In dem ersten und zweiten und dritten Teil der Artikelreihe haben wir anhand etlicher Beispiele gesehen, dass Staaten immer wieder zur Kriegsführung die Geldmenge ausweiteten. Im vierten und letzten Teil werfen wir noch einen Blick darauf, wie das aktuell vorherrschende Fiatgeldsystem, wie etliche Fiatgeldausgaben zuvor, ebenfalls auf einen Krieg zurückzuführen ist.

Anschließend wird noch behandelt, inwiefern Bitcoin abgesehen davon, dass es als das Geld der Welt den finanziellen Handlungsspielraum von Staaten deutlich einschränken würde, tödliche Kriege verhindern kann. Mitunter geht es dabei um das Potenzial des Bitcoin-Netzwerks, für eine Art Stellvertreterkrieg zu dienen sowie die These, dass Kooperation und freie Märkte die Welt zu einem friedlicheren Ort machen können.

Kriegsfinanzierung durch Geldgedrucke trotz Goldstandard

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Bretton-Woods-System (1944 – 1973) wieder eine Art Goldstandard eingeführt. Die USA verpflichteten sich dazu, den US-Dollar zu einem festen Wechselkurs von 35 US-Dollar je Feinunze Gold einzutauschen. Die Eintauschverpflichtung der US-Regierung galt jedoch nur für ausländische Zentralbanken und nicht für US-Bürger. Letzteren war es sogar verboten, privat Gold im Gegenwert von über 100 US-Dollar zu besitzen.

Während des Goldstandards kehrte innerhalb des Westens zwar Frieden ein, doch die USA verwickelten sich immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen mit Schwellenländern. Trotz Goldstandard griff die USA zu dieser Zeit auch auf die Ausweitung der Geldmenge zurück, um die Kriegskosten tragen zu können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die Vereinigten Staaten kleinere Kolonialkriege. In den meisten Fällen konnten sie die Finanzierung dieser Kriege durch die Druckerpresse vermeiden. Sowohl im Koreakrieg als auch im Vietnamkrieg übte die Verwaltung der Regierung jedoch starken Druck auf die Federal Reserve aus, um die Geldmenge auszuweiten und die Preise für Staatsanleihen zu stützen.
Rockoff: "War and Inflation in the United States from the Revolution to the first Iraq War"

Koreakrieg (1950 – 1953)

Während des Koreakriegs traf sich der damalige US-Präsident Harry S. Truman mit der Federal Reserve und bat darum, dass die Zentralbank wieder einmal bei der Kriegsfinanzierung hilft.

Auf dieser Konferenz bat ich [die Fed], das Finanzministerium bei seinem Finanzierungsprogramm voll zu unterstützen, so wie sie es während des Zweiten Weltkriegs getan hatten. [...] Bei diesem Treffen wurde mir versichert, dass das Federal Reserve Board die Pläne des Finanzministeriums für die Finanzierung der Maßnahmen in Korea unterstützen würde.
Harry S. Truman

Die Fed wollte sich aber doch nicht gänzlich beugen und unterstütze das US-Finanzministerium weit weniger als während des Zweiten Weltkriegs. Im Endeffekt kaufte sie aber dennoch US-Staatsanleihen und sorgte somit dafür, dass die Zinsen auf diese möglichst niedrig blieben, was wiederum das Vertrauen der Öffentlichkeit in die US-Regierung stützte.

Vietnamkrieg (1955 – 1975)

Der Vietnamkrieg war um einiges kostenintensiver als der Koreakrieg. Die USA rechneten damit, dass der Krieg sie 10 Milliarden US-Dollar kosten wird – letztendlich waren es mehr als 150 Milliarden US-Dollar. Während des Krieges verdoppelten sich die US-Staatsschulden und die Geldmenge als auch das Güterpreisniveau steigen deutlich an.

Ein entscheidender Faktor für die hohen Staatsausgaben und die Inflation war neben dem Krieg auch das Programm Great Society (1963 – 1969), im Rahmen dessen der Staat Geld in die Wirtschaft pumpte, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.

