Die Bitcoin-Community erlebt gerade eine Renaissance der Nicht-Fungiblen Token (NFTs) dank des noch immer sehr umstrittenen Ordinals-Protokolls. Mit über 10 Millionen Inscriptions, die in die Bitcoin-Blockchain eingetragen wurden, hat das Ordinals-Protokoll nun einen bemerkenswerten Meilenstein erreicht. Die Ordinals-Nutzung stieg in den vergangenen Wochen rasant an.

Die überwältigende Mehrheit dieser Inscriptions wurde allein in den letzten Wochen verzeichnet. Erst vor rund zweieinhalb Monaten berichteten wir bei Blocktrainer.de über das Knacken der Marke von 100.000 Inscriptions. Als die Inscriptions im Laufe des Februars an Zugkraft gewannen, war ihr Hauptanwendungsfall die Erzeugung von Non-Fungible Tokens (NFTs), was Bitcoin mittlerweile zum zweitbeliebtesten Netzwerk für den Handel mit NFTs nach Ethereum gemacht hat.

Allerdings nahmen die Inscriptions dann im April weiter stark zu, als die Nutzer begannen, die Technologie durch den experimentellen BRC-20-Token-Standard zur Ausgabe von fungiblen Krypto-Token – allen voran sogenannte "Meme-Coins" – zu nutzen.

Lese-Tipp: Wie funktionieren BRC-20 Token?

Entwicklung der Ordinals Inscriptions. Quelle: dune.com

Stammt der Großteil von nur einer Entität?

Es gab Gerüchte, dass ein Großteil der Inscriptions von einer einzigen Entität stammt. Eine Analyse, die kürzlich veröffentlicht wurde, behauptete, dass eine einzige Entität rund zwei Drittel aller seit Anfang März erstellten Inscriptions besitzt und dafür unglaubliche 1056 BTC (~26 Mio. Euro) an Gebühren bezahlt hat. Diese Behauptung wurde jedoch rasch widerlegt, unter anderem vom Twitter-User mononaut.

Ich habe bereits eine Menge Beiträge gesehen, die behaupten, dass dies nach Marktmanipulation, Geldwäsche oder einem gut finanzierten Angriff auf Bitcoin durch reiche Gegner aussieht.

Aber die Realität ist viel unspektakulärer.

mononaut

Der Prozess, durch den Inscriptions erstellt werden, ist ein zweistufiger Prozess, der als Commit/Reveal-Prozess bekannt ist. In der ersten Phase wird ein Taproot-Output erstellt, der die Inscription-Daten und einen öffentlichen Schlüssel enthält. In der zweiten Phase wird dieser Output dann in einer separaten Transaktion ausgegeben, die mit dem genannten Schlüssel signiert ist. Dadurch wird die Inscription sichtbar und einem spezifischen Satoshi in einem neuen Output zugeordnet.

Das Team von Block21M hat in seiner Analyse zwar korrekt erkannt, dass ein bestimmter Schlüssel für die Signierung der meisten kürzlich erstellten Inscription-Transaktionen verwendet wurde. Sie hat jedoch fälschlicherweise angenommen, dass die Entität, die diesen Schlüssel besitzt, auch alle Inscriptions besitzt.

Was hierbei übersehen wurde, ist die Tatsache, dass der Schlüssel tatsächlich zum bekannten Inscription-Service UniSat gehört, der für seine Dienstleistung eine Gebühr verlangt. Dieser Service berechnet im Voraus Transaktionsgebühren und einen kleinen Aufschlag, führt die Commit/Reveal-Transaktionen mit seinem eigenen Schlüssel durch und schreibt die Daten direkt in einen vom Benutzer ausgewählten Output. Die Inscription gehört demnach nicht dem Service und dieser zahlt auch keine Transaktionsgebühren aus eigener Tasche.

Es ist also richtig, dass eine einzelne Webseite für einen erheblichen Anteil der jüngsten Inscriptions verantwortlich ist. Allerdings in Form einer Dienstleistung für viele Tausende Nutzer und nicht als Angriff einer einzigen Entität auf das Bitcoin-Netzwerk.

Ordinals-Erfinder gibt Zepter weiter

Der Erfinder von Ordinals, Casey Rodarmor, übergab am Samstag den Status des leitenden Entwicklers an den pseudonymen Developer "Raph" ( @raphjaph bei Twitter). Rodarmor sah sich nicht mehr in der Lage, dem Ordinals Protokoll die Aufmerksamkeit zu schenken, die es seiner Meinung nach verdient habe.

Ich war nicht mehr in der Lage, [dem Ordinals Protokoll] die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient. Daher freue ich mich, ankündigen zu können, dass @raphjaph sich bereiterklärt hat, die Leitung des Projekts zu übernehmen!

Raph ist ein mittelloser Student, und seine Arbeit an ord wird vollständig durch Spenden finanziert werden. Wenn ihr könnt, zieht bitte eine Spende in Betracht!

Casey Rodarmor

Fazit - Wo geht die Reise hin?

Die Befürworter von Ordinals waren schnell dabei, den Meilenstein des Protokolls am Montag zu feiern. Mittlerweile werden immer mehr Stimmen laut, die erklären, dass die Ordinals doch mehr als nur eine Modeerscheinung seien. Zwar könne man sich über den Sinn und die Anwendungsfälle von BRC-20 Token oder ähnlichen Inscriptions, wie z.B. den Sats Names streiten, dass die Inscriptions und das Ordinals-Protokoll per se eine Daseinsberechtigung haben, davon gehen zahlreiche Bitcoiner mittlerweile jedoch aus. Das bestätigte auch der bekannte deutsche Entwickler "Lightrider", der unter anderem der Erfinder und Betreiber des umfangreichen Inscription-Services ordimint.com ist, gegenüber Blocktrainer.de.

Man kann von NFTs und BRC-20 Token halten, was man möchte, jedoch bin ich der Meinung, dass beide Dinge, beziehungsweise das Ordinals-Protokoll im Speziellen, Bitcoin vorangebracht haben. Dadurch ergeben sich ganz neue Anwendungsmöglichkeiten für Bitcoin, wie beispielsweise der Bau einer dezentralen Exchange direkt auf Bitcoin, bei der das Order Book über NOSTR Relays abgebildet wird. Ich bin zuversichtlich, dass in Zukunft noch tolle Dinge daraus entstehen werden.

Lightrider

Insgesamt zeigt der rasante Anstieg der Inscriptions die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Bitcoin-Blockchain und die Bereitschaft der Community, diese zu nutzen - auch wenn die grundlegende Kritik am Ordinals-Protokoll sicherlich ebenfalls valide Punkte aufweist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklung rund um das Thema auf die Zukunft von Bitcoin auswirken wird und welche weiteren Projekte daraus entstehen werden.