell an das Stromnetz angeschlossen werden, droht eine Überlastung des Stromnetzes.

Auch Kinert betonte, dass trotz der langsameren Verfahren die texanische Politik "Krypto-freundlich" bleibt und fügte hinzu, dass kein Mining-Unternehmen aufgrund des Genehmigungsprozesses an einen anderen Standort umgezogen sei. Die texanischen Behörden versuchen mit den Genehmigungen nicht der Mining-Industrie zu schaden, sondern die Nachfrage der Miner an das Stromnetz anzupassen. Texas dürfte auch mit den längeren Wartezeiten weiterhin der Mining-Hotspot in den Vereinigten Staaten bleiben.

Bitcoin Miner als Netzstabilisatoren

Dass die Mining-Industrie einen positiven Effekt auf das Stromnetz haben kann, zeigte sich bereits im Juli in Texas. Blocktrainer.de berichtete über die Hitzeperiode in dem Bundesstaat. Aufgrund der vermehrten Benutzung von Klimaanlagen kam es zu einer Überlastung des Stromnetzes.

Die lokalen Behörden baten daraufhin, die Bitcoin-Miner kurzzeitig ihren Geschäftsbetrieb einzuschränken und damit dem Stromnetz mehr Strom zur Verfügung zu stellen. Die Miner kamen dieser Bitte nach und halfen damit, das texanische Stromnetz zu stabilisieren.

Ganz selbstlos war die Tat der Miner natürlich nicht. Als eine sogenannte "Demand-Response-Industrie" können die Miner in sekundenschnelle die Stromzufuhr für den Mining-Betrieb stoppen. Steigt die Nachfrage nach Strom, steigt folglich der Strompreis. Die Miner verzichten auf den Strom und verkaufen diesen zu einem höheren Preis auf dem Strommarkt. Das Unternehmen Riot Blockchain erhielt im Juli von Ercot darum etwa 9,5 Millionen Dollar als Ausgleichszahlung für den Stromverzicht und erwirtschaftete damit mehr Gewinn als mit dem eigentlichen Mining-Betrieb.

Texas zeigt, wie das Zusammenspiel aus Politik, Energieversorgung und der Mining-Industrie funktionieren kann. Der Genehmigungsprozess ist kein Versuch, die Miner aus dem Bundesstaat zu verdrängen, sondern eher das Gegenteil. Damit das Zusammenspiel langfristig funktionieren kann, muss es einen klaren regulatorischen Rahmen für die Unternehmen geben.