Entgegen vieler negativer Vorhersagen verliert das Ordinals-Protokoll, darunter vor allem die sogenannten BRC-20 Token, kaum an Relevanz. Im Gegenteil, nachdem gestern die größte Kryptobörse Binance erstmals den BRC-20 Token "ORDI" für den Handel freischaltete, schnellte nicht nur dessen Preis um fast 50% in die Höhe, auch die allgemeine Nachfrage nach Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk und die Gebühren nahmen stark zu. Der ORDI-Token belegt dabei mit einer Marktkapitalisierung von aktuell knapp 280 Millionen US-Dollar und einem vergleichsweise sehr hohen Handelsvolumen eindeutig den ersten Platz unter der unzähligen Menge an BRC-20 Token.

Trotz seines Namens hat der "ORDI" Token aber recht wenig mit dem eigentlichen Ordinals-Projekt zu tun und nach wie vor sollte man generell bei sämtlichen BRC-20 Token sehr vorsichtig sein.

Nach einer kurzen Flaute im Oktober sind die täglichen Inscriptions wieder auf hohem Niveau | Quelle: dune.com

Irreführende Vermarktung

Die Vermarktung des ORDI-Tokens seitens Binance wird von vielen Stimmen als irreführend bezeichnet - und das zurecht. Auf der offiziellen Infoseite des neu gelisteten Tokens wird auf die offizielle Webseite des Ordinal-Projektes verwiesen und als Whitepaper wird die mehr oder weniger offizielle Spezifikation angegeben. Dabei hat der ORDI-Token offiziell rein gar nichts mit dem Projekt und seinen Entwicklern zu tun. Genau genommen ist er weder mehr, noch weniger sinnvoll als andere BRC-20 Token auch.

Casey Rodarmour, der damals das Ordinals-Protokoll ins Leben rief, meldete sich entsprechend auf 𝕏 zu Wort und rief Binance dazu auf, seinen Kunden klar zu kommunizieren, worum es sich bei diesem Token handelt, und vor allem worum nicht.

Allgemein handelt es sich bei BRC-20 Token, also auch bei ORDI, um arbiträre Nachrichten auf der Bitcoin-Blockchain, die nicht von Bitcoin-Nodes verifiziert werden können und außerdem verhältnismäßig sehr ineffizient sind. Ob ein Versenden oder Ausschütten eines BRC-20 Token gültig ist oder nicht, hängt ganz allein davon ab, nach welchen Regeln die Ordinals-Nutzer solche Transaktionen interpretieren.

Lese-Tipp: Wie funktionieren BRC-20 Token?

Als der BRC-20 Standard damals ins Leben gerufen wurde, hat sich schlichtweg irgendjemand einen Token mit dem Ticker "ORDI" ausgedacht und diesen einfach erstellt. Eine technische Besonderheit gibt es eigentlich nicht. Vielmehr handelt es sich bei nahezu allen BRC-20 Token um Spaßprojekte – vereinzelt aber sicherlich auch um Betrugsmaschen. Blocktrainer.de rät daher wie gehabt zur Vorsicht beim Handel mit BRC-20 Token. Auch die Preisentwicklung des ORDI-Tokens ist extrem volatil und trotz des aktuellen Hypes werden wahrscheinlich viele Käufer Verluste verzeichnen müssen.

Hohe Gebühren

Den "Füllstand" im Bitcoin-Mempool der letzten Monate kann man fast schon mit der oben dargestellten Anzahl täglicher Inscriptions übereinander legen. Mit dem Rückgang Anfang Oktober beruhigte sich auch die Nachfrage im Bitcoin-Netzwerk und teilweise konnten sogar wieder Transaktionen für die standardmäßige Mindestgebühr von 1 sat/vB bestätigt werden.

Der Mempool in den letzten 3 Monaten | Quelle: mempool.space

Doch bis Anfang November füllte sich der Backlog an Transaktionen stetig, was uns zur aktuellen Situation bringt. Aktuell müssen Nutzer wieder mit schwankenden Gebühren von ungefähr 50 bis 100 sat/vB rechnen. Schaut man sich die konkrete Struktur der aktuellen Bitcoin-Blöcke etwas genauer an, fallen schnell viele winzig kleine Punkte auf. Diese Transaktionen haben extrem geringe Beträge (z.B. nur 546 Satoshis), da es schließlich um BRC-20 Token bzw. allgemein um Inscriptions geht und der eigentliche Betrag in BTC keine wirkliche Rolle spielt.

Für manche mag dies ärgerlich sein, doch so funktioniert nun mal der freie Gebührenmarkt von Bitcoin. Die Ausgangssituation ist schließlich für alle dieselbe und es sollte aus individueller Sicht eigentlich keine Rolle spielen, ob andere Nutzer "normale" Transaktionen tätigen, oder BRC-20 Token durch die Gegend schieben.

Wer Probleme mit einer feststeckenden Transaktion hat, muss sich aber in der Regel keine Sorgen machen. Dank etablierten Funktionen, mit denen die Transaktionsgebühr auch nachträglich angehoben werden kann, kann individuell auf stark ansteigende Nachfrage im Netzwerk reagiert werden.

Lese-Tipp: Bitcoin Transaktionen schneller bestätigen: Was sind RBF und CPFP?