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Nach FTX Pleite – Wie steht es um Coinbase?

Am von
Coinbase pleite

Coinbase ist nach Binance die zweitgrößte Krypto-Wechselbörse, wenn es um das Spot-Volumen geht. Das in den USA ansässige Unternehmen ist bereits häufig negativ aufgefallen, hat sich aber als einer der größten Player im Bitcoin- und Krypto-Universum etabliert. Beispielsweise haben die Unternehmen Tesla und MicroStrategy über die Handelsplattform ihre Bitcoin gekauft. Und auch der Grayscale Bitcoin Trust lässt seine über 600.000 Bitcoin von Coinbase verwalten.

Nach dem Kollaps der Krypto-Börse FTX wird heiß spekuliert, wen es jetzt als Nächstes treffen wird. Nicht selten ist hierbei auch von Coinbase die Rede.

Die Coinbase-FUD

Aktuell scheint es so, als würde angesichts der Verunsicherung im Bitcoin-Markt, jede Möglichkeit genutzt werden, um Panik zu verbreiten. In den letzten Tagen war Coinbase vermehrt im Fokus.

Beispielsweise wurde es als ein Anzeichen einer möglichen Insolvenz des Unternehmens gedeutet, dass der CEO Brian Armstrong Coinbase-Aktien verkauft. Geschieht dies aber nicht in einem exzessiven Ausmaß, dann ist das kein Grund zur Beunruhigung. Tatsächlich verkaufen CEOs sogar häufig Aktien, da diese meist den Großteil des Vermögens ausmachen und eben abgestoßen werden müssen, wenn etwa Investitionen in andere Projekte anstehen. Das ist auch bei Armstrong der Fall und zudem kündigte er es bereits vor mehr als einem Monat an.

„Ich setze mich leidenschaftlich für die Beschleunigung von Wissenschaft und Technologie ein, um einige der größten Herausforderungen der Welt zu lösen. Um dies zu fördern, plane ich, im Laufe des nächsten Jahres etwa 2 % meiner Coinbase-Bestände zu verkaufen, um die wissenschaftliche Forschung und Unternehmen wie
@newlimit und @researchhub.“

Coinbase-CEO Brian Armstrong auf Twitter

Auch Changpeng Zhao (CZ), CEO der größten Krypto-Börse Binance, goss wieder einmal Öl ins Feuer. CZ war auch derjenige, der bei dem Kollaps von FTX mit seinen Tweets (berechtigterweise) Misstrauen gegenüber FTX schürte, woraufhin die Menschen in Scharen ihre Kryptowährungen bei FTX abzogen und somit das fragil aufgestellte Unternehmen in den Bankrott getrieben haben.

„Also, Coinbase Custody verwahrt 635.000 Bitcoin für Grayscale.

Vor vier Monaten hatte Coinbase (vermutlich die Börse) weniger als 600.000 Bitcoin.

Ich gebe nur Nachrichtenberichte wieder und stelle keine Behauptungen auf.

Glassnode hat vermutlich aktuellere Daten.“

CZ, CEO von Binance (gelöschter Tweet)

Der Tweet wurde im Nachhinein von CZ gelöscht und er tweetete, dass Coinbase-CEO Brian Armstrong ihn darüber informierte, dass die Zahlen falsch seien. Ein Blick auf das offen einsehbare Quartalsergebnis von Coinbase schafft Klarheit. Zum Ende des dritten Quartals 2022 verwaltete Coinbase rund zwei Millionen Bitcoin, mit einem Gegenwert von knapp 40 Milliarden US-Dollar.

Da Coinbase mittlerweile ein börsennotiertes Unternehmen ist, muss der Öffentlichkeit quartalsweise Einblick in die Finanzen gewährt werden. Das schließt zwar keinen Betrug aus, wie es beispielsweise Wirecard demonstriert hat, aber in aller Regel werden börsennotierte Unternehmen stärker geprüft als private Unternehmen wie FTX eines war.

Börsengang mit perfektem Timing

Am 14. April 2021 war es der Allgemeinheit erstmals möglich, Anteile an Coinbase zu erwerben. Das war auch der Tag, an dem der Bitcoin sein vorzeitiges Hoch von knapp 65.000 US-Dollar erreichte – perfektes Timing.

Bitcoin in US-Dollar – Quelle: TradingView

Coinbase wählte aber einen Börsengang via Direktnotierung („direct listing“). Im Gegensatz zu einem traditionellen Börsengang hat sich das Unternehmen kein frisches Kapital verschafft, da bei einer Direktnotierung selbst keine neuen Aktien ausgegeben werden. Profitiert haben also zuerst nur die Altaktionäre, die ihre Anteile zu den hohen Aktienkursen am Tage des Börsengangs abgestoßen haben. Der größte Anteilseigner war und ist auch immer noch der CEO Brian Armstrong, der noch knapp 20 % der Aktien hält.

Coinbase hat sich aber dennoch die hohe Unternehmensbewertung zum Börsengang zunutze gemacht und unmittelbar danach neue Aktien ausgeben. Die Anzahl der Aktien ist seitdem um mehr als 10 % ausgeweitet worden.

Coinbase: ausstehende Aktien – Quelle: YCHARTS

Seit dem Tag des Börsengangs bis heute verlor die Coinbase-Aktie weit über 90 % und handelte in dieser Woche bei einem neuen Tief von knapp über 40 US-Dollar. Der Höchstkurs am ersten Handelstag lag bei fast 430 US-Dollar.

