Bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 hat nun der vierte Pro-Bitcoin-Kandidat seine Teilnahme bekannt gegeben. Es handelt sich um den Republikaner Francis X. Suarez, den Bürgermeister von Miami.

Am 14. Juni hat der Anwalt und 43. Bürgermeister von Miami bei der Federal Election Commission seine Kandidatur für die Wahlen zum US-Präsidenten eingereicht. Damit ist er nach den Republikanern Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy sowie dem Demokraten Robert F. Kennedy Jr. der vierte Kandidat, der – im Gegensatz zu Donald Trump und Joe Biden – gegenüber Bitcoin und Kryptowährungen positiv eingestellt ist. 

Rede zur Kandidatur

In einer Rede vom 16. Juni in der Ronald Reagan Presidential Library im kalifornischen Simi Valley hat Francis Suarez seine Pläne für die Präsidentschaftskandidatur näher erläutert. Dabei betonte er die gute Entwicklung der Stadt Miami seit seinem Amtsantritt als Bürgermeister im Jahr 2017 und seiner Wiederwahl 2021 mit ca. 80 Prozent. Niedrige Steuersätze, die niedrigste Arbeitslosenrate der USA, die Zufriedenheit der Einwohner und die erfolgreiche Wirtschaft, die auch auf technologischen Innovationen beruht, würden Miami zum Vorbild für das ganze Land machen. 

Gleichzeitig kritisierte er die jetzige Biden-Regierung sowie dessen Defizite und die Gefahren für das Land, wie z.B. die Immigrationspolitik und der Umgang mit China. Diese Defizite könnten mit dem richtigen Präsidenten beseitigt werden. Über Bitcoin sprach er in dieser Rede jedoch nicht.

„Der Bitcoin-freundlichste Bürgermeister der Welt“

Auf der Bitcoin-Konferenz und in zahlreichen Interviews äußerte sich Suarez hingegen ausführlich zu seinen Positionen zu Bitcoin und anderen disruptiven Technologien, wie z.B. künstliche Intelligenz, virtuelle Realität und Quantencomputer.

Auf der Bitcoin-Konferenz in Miami am 6. April 2022 nannte sich Suarez den „Bitcoin-freundlichsten Bürgermeister der Welt“. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt seine Kandidatur offiziell noch nicht bekannt gegeben hatte, forderte er, dass der nächste US-Präsident ein „Pro-Bitcoin-Kandidat“ sein müsse.

Nach seiner Bekanntgabe verdeutlichte Suarez in aktuellen Interviews die Unterschiede zu seinen Konkurrenten. Er sei der erste Kandidat, der sein Gehalt in Bitcoin erhält und der die neuen, transformativen Technologien besser verstehe als die anderen Kandidaten.

Ich habe das Whitepaper von Satoshi auf die Webseite von Miami gestellt. Ich glaube, dass sich unser Land auf diesen generationenübergreifenden Umbruch einstellen muss.

Francis Suarez im Interview

Suarez ist auch ein Gegner der digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs). Sie würden das jetzige fehlerhafte System noch verschlimmern. Sein Kollege und Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, der neben Donald Trump ein direkter Konkurrent von Suarez in Florida ist, hatte ein Gesetz eingeführt, das CBDCs in Florida verbietet. Laut Suarez habe DeSantis jedoch keine Position zu Bitcoin, DeFi und Blockchain. Sein Verbot der digitalen Zentralbankwährungen in Florida sei „notwendig, aber nicht ausreichend“.

MiamiCoin

Für seine Unterstützung innovativer Technologie erhielt Suarez jedoch auch Kritik – vor allem für das Scheitern des MiamiCoins

Im Jahr 2021 machte Suarez Werbung für die Kryptowährung, die von einem Unternehmen namens CityCoins erschaffen wurde und auf dem Stacks-Protokoll, das Smart Contracts auf dem Bitcoin-Netzwerk ermöglicht, basiert. Um MiamiCoins zu erhalten, müssen Miner mit der Kryptowährung Stacks (STX) auf Blöcke von MiamiCoin (MIA) bieten, wobei das höchste Gebot gewinnt (Proof of Transfer). Sobald ein Miner einen Block gewinnt, erhält er 70% der im Block enthaltenen MiamiCoins. Die restlichen 30% werden automatisch an die Wallet der Stadt Miami gesendet.

Der Leiter der CityCoins-Community und einstige Führungskraft bei Stacks war Patrick Stanley, der das Projekt als finanzielles Experiment darstellte, das den Bürgern eine gemeinschaftsgesteuerte Einnahmequelle bieten und die Regierung unterstützen soll. Auch andere Städte wie New York City und Austin hatten Interesse an diesem Projekt, doch Miami mit Suarez als Bürgermeister war die erste Stadt, die es befürwortete und mit viel Enthusiasmus bei Einwohnern und Investoren bewarb.

Im Oktober 2021 unterzeichnete die Stadt eine „Schenkungsvereinbarung“ mit CityCoins, die es Miami ermöglichte, Erlöse in Form von MiamiCoins zu erhalten.

