Im Oman, dem Sultanat an der Südostspitze der Arabischen Halbinsel, hat man offenbar erkannt, dass man sich im Zeitalter des globalen wirtschaftlichen Wandels nicht weiter nur auf die eigenen Öl-Reserven verlassen sollte. Im Vergleich zu anderen arabischen Staaten, liegt die Wirtschaft im Oman vergleichsweise brach und entsprechend ist, wie unter anderem das renommierte Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet, auch der Arbeitsmarkt deutlich weniger florierend und zukunftsträchtig. Um dem entgegenzuwirken, will das Land nun einen anderen, deutlich digitaleren Weg einschlagen, bei dem insbesondere Bitcoin eine tragende Rolle spielen soll. Mit einer kürzlich eröffneten Miningfarm, mit einem Investitionsvolumen von über 370 Millionen US-Dollar und einem geplanten Gesamtvolumen von mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar für Bitcoin-Mining-Infrastruktur, positioniert sich der Staat Oman nun als aufstrebender Akteur in der digitalen Wirtschaft. Damit ist das Land neben El Salvador und Bhutan das dritte Land, das öffentlich bekannt gegeben hat, staatliches Bitcoin-Mining zu betreiben.

Eröffnung einer Mininganlage

Die Eröffnung einer Mininganlage, stellt laut der nationalen Tageszeitung "Oman Observer" einen wichtigen Meilenstein in Omans digitaler Transformation dar. Das Rechenzentrum wurde in der Salalah Free Zone, einer kleinen Sonderwirtschaftszone im Norden der Stadt Salala eingeweiht. Bei der Eröffnungszeremonie waren laut des Berichts wohl auch Vertreter des Ministeriums für Verkehr, Kommunikation und Informationstechnologie anwesend, die die Mininganlage als bedeutenden Fortschritt würdigten.

Das Rechenzentrum wurde von der im Oman heimischen Firma Exahertz International eingerichtet und ist mit über 370 Millionen US-Dollar (rund 135 Millionen Omanische Rial) bewertet. Laut Sam Ferdows, dem CEO von Moonwalk Systems und strategischen Partner von Exahertz International, ist bereits ein Pilotprojekt in Salalah mit einer Kapazität von 11 Megawatt und über 2.000 Maschinen online. Bis Oktober soll die Kapazität auf bis zu 15.000 Maschinen erhöht werden, wobei die Entwicklung auf zwei Standorte in Salalah und einen in Al Jabal Al Akhdar in der Provinz Al Dakhiliyah ausgeweitet wird. Das Pilotprojekt dient dazu, die Umgebung zu testen und notwendige Anpassungen für eine nachhaltigere Zukunft vorzunehmen.

Oman Salala
Salala im Süden des Landes – Quelle: Open Street Map

Nachhaltiges Mining durch Nutzung von "Flared Gas"

Ein Aspekt des Mining-Projekts in Oman ist sein Einfluss in Bezug auf Nachhaltigkeit. Laut einem Tweet von Daniel Batten, einem Experten für nachhaltige Technologien, nutzt das Mining-Projekt im Oman sogenanntes "Flared Gas" als Energiequelle. Dieses Gas fällt ohnehin als Nebenprodukt bei der Ölförderung im Land an und würde normalerweise ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben werden, was den CO₂-Fußabdruck der Ölindustrie natürlich erhöht. Durch die Nutzung dieses Gases für das Bitcoin-Mining kann der CO₂-Fußabdruck der Ölförderung jedoch reduziert werden. Dies stellt einen innovativen Ansatz dar, um die Umweltauswirkungen sowohl der Bitcoin-Mining-Industrie als auch der traditionellen Energieproduktion zu minimieren.

Investition und Arbeitsplätze

Durch das Projekt und die Investitionen sollen außerdem auch neue Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt geschaffen werden. Da dieser im Oman, wie weiter oben erwähnt, nicht ansatzweise so florierend ist, wie beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten, soll damit eine Grundlage für mehr Diversifikation in der hiesigen Wirtschaft geschaffen werden. Die Investition von rund 1,1 Milliarden US-Dollar in Rechenzentren und Bitcoin-Mining-Infrastruktur, wird voraussichtlich Hunderte Arbeitsplätze generieren - und dies soll erst der Anfang sein. Diese Jobs werden aber nicht nur in der IT und im Ingenieurwesen angesiedelt sein, sondern auch in Sektoren wie Verwaltung, Logistik und Wartung.

Laut Forbes spezialisieren sich 24% der omanischen Hochschulabsolventen auf Informatik, aber nur 5% können relevante Arbeitsplätze finden. Projekte wie dieses bieten daher eine dringend benötigte Plattform für qualifizierte Arbeitskräfte im Land und könnten dazu beitragen, die Arbeitslosenquote, die trotz der geringen Größe des Landes bei nur 3,7% liegt, weiter zu senken.

Oman's Vision 2040

Mit der "Vision 2040" hat man sich im Oman verschiedene sozioökonomische Ziele gesetzt, die man bis zu dem genannten Jahr umgesetzt haben möchte. Vision 2040 ist mehr als nur ein Zukunftsplan; es ist eine umfassende Strategie, die darauf abzielt, das Sultanat in verschiedenen Bereichen voranzubringen. Laut dem offiziellen Dokument ist die Vision 2040 "ein integriertes Set von sozioökonomischen Richtlinien", die Oman bis zum Jahr 2040 in eine bestimmte Richtung lenken sollen. Sie wurde entwickelt, um Herausforderungen zu bewältigen und mit regionalen und globalen Veränderungen Schritt zu halten. Die Vision legt nationale Prioritäten fest und skizziert strategische Richtungen, Ziele und Schlüsselpolitiken, um Ambitionen in konkrete Aktionspläne umzusetzen.

Dazu zählen unter anderem die Erhöhung der Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts, die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen im privaten Sektor, weniger Abhängigkeit von der Ölindustrie und mehr Nachhaltigkeit. Für all diese Aspekte werden unter anderem durch solche Projekte wie Investitionen in Bitcoin-Mining nun die Grundsteine gelegt. Es ist ein klares Signal für Omans Bestreben, seine Wirtschaft zu diversifizieren und sich als wichtiger Akteur im Bereich der digitalen Wirtschaft zu etablieren.

Fazit

Man darf gespannt sein, was sich künftig im Oman im Hinblick auf Bitcoin noch alles entwickeln wird. Die ersten Voraussetzungen sind nun geschaffen und die strategischen Investitionen in Datenzentren und Krypto-Mining signalisieren eine klare Ausrichtung auf die digitale Transformation. Ob Oman tatsächlich langfristig vom Öl-Staat zum modernen Technologie-Hub wird, das wird wohl die Zukunft zeigen müssen. Die Grundsteine sind gelegt und die ersten Blöcke offenbar auch schon geschürft.