Coinbase-Aktie in US-Dollar – Quelle: TradingView

Wenn ein Unternehmen so stark an Wert verliert, dann liegt die Vermutung nahe, dass die Geschäfte nicht mehr allzu gut laufen.

Finanzielle Situation

Als Coinbase an die Börse ging, war es noch ein profitables Unternehmen. Seit dem Jahr 2022 werden quartalsweise Verluste eingefahren. Im dritten Quartal waren es über 500 Millionen US-Dollar an Verlust und im zweiten sogar mehr als eine Milliarde.

Seitdem die Kurse von Kryptowährungen auf breiter Front fallen, gehen auch die Umsätze des Unternehmens zurück. Das Geschäft von Coinbase ist somit stark von dem Interesse der Bevölkerung an Bitcoin und Co. abhängig. Da diese in Zyklen verläuft, ist Coinbase ein zyklisches Unternehmen.

Dauerhaft Verluste einzufahren ist selbstverständlich problematisch. Vor allem aber in einer Phase restriktiver Geldpolitik, also in einer Phase, in der das Geld nicht locker sitzt und neue Schulden aufzunehmen teurer wird.

Umsatz (grün) und Verdienst (blau) – Quelle: Yahoo Finance

Zum Ende des dritten Quartals 2022 hatte Coinbase aber noch knapp über 5 Milliarden US-Dollar an Cash auf der Bilanz. Dem gegenüber stehen Schulden von unter 3,5 Milliarden US-Dollar. Coinbase hat ein Verhältnis von Verschuldung zu Eigenkapital (“Debt to Equity Ratio“) von knapp über 0,6. Grundsätzlich gilt ein Wert von unter 1 als unproblematisch.

Besorgniserregende Anzeichen

Trotz allem ist der Markt um die Zukunft der Krypto-Börse besorgt. Das kann man am besten an dem Kurs der Unternehmensanleihen ablesen. Anleihen von Coinbase, die im Jahr 2028 auslaufen, haben sich im Kurs fast halbiert. Wenn eine Unternehmensanleihe so stark im Kurs fällt, dann bedeutet das, dass der Markt sich unsicher ist, ob das Unternehmen bis dahin überhaupt noch zahlungsfähig ist respektive noch existiert. Eine Insolvenz bis ins Jahr 2028 sehen die Marktteilnehmer demnach als nicht ausgeschlossen an. Über 17 % ist nun der jährliche Zins, berechnet auf den aktuellen Kurs der Anleihe und somit das, was der Markt aus Risikogesichtspunkten für angemessen hält. 3,375 % war der Zins bei Emission der Anleihe.

Kurs der Coinbase-Anleihe (Fälligkeit 2028) – Quelle: Börse Frankfurt

Coinbase hat es somit aktuell deutlich schwerer, frisches Geld einzusammeln. Würden neue Anleihen emittiert werden, dann wäre der Zins, den Coinbase den Kreditgebern zahlen müsste, mittlerweile deutlich höher. Auch neue Aktien auszugeben, ist angesichts des so stark gefallenen Unternehmenswertes nicht mehr so lukrativ.

Ausblick

Wenn Coinbase weiterhin so viel Geld verbrennt, dann ist eine Insolvenz in den nächsten Jahren nicht ausgeschlossen. Das hängt wohl primär davon ab, ob es in absehbarer Zukunft wieder einen Aufschwung im Bitcoin- und Krypto-Markt geben wird, durch den das Unternehmen ordentlich mitverdienen kann. Für den Fall, dass der Bärenmarkt mehrere Jahre andauern sollte, bleibt Coinbase nichts anderes übrig, als massivst die Kosten zu senken. Tatsächlich hat Coinbase in diesem Jahr bereits auch schon fleißig Mitarbeiter entlassen.

Und selbst wenn Coinbase pleitegehen sollte, dann bedeutet das nicht auch zwangsläufig, dass die Nutzer alle ihre Bitcoin und Kryptowährungen abschreiben müssen, die sie auf der Plattform gelassen haben. Das setzt aber voraus, dass Coinbase nicht betrügt und wie uns die Geschichte um FTX gelehrt hat, kann man sich hierbei leider nie sicher sein. Vorerst gilt jedoch in jedem Fall weiterhin der „benefit of the doubt“.

Fazit

Angesichts der Geschehnisse rund um FTX ist es nachvollziehbar und auch angebracht, dass bei anderen Krypto-Börsen genauer hingesehen wird. Man kann sich nur wirklich sicher mit seinen Bitcoin fühlen, wenn man diese auch selbst anständig verwahrt.

Coinbase verwaltet mehr als 10 % der sich im Umlauf befindenden BTC. Sollte mit Coinbase etwas Ähnliches wie mit FTX passieren, dann hätte das verheerende Folgen für den Bitcoin-Markt. Das heißt aber nicht, dass Bitcoin das nicht überleben würde. Aktuell sieht es aber nicht danach aus und sensationsgierige Tweets und Berichte sollten mit Vorsicht genossen werden. Vermutlich würden viele Bitcoiner eine Pleite von Coinbase sogar begrüßen, da das Unternehmen sich wie eingangs erwähnt mehrere Fehltritte erlaubt hat. Wer auf „Nummer sicher“ gehen möchte, sollte in jedem Fall seine Coins von dort (und allen anderen Börsen) abziehen und in einem eigenen Wallet selbst verwahren.


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