Die überdurchschnittlich hohe Inflation insbesondere während der letzten Kriegsjahre hätte eigentlich stärkere Anhebungen des US-Leitzinses zur Folge gehabt, doch die Federal Reserve hielt weiter an der expansiven Geldpolitik fest. Zu Beginn der 1970er-Jahre senkte die Fed den US-Leitzins sogar noch drastisch.

Wie schon nach dem Abkommen über den Koreakrieg verfolgte die Federal Reserve, obwohl sie ihre Unabhängigkeit erfolgreich behauptet hatte, keine stark restriktive Geldpolitik. Die Offenmarktoperationen [das sind Käufe von Wertpapieren wie US-Staatsanleihen durch die Federal Reserve] waren weiterhin expansiv, und die Zentralbankgeldmenge und die Geldmenge nahmen weiter zu.
Rockoff: "War and Inflation in the United States from the Revolution to the first Iraq War"

Im Jahr 1965 begann das Ausland, angeführt von Frankreich, ihre US-Dollar gegen Gold einzutauschen. Mit Zinsanhebungen konnten die USA dem zeitweise noch entgegenwirken, doch hohe Zinsen hätten längerfristig die durch Schulden getriebene Kriegsfinanzierung erschwert. Den USA blieb nicht viel anderes übrig, als Länder wie beispielsweise Deutschland darum zu bitten, ihre US-Dollar-Reserven nicht gegen Gold einzutauschen. Die Deutsche Bundesbank versprach den USA, am US-Dollar festzuhalten – eine Abmachung, die der damalige Präsident der Bundesbank bereits im Jahr 1970 bereute.

Wir hätten die Dollar aggressiv in Gold umtauschen sollen, bis [die US-Amerikaner] zur Verzweiflung getrieben worden wären.
Karl Blessing (1970)

Gegen Ende des Bretton-Woods-Systems druckten die USA schlichtweg zu viele US-Dollar, um die ausufernden Staatsausgaben stemmen zu können. Neben dem Vietnamkrieg und dem Programm Great Society kam noch der Wettlauf im All gegen die Sowjetunion im Rahmen des Kalten Krieges (1947 – 1989) hinzu. Die im Jahr 1969 vollzogene Mondlandung kostete die USA knapp 30 Milliarden US-Dollar, was insbesondere für damalige Verhältnisse sehr viel Geld war.

Zu Beginn des Bretton-Woods-Systems war die Geldbasis (Geld auf Zentralbankkonten + Bargeld) der USA zu 75 Prozent mit Gold gedeckt – im Jahr 1971 waren es nur noch 18 Prozent. Da immer mehr US-Dollar im Verhältnis zu den US-Goldreserven existierten, war der US-Dollar zum offiziellen Wechselkurs stark überbewertet. Auf dem freien Markt mussten zu der Zeit auch schon deutlich mehr als die 35 US-Dollar je Feinunze Gold bezahlt werden. Zudem werteten die Teilnehmerländer mehrmals ihre eigenen Währungen, die zu einem festen Wechselkurs an den US-Dollar gebunden waren, ab, um das System fester Wechselkurse aufrechterhalten zu können.

In den 1960er-Jahren bedrohte ein durch Auslandshilfe, Militärausgaben und Auslandsinvestitionen verursachter Dollarüberschuss dieses System, da die Vereinigten Staaten nicht über genügend Gold verfügten, um das Volumen der weltweit im Umlauf befindlichen Dollar zum Kurs von 35 Dollar pro Unze zu decken; infolgedessen war der Dollar überbewertet.
Office of the Historian

