Die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs) wird weltweit von vielen Ländern in Betracht gezogen, um die Geld- und Zahlungsinfrastruktur zu modernisieren. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will eine passende globale Infrastruktur schaffen.

Berichten zufolge, sagte die geschäftsführende Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, auf einer Konferenz in Marokko, dass der IWF an einem interoperablen Abrechnungssystem für digitale Zentralbankwährungen arbeite, um eine gemeinsame globale Infrastruktur für CBDCs zu erschaffen. Damit soll eine weitere wirtschaftliche Fragmentierung und das Entstehen von „Abrechnungsblöcken“ vermieden und eine unzureichende Nutzung der CBDCs verhindert werden.

Tobias Adrian, ein Finanzberater beim IWF, führte diese Ausführungen fort und erläuterte den Plan zur Verbesserung des grenzüberschreitenden und inländischen Zahlungsverkehrs.

Die Kosten, die Langsamkeit und die Undurchsichtigkeit des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs sind auf die begrenzte Infrastruktur zurückzuführen.

Tobias Adrian auf der Konferenz

Eine Lösung wäre ihm zufolge ein „Trusted Ledger“. "Damit könnte man ein sicheres und zuverlässiges elektronisches System schaffen, in dem Eigentumsrechte aufgezeichnet und auf dem digitale Versionen von Zentralbankreserven in jeder beliebigen Währung zwischen den Teilnehmer gehandelt werden können", sagte Arian.

XC-Plattform des IWF

Zudem stellte Adrian das Konzept der „XC-Plattform“ des IWF vor, die aus drei Hauptebenen besteht: die Abwicklung, die Programmierung von Finanzverträgen und die Verwaltung von Informationen.

Die Plattform soll für Vertragsabschlüsse und vor allem für grenzüberschreitende Zahlungsabwicklungen mit mehreren Währungen verwendet werden und dabei eine sichere Interoperabilität zwischen nationalen Währungen und mit bestehenden Systemen bieten. Bei dem Umtausch der Währungen wird auf ein Abwicklungsmittel, wie zum Beispiel den XRP-Token, verzichtet.

Durch Programmierung können Smart Contracts erstellt und dadurch Verträge und bestimmte Dienste automatisiert werden. Dies führt letztlich zu Innovation, Effizienz und Sicherheit bei der Vertragsgestaltung. Marktteilnehmer müssen zum Beispiel weniger private Informationen preisgeben und Kontrahenten weniger vertrauen.

Beim Informationsmanagement werden die Abwicklungs- und Nichtabwicklungsdienste, einschließlich Compliance-Prüfungen, voneinander getrennt. Dadurch behalten die Länder die Kontrolle über die Währungsbestände und -transaktionen sowie über die Überprüfung der Einhaltung der Vorschriften (KYC, ALM, Anti-Terror). Es basiert auf einer transparenten, regelbasierten Verwaltung, die „mit der Stabilität des internationalen Währungssystems vereinbar“ sein soll.

Ein starker rechtlicher Rahmen, der die Plattform unterstützt, sowie eine aktive Aufsicht und klare Regeln für den Zugang, die Teilnahme und die Finanzierung sind unerlässlich.

Tobias Adrian auf der Konferenz

Die XC-Plattform ist zwar auf grenzüberschreitende Zahlungen für Länder ausgerichtet, ihr Grundkonzept kann laut Adrian aber auch die inländischen CBDC-Finanzsysteme unterstützen, die auch Unternehmen und Privatpersonen bedienen.

Adrian wies darauf hin, dass noch mehr getan werden müsse, um die Technologie zu testen und die notwendigen rechtlichen und verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Viele Länder entwickeln zurzeit eine eigene digitale Zentralbankwährung, wobei sie sich in der Umsetzung und den technologischen Grundlagen unterscheiden. Die CBDCs laufen jedoch meist auf privaten Blockchains, die von staatlichen Institutionen kontrolliert werden – ganz im Gegensatz zu dem genehmigungsfreien dezentralen Netzwerk von Bitcoin.

Entwicklung von CBDCs auf Hochtouren

Laut Informationen des Atlantic Councils nimmt die Entstehung von CBDCs stetig zu. 

Globale CBDC-Entwicklung; Quelle Atlantic Council

Während es im Mai 2020 nur 35 Länder waren, die die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung in Erwägung zogen, sind es heute schon 114 Länder, die für über 95 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts verantwortlich sind. Davon beschäftigen sich 61 Länder bereits mit der Entwicklung einer CBDC, mit einem Pilotprojekt oder sie haben die Währung bereits vollständig eingeführt. Das haben bisher elf Ländern getan, darunter Nigeria, die Bahamas, Jamaica und acht ostkaribische Staaten – mit mehr oder weniger hohem Erfolg. Doch alle G7-Staaten sowie 18 Länder der G20-Staaten entwickeln ebenfalls bereits eine CBDC.

