Die USA öffnen sich immer mehr für Bitcoin: Knapp 40 Prozent des weltweiten Bitcoin-Minings findet derzeit in den Staaten statt – vor vier Jahren waren es gerade einmal um die 5 Prozent. Und spätestens seit Zulassung der Spot-ETFs durch die US-amerikanische Aufsichtsbehörde SEC ist das erst 15 Jahre alte Asset aus dem größten Finanzmarkt der Welt nicht mehr wegzudenken. Denn jetzt haben große regierungsnahe Unternehmen, wie der Vermögensverwalter BlackRock, Interesse am Erfolg von Bitcoin und ein Verbot des Assets ist durch die Interessen der Wall-Street-Giganten quasi undenkbar geworden. Kann hinter dieser fast schon 180-Grad-Wende der Plan der Weltmacht stehen, mit Bitcoin ihre Vormachtstellung zu sichern?

Akkumulieren die USA bereits heimlich BTC?

Die Theorie, dass die USA insgeheim auf Bitcoin setzen, kursiert schon einige Monate in der Bitcoin-Community. Etwa wurden hinter dem enormen Anstieg der Rechenleistung im Bitcoin-Netzwerk – trotz eines zeitweise stark fallenden Kurses, der das Mining deutlich unrentabler machte – die Anstrengung der US-Regierung vermutet, unbemerkt an Bitcoin zu kommen. Würden die USA nämlich Bitcoin einfach am Markt kaufen, wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass jemand Wind davon bekommt. Mit dem Mining hingegen könnten die USA lediglich staatliche Rechenzentren aufbauen, bei denen niemand direkt wissen würde, wozu sie genau betrieben werden.

Dann prognostizierte vor wenigen Tagen noch der bekannte Whistleblower Edward Snowden, dass in diesem Jahr öffentlich wird, dass ein Nationalstaat heimlich bereits Bitcoin akkumuliert. Einige vermuteten, dass er damit die USA meint und vielleicht sogar Insiderinformationen hat.

Dass die USA einfach so den US-Dollar für Bitcoin aufgeben, ist angesichts der Macht, die ihr das Monopol über die Leit- und Reservewährung der Welt verleiht, durchaus unrealistisch. Doch was ist, wenn ihnen auf kurz oder lang keine andere Wahl bleibt? 

Der Trend zu Dedollarisierung hat bereits begonnen. Immer mehr Länder kehren dem US-Dollar den Rücken zu und weichen auf Alternativen zum grenzüberschreitenden Handel aus. An vorderster Front dieser Entwicklung stehen die BRICS-Nationen, zu denen auch Russland gehört – also das Land, dessen US-Dollar-Reserven die USA im Rahmen des Ukraine-Krieges einfrieren ließen. Aber auch der französische Präsident Emmanuel Macron forderte bereits, dass sich Europa unabhängiger vom US-Dollar aufstellen sollte.

Nun ist die Theorie, dass während die BRICS-Staaten noch davon sprechen, gegebenenfalls eine eigene Handelswährung, die auch mit Gold gedeckt sein soll, auf den Weg zu bringen, die USA bereits einen Schritt voraus sind.

US-Dollar kollabieren lassen und auf Bitcoin wechseln?

Seit dem Aussetzen der Schuldengrenze im Sommer letzten Jahres haben die USA neue Schulden in Höhe von fast drei Billionen US-Dollar aufgenommen – also rund eine Billion alle 100 Tage. Da die USA chronisch mehr Geld ausgeben, als sie durch Steuern einnehmen, ist hier wohl vorerst keine Trendumkehr zu erwarten. Für die bereits vielen Schulden fallen zudem immer höhere Zinsen an. Selbst das Congressional Budget Office prognostiziert, dass die Zinskosten in diesem Jahr bei knapp einer Billion und 2034 schon bei über 1,6 Billionen US-Dollar liegen werden. Mit einem Verhältnis von rund 130 Prozent Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt und kaum Möglichkeiten, Ausgaben zu kürzen, scheint wohl nichts an einer Schuldenspirale vorbeizuführen.

Wonach es aussieht, ist, dass die USA einfach – über die eigene Zentralbank – das Geld für die benötigten Staatsausgaben weiter drucken und so gleichzeitig die Schulden entwerten. Das Problem daran: Ein immer weiter entwertender US-Dollar würde dazu führen, dass die Menschen das Vertrauen verlieren und vermehrt in andere Währungen oder Sachwerte flüchten. Wählen die USA diesen Weg – ohne ein Ass im Ärmel zu haben – dann könnte die Situation brenzlich werden.

Nun verbreitet sich die Annahme, dass die USA Bitcoin bereits vor ein paar Jahren schon verstanden und die Kaskadeneffekte im Krypto-Sektor provoziert haben, um selbst noch günstig an Bitcoin zu kommen – ihr Ass im Ärmel. Roman Reher, Gründer von Blocktrainer.de hat die Theorie schon lange vor der 180-Grad-Wende der USA und der ETF-Zulassung immer wieder in den Raum gestellt.