Der Nixon-Schock

Das Ausland wurde schließlich immer misstrauischer und die Sorge war auch nicht unbegründet: Im Jahr 1971 hatten ausländische Zentralbanken US-Dollar-Reserven von über 50 Milliarden US-Dollar, denen gerade einmal US-Goldreserven von rund 12 Milliarden US-Dollar gegenüberstanden. Kurz nachdem im Sommer des Jahres 1971 die Schweiz 50 und Frankreich 169 Millionen US-Dollar gegen Gold eingetauscht hatten, wurde die Situation für die USA mehr als brenzlich. Frankreich entsendete sogar ein Kriegsschiff, um das Gold abzuholen. Wenige Tage später hob US-Präsident Richard Nixon die Konvertibilität des US-Dollars in Gold auf. Die Schuld für die äußerst drastische Maßnahme schob er auf Spekulanten. Nixon sprach von einer vorübergehenden Aufhebung der Konvertibilität, doch bis zum heutigen Tag ist der US-Dollar nicht in Gold eintauschbar. Anstelle der 35 US-Dollar müssen heute auf dem Markt rund 2.000 US-Dollar je Feinunze Gold bezahlt werden. Die Redewendung "nichts ist so permanent, wie ein temporärer Staatseingriff" kommt nun mal nicht von Ungefähr.

In den letzten Wochen haben die Spekulanten einen Krieg mit allen Mitteln gegen den amerikanischen Dollar entfacht. [...] Ich habe Finanzminister Connally angewiesen, vorübergehend die Konvertibilität des Dollar in Gold oder andere Reservemittel auszusetzen [...].
Richard Nixon (1971)

Die Ära des Fiatgeldes

Vor den Weltkriegen haben wir in den USA erlebt, dass sich nach der Geldmengenausweitung zur Kriegsführung die Güterpreise immer wieder auf einem ähnlichen Niveau stabilisieren konnten. Bis zum Ersten Weltkrieg pendelte sich der US-Konsumgüterpreisindex in Friedenszeiten immer auf einem Wert von um die 8 ein. Als zum Ersten Weltkrieg immer mehr westliche Volkswirtschaften auf die Empfehlungen von John Maynard Keynes hörten, rückte der Friedenswert in weite Ferne. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich die Denkschule des Keynesianismus immer weiter. Seit der Goldstandard, den Keynes auch als "barbarisches Relikt" bezeichnete, von Nixon aufgehoben wurde, haben sich die US-Konsumgüterpreise in etwa verzehnfacht.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Geldpolitik in Friedenszeiten hauptsächlich auf die Aufrechterhaltung des Goldstandards ausgerichtet. [...] Als die keynesianische Wirtschaftslehre zum vorherrschenden Paradigma wurde, gelangten Wirtschaftswissenschaftler und politische Entscheidungsträger zu der Überzeugung, dass die Federal Reserve die Arbeitslosigkeit durch eine expansive Geldpolitik mit akzeptablen Auswirkungen auf die Inflation verringern könnte.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass nach dem Zweiten Weltkrieg das, was einst die einzigartigen Finanzen der Kriegszeit ausmachte - hohe Staatsausgaben, die zum Teil durch Anleihen bei der Öffentlichkeit und zum Teil durch Geldschöpfung finanziert wurden - zur Norm in Friedenszeiten wurde.
Rockoff: "War and Inflation in the United States from the Revolution to the first Iraq War"

Der Ökonom Saifedean Ammous sieht im Keynesianismus sogar einen Hauptgrund für die Kriege des 20. Jahrhunderts. Ammous argumentiert, dass Kriege aus der keynesianischen Fehlannahme heraus geführt wurden, dass hohe Staatsausgaben alleine – selbst für Kriege – gut für die Wirtschaft seien:

Die Kriegsmaschinerie, die die staatlich gelenkten Volkswirtschaften aufbauten, war weitaus fortschrittlicher als jede andere, die die Welt je gesehen hatte, dank der Popularität des gefährlichsten und absurdesten aller keynesianischen Trugschlüsse, nämlich der Vorstellung, dass staatliche Militärausgaben die wirtschaftliche Erholung fördern würden. In der naiven Wirtschaftslehre der Keynesianer ist jede Ausgabe eine Ausgabe, und so spielt es keine Rolle, ob diese Ausgaben von Einzelpersonen stammen, die ihre Familien ernähren, oder von Regierungen, die Ausländer ermorden: Alles zählt für die Gesamtnachfrage, und alles verringert die Arbeitslosigkeit!
Ammous: "Der Bitcoin Standard"

Im Endeffekt wird die Entscheidung, ob ein Krieg losgetreten wird oder nicht, von zahlreichen Komponenten beeinflusst. Warum die Zeit nach den 1970er-Jahren bis heute verhältnismäßig friedlich verlief, könnte man durch die Brille eines Saifedean Ammous auf die Tatsache zurückführen, dass der Keynesianismus durch die starken Inflationswellen in den 1970er-Jahren an Popularität hat einbüßen müssen. Auch wenn die Geldentwertung seither kein Ende mehr sieht, könnte man argumentieren, dass zumindest die Annahme, dass Staatsausgaben per se etwas Gutes seien, in der Mainstream-Ökonomie verworfen wurde.