Kritik an CBDCs

Die Befürworter verbinden die CBDCs mit einer verbesserten Finanzdienstleistung für die Bürger. Doch immer mehr Menschen sehen in den CBDCs eine Gefährdung des Datenschutzes und der Privatsphäre der Bürger.

Der stellvertretende Sekretär für Finanzinstitute im US-Finanzministerium, Graham Steele, äußerte sich am 13. Juni auf der Konferenz Transform Payments US 2023 in Texas zu den Vor- und Nachteilen von CBDCs, Echtzeitüberweisungssysteme und den Austausch von Verbraucherdaten (Open Banking).

Steele stellt fest, dass durch diese neuen Technologien die Effizienz und Geschwindigkeit von Transaktionen verbessert sowie innovative Finanzdienstleistungen und mehr Wettbewerb gefördert werden. Das Finanzministerium sollte diese Chancen der Digitalisierung nutzen, aber gleichzeitig die Risiken von Fehlern und Betrug minimieren. 

Die Vereinigten Staaten von Amerika prüfen momentan, ob sie eine CBDC einführen werden. Eine Herausforderung sei dabei die sorgfältige Abwägung des Schutzes der Privatsphäre der Nutzer bei gleichzeitiger Minimierung des Risikos illegaler Finanztransaktionen.

Datenschutzbedenken und mangelndes Vertrauen in die Institutionen gehören bereits zu den am häufigsten genannten Gründen, warum manche Menschen das Bankensystem meiden. Wie das Finanzministerium bereits festgestellt hat, sind einige Bevölkerungsgruppen besonders empfindlich in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre und haben größere Bedenken, wenn private oder öffentliche Stellen auf ihre persönlichen Daten zugreifen.

Graham Steele auf der Konferenz

Es werde geprüft, inwieweit Privatsphäre und Anonymität durch bestimmte Technologien und Methoden (Privacy Enhancing Technologies, PETs) bei gleichzeitiger Transparenz und Rückverfolgbarkeit gewahrt werden können. Außerdem soll durch eine Offline-Fähigkeit die finanzielle Eingliederung für Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Internetverbindung verbessert werden, heißt es.

Die CBDC-Arbeitsgruppe ermittelt Kompromisse und mögliche Wege, um diese Ziele miteinander in Einklang zu bringen, wobei auch Optionen in Betracht gezogen werden, die das Ausmaß der Kompromisse verringern könnten.

Graham Steele auf der Konferenz

Die USA haben bisher noch nicht entschieden, ob sie eine CBDC vollständig einführen werden. Einige Gesetzgeber haben sich aufgrund von Datenschutzbedenken bereits entschieden gegen CBDCs ausgesprochen, was man an verschiedenen Anti-CBDC-Gesetzesinitiativen in den Staaten Florida, Texas und North Carolina nachvollziehen kann.

Die Bewegung zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung ist ein Versuch, die Finanzen der Amerikaner zu überwachen und zu kontrollieren. Es würde die Privatsphäre verletzen, die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher einschränken und die Wettbewerbsfähigkeit des Marktes untergraben. 

Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, auf Twitter

Bitcoin als Alternative

Die Bitcoin-Community warnt schon seit Langem vor den Gefahren von CBDCs.

Mit CBDCs wird die Infrastruktur für die totale Überwachung des Bürgers geschaffen, die von Regierungen missbraucht werden könnte. Bei der Entwicklung der CBDCs werden Privatsphäre und Anonymität vermutlich für die Kriminalitätsbekämpfung geopfert und alle Bürger unter Generalverdacht gestellt. Außerdem verändern die digitalen Zentralbankwährungen nichts am jetzigen inflationären Geldsystem, das die Ersparnisse der Menschen zunichtemacht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Mit einer CBDC könnte sogenanntes "Helikoptergeld" schließlich direkt per Knopfdruck auf den Konten der Bürger erscheinen.

Die meisten Funktionalitäten, die CBDCs erfüllen sollen, werden bereits jetzt vom Bitcoin-Netzwerk geboten, was jedoch von Regierungen nicht kontrolliert und somit auch nicht missbraucht werden kann.

Blocktrainer.de meint: Anstelle digitaler Zentralbankwährungen wären Bitcoin und darauf aufbauende Technologien wohl die bessere Lösung für die Modernisierung der globalen Geld- und Zahlungsinfrastruktur.


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