Skip to main content

Nach Angriff auf Bitcoin – Ist Craig Wright pleite?

Am von
Craig Wright pleite

Der selbst ernannte Bitcoin-Erfinder Craig Steven Wright (CSW) führt seit geraumer Zeit einen völlig fanatischen und realitätsfernen Krieg gegen Bitcoin (Core) und bekannte Personen, sprich Entwickler, aus diesem Ökosystem. Wright ist bzw. war mittlerweile in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelt, darunter u.a. eine Klage, in der er das Urheberrecht auf das Bitcoin-Whitepaper beansprucht, diverse Verleumdungsklagen und das, diese Woche zu Ende gegangene Verfahren gegen die Erben seines Ex-Geschäftspartners Dave Kleiman, die CSW vorgeworfen haben geistiges Eigentum und Bitcoins gestohlen zu haben. Wright muss hierfür eine Strafe in Höhe von 100 Millionen US-Dollar zahlen, bezeichnete sich selbst jedoch als „siegreich“.

Mittlerweile gibt es jedoch Hinweise darauf, dass der oft als „Faketoshi“ (in Anlehnung darauf, dass er von sich selbst behauptet, der Bitcoin Erfinder Satoshi Nakamoto zu sein) bezeichnete Australier gar nicht über die Mittel verfügt, um Strafen und Prozesskosten zu bezahlen.

Klage gegen Bitcoin-Entwickler

Im Zuge seiner (bisher haltlosen) Aussage, dass er der Schöpfer des Bitcoin-Netzwerks sei, erhebt Wright auch Anspruch auf die ca. 1,1 Millionen Bitcoins, die eben jenem Erfinder Satoshi Nakamoto zugeschrieben werden. Da Satoshi jedoch bereits seit Jahren von der Bildfläche verschwunden ist, ohne jemals auch nur einen einzigen Coin ausgegeben zu haben, gehen viele Leute davon aus, dass die privaten Schlüssel für diese BTC längst verschwunden sind oder bewusst vom echten Satoshi vernichtet wurden.

CSW hingegen behauptet, dass Hacker im Februar 2020 angeblich die Schlüssel zu zwei Adressen von seinem Computer gelöscht haben, weswegen er nun keinen Zugriff mehr auf die damit verbundenen Bitcoins hat.

Um die Gelder wiederzuerlangen, klagt Wright seitdem gegen mehr als ein Dutzend Bitcoin-Entwickler, aufgrund der wahnsinnigen Vorstellung, dass diese ihm wieder Zugang zu den Geldern geben können, vor einem Gericht im Vereinigten Königreich.

Außerdem ist es ihm ein Dorn im Auge, dass das Konstrukt, welches heute als Bitcoin bezeichnet wird, nicht mit seinen Vorstellungen des Bitcoin-Netzwerks übereinstimmt. Auch aus diesem Grund geht er gegen die Entwickler vor. Er möchte sie mürbe machen und dazu zwingen, das Bitcoin Projekt zu verleugnen und fallen zu lassen.

Quelle: Twitter – @Adelgary
Quelle: Twitter – @Adelgary

Auf einem Discord-Server äußerte CSW sich diesbezüglich. Er schrieb:

„Jeder einzelne Entwickler wird in diese Angelegenheit hineingezogen werden, ob er will oder nicht. Es geht nicht nur um den von mir erstellten Code. Wenn du Teil einer Organisation bist, und Core ist eine Organisation, dann ist es ganz einfach: Ich werde dich zur Strecke bringen.

Die einzigen und ich meine die einzigen, die das überstehen werden, sind diejenigen, die jetzt weggehen und diese Sache, die sie mit Bitcoin zu schaffen versuchen, verleugnen und sagen, dass es nicht Bitcoin ist.

Ich werde nicht weniger akzeptieren.

Mit Hilfe der Gerichte werde ich versuchen, die Einhaltung zu erzwingen.