Ausschlaggebender für die verhältnismäßig friedliche Zeit seit den 1970er-Jahren wird aber wohl die Tatsache sein, dass die Kriegstechnologien zu effizient wurden – Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Atommächten können keinen wirklichen Gewinner mehr hervorbringen. Dieser Sachverhalt wird auch als kinetisches Macht-Paradoxon bezeichnet.

Softwar

An dieser Stelle setzt der Bitcoiner und Mitarbeiter der US Space Force, Jason P. Lowery an. In seiner MIT-Masterthesis Softwar erklärt Lowery, dass eine physische Machtausübung unabdingbar ist, um Besitzverhältnisse fair klären zu können. Die Alternative stellen nämlich abstrakte Machthierarchien dar, die nie vor der Ausnutzung zum Wohle einiger weniger geschützt sind. Lowery stellt heraus, dass die Dysfunktionen dieser ein Kriegstreiber sind.

Sobald wir verstehen, wie und warum imaginäre Macht und reale Macht unterschiedliches Verhalten hervorrufen, können wir verstehen, warum abstrakte Machthierarchien so viele Dysfunktionen aufweisen, die zu Krieg führen.
Lowery: "Softwar"

Kriege sind für Lowery letztlich aber etwas Gutes, da sie verhindern, dass sich eine abstrakte Machthierarchie über die gesamte Welt ausbreiten kann.

Wie auch immer es genannt wird – Krieg oder Revolution – physische Macht erweist sich immer wieder als wirksames Mittel, um die Zentralisierung der Kontrolle und die Ausweitung der abstrakten Macht zu verhindern.
Lowery: "Softwar"

Entsprechend ist es für Lowery problematisch, dass traditionelle Kriege zwischen Großmächten keine wirkliche Option mehr darstellen. Folgt man dieser Argumentation, so liegt die Lösung in einer physischen Machtprojektion, respektive in Kriegen, die keine Menschenleben fordern. Hirsche haben dafür bereits eine Lösung parat: Sie haben im Laufe der Evolution Geweihe entwickelt, mit denen die Männchen untereinander kämpfen, um ohne sich zu verletzen, eine Rangordnung etablieren zu können.

Stellvertreterkriege durch Technologie

Lowery kommt zu dem Fazit, dass das Bitcoin-Netzwerk, das durch Proof of Work einen physischen Anker in der Realwelt hat und somit egalitär und fair ist, eine Art Hirschgeweih-Technologie für die Menschheit darstellen kann.

Was Bitcoin so bemerkenswert macht, ist, dass es ein nicht-tödliches Äquivalent zur Kriegsführung geschaffen zu haben scheint, das die gleichen komplexen, sich entwickelnden Vorteile der traditionellen Kriegsführung erzielt, indem es genau das gleiche soziale Protokoll des physischen Machtwettbewerbs nutzt […], aber es entfernt die Masse in diesen Machtwettbewerben und tauscht sie mit Energie aus, wodurch die Fähigkeit zu Verletzungen von Menschen und innerartlichem Brudermord eliminiert wird. 
Lowery: "Softwar"

Die Macht in diesem Stellvertreterkrieg sollen dann diejenigen ausüben können, die den wiederverwendbaren Arbeitsnachweis, also Bitcoin, einsetzen.

