Obwohl bereits in den Jahren 2016 bis 2018 Nicht-Fungible Token (NFT) auf der Bitcoin-Blockchain mit den sogenannten "Rare Pepes" ihren Höhepunkt hatten und seitdem eher in anderen Netzwerken wie Ethereum Anwendung finden, werden Bitcoin-NFTs derzeit wieder heiß diskutiert. Der Auslöser dafür ist ein neues Protokoll mit dem Namen "Ordinals", welches sich gewissermaßen eine Lücke im Taproot-Update zunutze macht, um beliebige Dateien direkt in die Bitcoin-Blockchain zu schreiben. Da dies sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt, spaltet das Thema die Community stark.

Was ist das Ordinals-Protokoll?

Ordinals ist ein neues NFT-Protokoll auf Bitcoin, das es ermöglicht, Daten direkt in der Blockchain respektive Timechain abzuspeichern. Während früher für unter anderem Rare Pepes in der Regel die sogenannte OP_RETURN Funktion von Bitcoin genutzt wurde, geht Casey Rodarmor, der Entwickler von Ordinals, einen gänzlich anderen Weg. Das Protokoll funktioniert, indem es einzelne Satoshi (die kleinste Einheit von Bitcoin) trackt und als NFTs wiederverwendet. Obwohl BTC und damit auch Satoshi grundlegend fungibel sind, ist es über konsequentes Tracking durch das Ordinals-Protokoll möglich ihnen nichtfungible Eigenschaften zuzuschreiben. Man spricht hierbei von sogenannten "Inscriptions". In einem sehr lesenswerten Blogpost zu dem Thema vergleicht der Entwickler Dennis Pourteaux das Vorgehen mit einem gängigen Verfahren in der Buchaltung, dem FIFO bzw. LIFO-Prinzip:

"Diese Idee ist anfangs vielleicht schwer zu verstehen, aber sie ähnelt einem Buchhaltungsstandard in der Finanzwelt. Nehmen wir zum Beispiel an, ich habe über mehrere Jahre hinweg Disney-Aktien zu vielen verschiedenen Preisen gekauft. Dann beschließe ich, eine Einheit der Disney-Aktie zu verkaufen und muss festlegen, welchen Einstiegskurs ich zugrunde legen soll, um die Gewinne aus dem Verkauf zu berechnen. Welchen Einstiegskurs soll ich verwenden? Nun, es gibt keine Möglichkeit, die verschiedenen Disney-Aktien, die ich gekauft habe, zu unterscheiden, da sie alle identisch sind, aber ich kann mich für einen Buchhaltungsstandard wie LIFO ("Last In, First Out") entscheiden, bei dem davon ausgegangen wird, dass die verkaufte Einheit die letzte ist, die ich gekauft habe. In ähnlicher Weise verwendet Ordinals ein FIFO-System ("First In, First Out"), um einzelne Satoshis in einer Weise zu erfassen, die für diejenigen, die an diesem System teilnehmen möchten, konsistent ist, ohne jedoch die echte Fungibilität dieser Satoshis für alle anderen zu beeinträchtigen."

Dennis Pourteaux

Dateien auf der Blockchain

Eine Kritik an manchen NFT-Umsetzungen ist die, dass es sich dabei lediglich um z.B. Bilddateien handelt, die auf einem zentralen Server gespeichert werden und nur ein Link zu diesen in die Blockchain geschrieben wird. Nicht so die Inscriptions bei Ordinals. Die NFTs auf Ordinals werden vollständig on-chain gespeichert und erhalten so alle Vorteile von Bitcoin, wie etwa die Unveränderlichkeit, Sicherheit und Dezentralisierung.

Die Bitcoin-NFTs können sogar HTML, JavaScript und CSS verwenden, solange keine Inhalte außerhalb der Blockchain referenziert werden. Das ganze geschieht in einer abgeschlossenen Umgebung, sodass kein schädlicher HTML Code Einfluss auf die Bitcoin-Chain nehmen kann.

Ein Stein mit Hut (Inscription 275) gespeichert in der Blockchain.

Taproot macht es (ungewollt) möglich

Wie eingangs erwähnt macht sich Ordinals das jüngste Bitcoin-Upgrade namens Taproot zunutze, um die NFT-Dateien in den Ausgabe-Skripten zu speichern. Mit Taproot wurden die Begrenzungen für die Größe der sogenannten Witness-Daten gelockert, was es nun erlaubt alte Bitcoin-Funktionen (OP_Codes) in ein neues Format zu überführen, das als "Umschläge" (en. "envelopes") bezeichnet wird. Mit diesem Format können nun beliebige Daten für NFTs gespeichert werden.