Suarez konnte dadurch sein eigenes Image als Pro-Tech-Politiker aufpolieren und die Stadt in ein Technologie- und Kryptowährungszentrum umwandeln. Er erhoffte sich damit ein innovatives Konzept zur Finanzierung der Stadt, das möglicherweise genügend Einnahmen generieren könnte, um die städtischen Steuern abzuschaffen. Außerdem wollte er mit den Einnahmen durch MiamiCoin Dividenden an alle Einwohner in Bitcoin auszahlen.

Wenn man an die Möglichkeit denkt, eine Regierung zu führen, ohne dass die Bürger Steuern zahlen müssen. Das ist unglaublich.

Francis Suarez in der Washington Post

Der Coin blieb bis zu seinem Scheitern jedoch ein spekulativer Vermögenswert, der weder von der Stadt noch von Händlern als Bezahlung akzeptiert wurde. Die Stadtverwaltung konnte durch die MiamiCoin-Einnahmen von mehr als fünf Millionen US-Dollar zwar ein Programm zur Mietstabilisierung finanzieren, doch der Preis des Tokens sank kontinuierlich und verlor innerhalb weniger Monate über 90% seines Wertes.

Suarez begründete dies mit falschen „Tokenomics“. In nicht einmal einem Jahr wurden 3,65 Milliarden MiamiCoins in Umlauf gebracht. Diese inflationäre Geldmenge führe zum sinkenden Preis und damit zum sinkenden Vertrauen der Menschen, so Suarez.

Wert vom MiamiCoin – Quelle: CoinGecko

Zudem konnte man den MiamiCoin nur auf einer einzigen Börse, der in San Francisco ansässigen Kryptobörse OKCoin, handeln. Aufgrund begrenzter Liquidität von MiamiCoin sowie der daraus resultierenden Möglichkeit von Preismanipulationen und betrügerischen Aktivitäten hat OKCoin am 16. März 2023 den Handel mit MiamiCoin und NewYorkCoin schließlich eingestellt.

Suarez hatte einen persönlichen Verlust von 2500 US-Dollar durch das Scheitern des MiamiCoins zu verzeichnen, betonte aber, dass die Stadt davon profitiert hätte. Er bleibt optimistisch, was die Zukunft von Kryptowährungen in Miami angeht:

Trotz der aktuellen Herausforderungen sind wir zuversichtlich, dass die Blockchain-Technologie ein integraler Bestandteil unserer Wirtschaft sein wird. [...] Meine Regierung ist weiterhin fest entschlossen, innovative Wege zu erforschen, um eine Wirtschaft aufzubauen, die für alle funktioniert – für die kommenden Generationen.

Francis Suarez in einer Erklärung

Kritik an Suarez

Während Suarez für seine innovativen Experimente und die Förderung von MiamiCoin einerseits gelobt wurde, erhielt er dafür auch eine Menge Kritik. Michael Bloomberg, ein Forscher für urbane Technologien an der Cornell Tech, war von Anfang an gegen den MiamiCoin. Er vertritt die Meinung, dass das Projekt ohne die Unterstützung von Suarez niemals auf die Beine hätte gestellt werden können. Für ihn war das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Die Leute werden aufhören, die Coins zu minen, wenn sie damit kein Geld verdienen können, und die einzige Möglichkeit, damit Geld zu verdienen, besteht darin, noch mehr Dummköpfe zur Teilnahme zu bewegen.

Michael Bloomberg gegenüber Quartz

Außerdem wird Suarez vorgeworfen, sich einzig und allein darauf konzentriert zu haben, die Kryptowährung zu fördern. Dadurch wurden ernsthafte Probleme vernachlässigt, wie der unerschwinglichste Wohnungsmarkt des Landes, explodierende Mietkosten, ein zusammenbrechender Immobilienversicherungsmarkt, Einkommensungleichheit, chronische Überschwemmungen, der Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln und eine außer Kontrolle geratene Korruption. Dadurch sei Miami auch ein Zentrum von Krypto-Betrügern geworden:

Krypto-Betrüger lieben Miami. Sie verstecken ihre Gier und ihren Betrug hinter einer leeren libertären Rhetorik über einen Krieg gegen das Zentralbankwesen und versprechen, ein paralleles Finanzsystem zu errichten, das für diejenigen zugänglich ist, die „keine Banken haben“, obwohl sie nie einen überzeugenden Beweis dafür liefern, wie es funktionieren könnte.

Thomas Kennedy auf Truthout

In diesem Zusammenhang wird Suarez auch kritisiert, den ehemaligen CEO von der gescheiterten Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, mehrfach unterstützt zu haben.

Fazit

Es bleibt abzuwarten, wie die Chancen für Francis Suarez stehen, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, vermutlich dürfte er es jedoch schwer haben. Sollte er bei der Wahl dennoch erfolgreich sein, könnte er durch seine Offenheit gegenüber Bitcoin, anderen Kryptowährungen und innovativen Konzepten aber tatsächlich neuen Schwung in das Weiße Haus bringen.