In der Zukunft, wenn diese neue Architektur gebaut wird, ist die einzige Möglichkeit, wie man Leute angreifen kann, dass man viele Bitcoin hat. […] Wenn man die Schranken so baut, dass die einzige Möglichkeit, wie man angegriffen werden kann, darin besteht, dass etwas mit Bitcoin kollateralisiert wird, dann rate mal, was gerade getan wurde: Man hat eine physische Einschränkung für diesen Angriff eingebaut. […] Was bedeutet das also für die Zukunft der Kriegsführung […]? Bitpower [also Bitcoin] ist eine große Sache. Man braucht eine Menge davon […] und man muss die dezentrale Kontrolle darüber bewahren, indem man eine robuste Hashing-Infrastruktur schafft und unterstützt.
Lowery in einem Interview

Selbst der Vertreter dieser These ist sich aber sicher, dass wir nicht gänzlich um die traditionelle physische Machtausübung herumkommen werden. Kinetische Waffen werden laut Lowery also noch immer eine Rolle spielen, auch wenn diese lediglich dazu dienen, eine Attacke in der physischen Welt möglichst unrentabel zu machen.

Natürlich gäbe es immer noch einen harten Krieg, aber vielleicht nur, um kleinere taktische Streitigkeiten zu schlichten oder um das kinetische Macht-Paradoxon zu bewahren […].
Lowery: "Softwar"

So ungewöhnlich Lowerys Theorie auch klingen mag, tödliche Kriege durch das Nutzen von Elektrizität zu verhindern, ist tatsächlich gar kein neuer Ansatz. Der Erfinder Nikola Tesla stellte bereits im Jahr 1900 die Hypothese auf, dass ein Stromwettbewerb unter Maschinen das Potenzial hat, menschliche Dispute zu klären.

Ebenfalls vor mehr als 100 Jahren behauptete Henry Ford, der Gründer von Ford Motors, dass eine elektronische Währung, die auf Energieeinheiten basiert und nicht wie Gold von Banken kontrolliert werden kann, Kriege verhindern würde.

Das wesentliche Übel des Goldes in seiner Beziehung zum Krieg ist die Tatsache, dass es kontrolliert werden kann. Bricht man die Kontrolle, hört der Krieg auf.
Henry Ford (1921)

Bitcoin ist im Gegensatz zu Gold in seiner Grundform für Transaktionen in einer globalisierten und digitalen Welt geeignet. Somit kann Bitcoin als Geld genutzt werden, ohne auf Banken beziehungsweise Mittelsmänner zurückgreifen zu müssen, die ihre Macht ausnutzen und mitunter das Geld konfiszieren können. Die Tatsache, dass Gold physisch ist, hat zudem noch einige Nachteile, wenn es um Plünderungen geht, die nicht selten eine entscheidende Rolle bei Kriegen gespielt haben.

Raubgold

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der Kriegsfinanzierung ist das, was auch als Raubgold bezeichnet wird. Zum Beispiel konnten sich die Nazis während des Zweiten Weltkriegs zusätzliche Mittel dadurch beschaffen, dass sie sich die Goldreserven der Notenbanken eroberter Länder zu eigen machten. Der Slogan "der Krieg ernährt den Krieg" beschreibt etwas Ähnliches. Dieser entspringt dem Dreißigjährigen Krieg, bei dem die Mittel irgendwann so knapp wurden, dass sich die Söldner ihren Lohn durch Plünderungen der Zivilbevölkerung besorgten.

Schon der glücklose „Winterkönig“ Friedrich V. konnte die Truppen, die 1620 in Böhmen für seine Sache kämpften, nicht auf Dauer finanzieren – was dazu führte, dass sie Dörfer plünderten und die Zivilbevölkerung durch Brandschatzung auspressten.
bpb: "Dreißigjähriger Krieg"

Bitcoin ist ein Geld, das Menschen verwahren können, in dem sie sich lediglich zwölf Wörter merken. In dem Fall wäre es also nur möglich, die Bitcoin zu entwenden, wenn man den zu Überfallenden dazu bekommt, etwa durch die Androhung von Gewalt, die privaten Schlüssel auszuhändigen. Eine Möglichkeit sich für eine solche Situation vorzubereiten wäre mitunter eine Bitcoin-Wallet aufzusetzen, in der nur ein geringer Bitcoin-Bestand vorhanden ist und schlichtweg zu behaupten, dass dies alles sei.