Die Lockerung der Witness-Data-Limits im Zuge des Taproot-Upgrades hatte ursprünglich das Ziel schmale "Smart Contracts" auf Bitcoin zu ermöglichen. Eigentlich sind diese Witness-Daten aber für die zu den Transaktionen gehörigen Signaturen "reserviert". Dass es auch möglich sein wird, diese Lockerung auf diese Weise zu nutzen, hatte bis vor Kurzem wohl noch niemand bedacht und das, obwohl das Taproot-Upgrade über Jahre hinweg diskutiert wurde.

Interessanterweise ist die Verwendung dieser speziellen Witness-Daten auch noch vergleichsweise günstig, da diese dank des SegWit-Updates nur ein Viertel von dem wiegen, was normale Transaktionsdaten an Blockspace verbrauchen.

Auf diese Weise gibt es praktisch keine technischen Limits mehr (abgesehen von der Blockgröße), um Daten auf der Bitcoin-Blockchain zu speichern. Solange es in den Block passt, kann es in einer Bitcoin-Transaktion abgespeichert werden.

Ist das gut für Bitcoin?

Ob diese Entwicklung nun gut oder schlecht ist, ist der Punkt, der die Bitcoin-Community gerade spaltet. Die Befürworter argumentieren, dass Bitcoin durch Ordinals einen weiteren Anwendungsfall bekommt, Blockspace dadurch eine höhere Nachfrage erfährt, ein Gebührenmarkt für Transaktionen entsteht und auf diese Weise auch langfristig das Sicherheitsbudget des Bitcoin-Netzwerks bezahlt werden wird.

Ordinals = NFTs auf Bitcoin

Dies ist gut für Bitcoin.

Warum es gut ist:

  • Bringt mehr finanzielle Anwendungsfälle zu Bitcoin
  • Erhöht die Nachfrage nach Blockspace (aka. Gebühren)

Meine Meinung:

  • Solange man eine Gebühr bezahlt, ist es kein Spam.
  • Bitcoin ist frei. Man kann niemanden davon abhalten, es [etwas wie Ordinals] zu bauen.
@danheld

Kritiker bezeichnen Ordinals hingegen sogar als "Exploit", also ein schädliches Ausnutzen des Taproot-Upgrades. Sie erachten es als unethisch, den ohnehin stark begrenzten Platz in den Blöcken der Bitcoin-Chain für nutzlose Bilder von Steinen oder ähnlichem zu verwenden. Es gebe nicht ausreichend Kapazität, um auch noch andere Anwendungsfälle als Finanztransaktionen auf Bitcoin zu unterstützen, erklärt die Gegenseite. Im schlimmsten Fall könnte die Verwendung von Ordinals dazu führen, dass finanzielle Transaktionen verzögert werden und die Glaubwürdigkeit von Bitcoin als Finanznetzwerk beschädigt wird.

Gestern haben in einigen Blöcken die Ordinals-NFTs bereits den Großteil des verfügbaren Platzes eingenommen. Dies wurde auch von einigen bekannten Bitcoin Core-Entwicklern wie z.B. Blockstream CEO Adam Back oder Luke Dashjr moniert.

Beide sind nicht glücklich über die aktuellen Entwicklungen und forderten mehr oder minder sogar öffentlich, die Ordinals-Transaktionen zu zensieren.

Dass anerkannte Befürworter eines freien und zensurresistenten Netzwerks, wie dem Bitcoin Netzwerk, sich dafür aussprechen, "Spam Filter" für grundsätzlich reguläre Bitcoin-Transaktionen zu installieren, sehen einige Leute sehr kritisch.

Fazit

Aus rein technischer Sicht sind Ordinals sicherlich eine sehr interessante Entwicklung. Dass trotz der langwierigen Diskussionen um Taproot die Verwendung auf diese Art und Weise noch kein Thema war, ist durchaus ironisch zu betrachten. Prinzipiell haben beide Seiten der Debatte auch valide Punkte und Kernargumente. Natürlich kann man den Sinn und Zweck von der Speicherung von Stein-Bildern und anderen Dateien in dem Bitcoin-Netzwerk kritisch sehen. Andererseits ist Bitcoin im Rahmen seiner (Konsens-) Regeln aber auch von jedermann frei nutzbar. Sofern Gebühren für das Minting der NFTs bezahlt werden, ist es eine valide und zulässige Transaktion. Sicherlich ist das gesamte Thema aber auch von beiden Seiten noch nicht zu Ende diskutiert.


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