Nun teilte etwa auch ein großer 𝕏-User namens Stack Hodler die Theorie. Er geht zu dem einen Schritt weiter und denkt, dass die Inflationswelle als auch die Kriege als Ablenkungsmanöver für den geheimen Plan dienen sollten.

Schritt 1: Überflute die Welt mit US-Dollar und löse eine globale Inflation aus.

Schritt 2: Erhöhe die Zinsen stark, um das verschuldete Europa, China etc. zu überrumpeln. Provoziere Kriege, um weiter abzulenken.

Schritt 3: Jage in der Zwischenzeit die Krypto-Ponzis in die Luft, um alle zu verscheuchen und die Bitcoin-Preise so niedrig wie möglich zu halten.

Schritt 4: Vollziehe eine plötzliche Kehrtwende bei #Bitcoin und bringe jeden amerikanischen Boomer, jedes Unternehmen, jeden Pensionsfonds usw. so schnell wie möglich über die BlackRock-ETFs dazu, in BTC zu investieren.

Während die BRICS-Staaten mit ihrem Gold herumspielen, China versucht, sein Immobilien-Ponzi zusammenzuhalten und Christine Lagarde noch ein paar Hermès-Schals kauft …

Die USA monetarisieren ihre Schulden schnell mit gedruckten Dollars.

BTC steigt auf über 10 Millionen Dollar, die US-Staatsschulden gehen auf null.

US-Entitäten sind vor der Entwertung durch ihre Bitcoin-Portfolio-Versicherung geschützt.
aus dem Tweet

Der Schaden eines kollabierenden US-Dollars

Wie es derzeit aussieht, scheinen sich seit der ETF-Zulassung tatsächlich immer mehr US-amerikanische Entitäten mit Bitcoin einzudecken. Doch noch würden die USA und ihre Wirtschaft viel eher unter einem kollabierenden US-Dollar leiden, als sie von einem explodierenden Bitcoin-Preis profitieren würden.

Banken, Privatpersonen, Pensions- und Staatsfonds halten US-Staatsanleihen, die, wenn der US-Dollar in sich zusammenfällt, gleichermaßen wertlos werden. Ein solcher Schock kann nicht im Interesse der US-Amerikaner sein. Auch, weil die gesamte Welt ebenfalls große Mengen der Schuldpapiere hält. Das Ausland würde ebenfalls das Vertrauen in die Weltmacht verlieren, wodurch wiederum auch wichtige Handelsbeziehungen der Importnation leiden würden.

Zudem liegt Bitcoin derzeit noch bei einer Marktkapitalisierung, die kaum größer als die jährlichen Zinsausgaben der USA sind. Entsprechend können die vermeintlich gekauften oder geschürften Bitcoin der USA noch keinen wirklich fundamentalen Posten für den Staatshaushalt ausmachen. Auch nicht für die Privatwirtschaft, denn auch sie hält weit mehr US-Staatsanleihen als Bitcoin, während auch der gesamte US-Aktienmarkt noch rund 50 Mal so groß ist wie das erst 15 Jahre alte Asset.

US-Dollar mit Bitcoin absichern?

Es ist entsprechend nicht davon auszugehen, dass USA den US-Dollar für Bitcoin vor die Wand fahren lassen. Realistischer wäre, dass die Weltmacht ihre Währung und ihre Solvenz dadurch stärkt, Bitcoin-Positionen aufzubauen – so, wie es etwa Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. vorgeschlagen hat.

Die Frage dabei bleibt jedoch, ob die USA, dadurch, dass sie einem ernst zu nehmenden Konkurrenten des US-Dollars Vertrauen schenken, wirklich ihrer eigenen Währung etwas Gutes tun. Die Tatsache, dass während dem letzten Goldstandard den US-Bürgern der private Besitz von Gold verboten war, spricht gegen diese Strategie. Bitcoin ist nämlich im Gegensatz zum Edelmetall nur Information. Deshalb wäre das Halten unter Strafe zu stellen nicht wirklich umsetzbar – ungeachtet dessen, dass die Pro-Bitcoin-Lobbygruppen immer größer und einflussreicher werden.

Wenn die USA diesen Plan bereits umsetzten, ist nicht davon auszugehen, dass wir dies zeitnah erfahren würden. Denn durch die Bekanntgabe würde Bitcoin vermutlich so teuer werden, dass die USA sich dadurch zum aktuellen Zeitpunkt selbst ins Bein schießen würden, da noch keine wirklich relevanten Postionen aufgebaut werden konnten. Auch wird sie vermutlich noch so lange wie möglich auf den US-Dollar in seiner aktuellen Form setzen. Denn die Weltleitwährung, in der so ziemlich alles bepreist ist und die alle haben wollen, einfach so drucken zu können, ist durchaus ein attraktives Privileg.