Die revolutionären Verwahrungsarten, die Bitcoin ermöglicht, machen Plünderungen, die einen Krieg weiter am Laufen halten oder sogar ein Hauptmotiv für diesen überhaupt erst sein können, weit weniger lukrativ, als wenn leichter zu entwendende Edelmetalle monetisiert werden.

Michael Saylor, der Gründer von MicroStrategy, einem börsennotierten Unternehmen, das strategisch Bitcoin kauft, geht sogar so weit zu behaupten, dass Gold eine Ermutigung zum Krieg ist.

In dem einen Extremfall, in dem sich das ganze Eigentum sich im Land befindet, gibt es eine Einladung zum Krieg, weil das Land direkt neben dir in deine Grenzen eindringen und das gesamte Eigentum an sich reißen kann, insbesondere wenn das Eigentum etwas ist, das nicht zerstört werden kann wie Gold. […] Gold ist also eine Ermutigung zur Gewalt von außen - eine Ermutigung zum Krieg.

Im anderen Extremfall ist das gesamte Eigentum digital. Der feindliche Nationalstaat überschreitet also die Grenze und tötet alle, und es gibt kein Eigentum mehr. Es gibt nichts zu beschlagnahmen, denn das Eigentum ist weg, weil es sich im Cyberspace befindet. […] Wenn alles Eigentum im Wesentlichen Bitcoin und digital ist, dann macht es keinen Sinn, in das Land einzudringen, weil man nichts bekommt. […] Alle Bitcoin werden das Land verlassen haben. Sie werden in den Cyberspace versendet, in ein Timelock-Multisig gesteckt oder in ein anderes Land versendet werden. Bitcoin kann sich schneller bewegen als die Armee. Also es ist nicht wirklich produktiv, einen Krieg zu führen, um [Bitcoin] zu bekommen.
Michael Saylor in einem Interview

Bitcoin gibt uns ein neues Verständnis von dem, was Eigentum überhaupt bedeutet. Privateigentum ist unerlässlich für eine prosperierende Wirtschaft. Die Abschaffung von Privateigentum - der Kommunismus - hat nicht nur zu Armut, sondern auch zum Ableben von etwa 60 Millionen Menschen geführt.

Freie Märkte gegen Krieg

Die Befürworter von Privateigentum stören sich nicht selten an Staaten. Die Begründung ist, dass Staaten, im Gegensatz zu freien Märkten, auf Zwang und nicht auf Freiwilligkeit basieren. Zudem neigen Staaten dazu, sich mit der Zeit immer weiter auszudehnen. Am Beispiel der USA, die als eine Art Minimalstaat ohne Einkommenssteuer gegründet wurde, wird diese Gesetzmäßigkeit besonders gut deutlich.

Der Staat (wie wir ihn heute kennen) ist nach innen und nach außen aggressiv, er hat auch einen Anreiz, Kriege mit anderen Staaten zu führen, um seine Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Staat und Krieg gehen sozusagen Hand in Hand.
Polleit: "Staat und Krieg"

Letztlich sind es nun mal in aller Regel Staaten, die Kriege führen. Entsprechend betonen Vertreter der Österreichischen Schule, dass weniger Staat zu mehr Frieden führt.

Wer also Krieg wirkungsvoll verhindern will, der muss, so sagte es bereits Ludwig von Mises, den Staat und mit ihm Politik und Politiker auf das Stärkste einzuschränken versuchen; und der muss auch den freien Markt befürworten; denn der ist Garant für Frieden und Wohlstand der Menschen auf dem Planeten, und nicht der Staat (wie wir ihn heute kennen).
Polleit: "Staat und Krieg"

Der Ökonom Thorsten Polleit führt weiter aus, dass der freie Markt Frieden dadurch fördert, dass die Menschen aufgrund der Arbeitsteilung einander als nützlich erkennen und demnach daran interessiert sind, dass es den Menschen, mit denen sie handeln, gut geht. Kooperation ist nun mal eine dominante Überlebensstrategie. Die zunehmende Globalisierung der letzten Jahrzehnte, begünstigt durch die Kommunikationsmöglichkeiten, die das Internet eröffnet, wird auch häufig als ein Hauptgrund für die verhältnismäßig friedlichen letzten Jahrzehnte genannt.