Ich persönlich finde es befriedigender, mein Geld dafür auszugeben, dass diejenigen, die versuchen, ihr Einkommen als Spende zu bezeichnen und keine Steuern zu zahlen und den Rest der Gesellschaft zu betrügen, zu Fall gebracht werden.“

Entwickler ziehen sich zurück

In den letzten Tagen und Wochen kam es bereits dazu, dass sich einige der betroffenen Entwickler zurückziehen und öffentlich wirksam von ihren Posten zurücktraten. Darunter u.a. auch die von Wright angeklagten ehemaligen Bitcoin-Maintainer Jonas Schnelli und Samuel Dobson. Vor allem Schnelli führte bei seinem Abschied an, dass er mittlerweile das Gefühl habe, dass die rechtlichen Risiken für Bitcoin-Entwickler von Jahr zu Jahr zunehmen.

„Neue Leute, die zur Bitcoin Entwicklung beitragen möchten, sollten dies anonym tun (was schwierig ist)“, merkte der Schweizer damals an.

Wirklich verübeln kann man es den Entwicklern nun wirklich nicht. Viele von ihnen arbeiten, oft unbezahlt bzw. nur gestützt durch Spenden, an einem Open-Source-Projekt, welches mittlerweile eine Marktkapitalisierung von etwa einer Billion US-Dollar aufweist. Deswegen ins Fadenkreuz eines wahnsinnigen Multimillionärs zu geraten und sich vor Gericht für etwas rechtfertigen zu müssen, für das man nichts kann, zehrt sicher an den Nerven.

Ist Craig Wright zahlungsunfähig?

Aus einem Bericht von Ende November geht hervor, dass Matthew Thorne, der Anwalt einiger der angeklagten Entwickler, einem Richter des obersten Gerichtshofs mitteilte, dass Wright wohl das Vermögen fehle, um (im Falle einer Niederlage) die Prozesskosten zu decken. CSW habe es wohl auch versäumt, ihm zu erklären, wie er die Prozesskosten bezahlen möchte, für den Fall, dass sein Versuch, die Herausgabe der „gestohlenen“ Bitcoins zu erzwingen, scheitert. Hinzu kommt erschwerend, dass Wright in dieser Woche darüber hinaus zu einer Strafzahlung von 100 Millionen US-Dollar verurteilt wurde. Dies war zum Zeitpunkt von Thornes Aussage noch nicht einmal bekannt.

Viele Prozessbeobachter fürchten jedoch, dass Wrights umstrittener Freund und Milliardär Calvin Ayre seine finanzielle Unterstützung anbieten wird. Sowohl Wright als auch Ayre sind mittlerweile so tief in ihren eigenen Lügen und Aussagen gefangen, dass sie wohl nicht mehr einfach damit aufhören können.

Wright selbst äußerte sich jedoch bisher noch nicht zu den Vorwürfen. Es ist, nach allen Aussagen der vergangenen Monate und Jahre, allerdings auch nur schwer vorstellbar, dass Wright eine Pleite zugeben würde.

John Wardell, der Anwalt von Craig Wright, argumentierte, dass es nicht die Aufgabe seines Mandanten sei, die Zahlungsfähigkeit nachzuweisen. Vielmehr sollen die angeklagten Entwickler einen Beweis dafür erbringen. Auf Rückfrage der Obergerichtsmeisterin Julia Clark, warum die Tulip Trading Ltd. (Wrights Firma) damit zögere, einfach die Vermögenswerte nachzuweisen, antwortete Wardell, dass sie dazu noch nicht ausdrücklich aufgefordert wurde.

Klage einstellen!

Der Anwalt Matthew Thorne hingegen appellierte an den Richter, die Fortsetzung der Klage nicht zuzulassen. Die Tulip Trading Ltd. ist eine Firma, die auf den Seychellen ansässig ist, keine Vermögenswerte hat, keine Steuern zahlt und keinerlei Geschäfte im Vereinigten Königreich macht. Außerdem sei unklar, ob Wright überhaupt in der Lage ist, die Prozesskosten zu bezahlen. Diese Fakten in Kombination mit den öffentlichen Aussagen von CSW, dass er diesen Prozess lediglich dafür nutzen möchte, um die Bitcoin Entwickler mürbe zu machen und in den Konkurs zu treiben, sollten eigentlich Grund genug sein, um die Klage einzustellen.

Eine endgültige Entscheidung steht allerdings noch aus und wird sich wohl auch noch etwas hinziehen.