Bitcoin ist ein globales Geld, dass uns bereits heute ermöglicht, ohne Mittelsmänner mit Menschen in fernen Ländern zu handeln. Wir können so etwa Menschen aus Nigeria auf direktem Weg dafür bezahlen, dass sie uns eine Website programmieren. Ferner ist jeder Mensch vor dem Bitcoin-Netzwerk gleich und stärkt dieses mit seiner Teilnahme.

Bitcoin gegen aggressive Staaten

Bitcoin als ein begrenztes und nicht manipulierbares Geld, kann die Finanzierungsmöglichkeiten von Staaten enorm einschränken, insofern die Menschheit sich für Bitcoin als Geld entscheidet. Kriege sind so teuer, dass quasi ausnahmslos von staatlicher Seite die Geldmenge ausgeweitet werden musste. Fällt diese Möglichkeit weg, so würden Kriege vermutlich zumindest um einiges kürzer und weniger tödlich ausfallen oder vielleicht sogar erst gar nicht losgetreten werden.

Ein Beispiel, das diese These stützt, ist die geplante Invasion Italiens durch den französischen König Karl VIII. (Charles VIII). Karl musste sich 20.000 Dukaten, also Goldmünzen, zu einem Zinssatz von 14 Prozent leihen. Die Tatsache, dass er sich in einem harten Geld, das er selbst nicht manipulieren konnte, verschuldete, verhinderte weitere Angriffe.

Im Laufe der nächsten Jahre versuchte Karl, seine Armee erneut aufzubauen, um den Italienfeldzug wieder aufzunehmen, doch lasteten die in den Jahren 1494/95 angehäuften Schulden zu schwer. 

Durch die hohe Schuldenlast war ihm eine Weiterführung des Krieges nicht möglich.
Wikipedia / Wikipedia

Ein Problem, das sich an dieser Stelle aufdrängt, ist, dass ein Staat, der seine eigene Währung für eine freie Währung aufgibt, unter Umständen in einem Kriegsfall denjenigen Ländern unterlegen ist, die sich durch die Inflationssteuer kurzfristig viel mehr Mittel zu Kriegsführung beschaffen können.

Was Bitcoin als potenzielle Lösung für dieses Problem so besonders macht, ist, dass es eine globale Graswurzelbewegung ist, die letztlich jeden finanziell bestrafen könnte, der sich ihr nicht anschließen wird. So hat die Bitcoin-Revolution das Potenzial, immer mehr monetäre Energie aufzusaugen, sodass alle Fiatwährungen, und damit einher die Kraft der Ausweitung dieser, gegen null tendieren. Mit Bitcoin besteht also erstmals die Möglichkeit, die Stärke und somit Aggressivität aller Staaten gleichermaßen einzuschränken – und das friedlich.

Hinzu kommt, dass Angriffskriege in der Regel teurer sind als die Verteidigung. Im militärischen Bereich rechnet man grundsätzlich damit, dass der Angreifer zahlenmäßig um etwa einen Faktor von drei überlegen sein muss, um gute Erfolgsaussichten zu haben.

Eine fairere Welt mit Bitcoin

Es gibt durchaus Argumente dafür, dass in einer Bitcoin-Welt nicht mehr bestimmte Staaten so überlegen sind, wie sie es derzeit sind.

Die USA konnten beispielsweise erheblich dadurch profitieren, dass sie Kontrolle über die meistgenutzte Währung der Welt haben. Der Begriff "Petrodollar" entstammt etwa der Tatsache, dass nach dem Zweiten Weltkrieg Öl hauptsächlich in US-Dollar abgerechnet wurde, also in einer Währung, die die USA drucken kann. Des Weiteren wurden durch Institutionen, wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds, US-Dollar-Kredite an Schwellenländer vergeben. Die Kredite haben die weltweite Nachfrage nach US-Dollar gestärkt, was den USA wiederum mehr Spielraum gab, die Geldmenge für eigene Vorteile auszuweiten. Insbesondere aber brachten diese Kredite die Schwellenländer in eine Abhängigkeit, da sie ihre Wirtschaft auf den Export von billigen Produkten ausrichten mussten, um so überhaupt an US-Dollar kommen zu können.

Mit Bitcoin als Geld der Welt könnte eine solche Ausbeutung nicht mehr stattfinden und der Drang, den eigenen Währungsraum auszudehnen, würde wegfallen. Zudem sind es die ökonomisch schwächeren Länder, wie El Salvador, die als Erstes die Notwendigkeit einer Adoption von Bitcoin erkennen. Sollte sich Bitcoin als Geld der Welt durchsetzen, dann sind es vermutlich die ärmeren Länder, die am stärksten profitieren werden, weil sie zu einem günstigen Kurs viele Bitcoin kaufen konnten. Ferner könnten sich die ökonomischen Machtverhältnisse weiter dezentralisieren, weil weltweit Energie genutzt werden kann, die durch Bitcoin-Mining monetisierbar ist.

Fazit

Der Titel der Artikelreihe ist bewusst gewählt – Bitcoin kann tödliche Kriege verhindern. In erster Linie dadurch, dass einer der Hauptkriegsfinanzierungen – die zentrale Geldmengenausweitung – unmöglich wird. Diesem Argument wurde die meiste Zeit gewidmet, um eindrücklich aufzuzeigen, in welch enger Verbindung Kriege und ungedecktes staatliches Papiergeld stehen.

Sollte sich Bitcoin als Geld der Welt durchsetzen, so ist es zudem höchst unwahrscheinlich, dass es Staaten schaffen, wieder ein Fiatgeldsystem zur Kriegsfinanzierung einzuführen. Mit Gold als Geld konnte dies mehrmals gelingen, da Gold sich automatisch in den Händen von korrumpierbaren Entitäten zentralisiert. Gold ist aufgrund der physischen Eigenschaft nicht für den Handel in einer globalisierten und insbesondere in einer digitalisierten Welt geeignet. Zudem kann Gold um einiges leichter von den Kriegstreibern verboten und konfisziert werden, um die Konkurrenz zum Fiatgeld zu schwächen oder sich zusätzliche Mittel zur Kriegsführung zu beschaffen. Bitcoin, als ein nicht korrumpierbares und nicht konfiszierbares Geld, mit dem in seiner Grundform digitale grenzüberschreitende Transaktionen durchgeführt werden können, löst diese Probleme.

Ein hartes Geld alleine ist also nicht die Lösung für Kriege. Das, was Bitcoin von Gold unterscheidet, ist, insbesondere was Kriege angeht, nicht zu vernachlässigen. Henry Ford hat in dieser Hinsicht schon vor mehr als 100 Jahren die Nachteile von Edelmetallen wie Gold erkannt. Michael Saylor kommt sogar zu dem Fazit, dass Gold, da es ein nicht zerstörbarer physischer Wertgegenstand ist, eine Ermutigung für Kriege sein kann – zumindest dann, wenn die Menschen diesem Edelmetall sehr viel Wert zuschreiben.

Ob die Menschheit es hinbekommt beziehungsweise es überhaupt möglich ist, mittels Bitcoin tödliche Kriege durch Stellvertreterkriege zu ersetzen, bleibt abzuwarten. So schön die Vorstellung auch ist, die Ausführungen von Lowery, wie das tatsächlich aussehen könnte, überzeugen noch die Wenigsten.

Bitcoin hat auf jeden Fall das Potenzial, die Menschen friedlich in eine freiere und kooperativere Welt zu führen. Alleine schon, dass die Menschheit das gleiche Geld nutzt, könnte erheblich zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl beitragen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil jeder Teilnehmer des Bitcoin-Netzwerks dieses stärkt, was wiederum den anderen Teilnehmern zugutekommt. Ferner ist Bitcoin auch eine Chance, Staaten, die letztlich überhaupt erst Kriege lostreten, in ihrer Größe und entsprechend in ihrer Aggressivität einzuschränken – wenn nicht gar gänzlich loszuwerden.

Der Slogan aus der Bitcoin-Community "make war unaffordable" (auf Deutsch: "mach Kriege unbezahlbar") bringt es also ziemlich gut auf den Punkt.