Skip to main content

Wie Bitcoin Kriege verhindern kann – Teil 1 – Münzverschlechterungen

Am von
Bitcoin als Friedenswerkzeug

Es gibt kaum Themen, bei denen sich die Menschen normalerweise so einig sind, wie beim Thema Krieg. In aller Regel erntet man nämlich ausschließlich Zuspruch, wenn man zum Ausdruck bringt, dass man gegen Krieg und das damit verbundene Ableben unzähliger unschuldiger Menschen ist.

Ein Aspekt, der in der Diskussion um Kriege nicht selten vernachlässigt wird, ist das Geld. Kriege kosten Unmengen an Geld. Geld, das sich die kriegsführenden Staaten besorgen müssen. In der Regel reichen hierfür die Steuereinnahmen nicht aus und somit spielt die Art des Geldes eine zentrale Rolle.

In dieser mehrteiligen Artikelreihe soll anhand von Beispielen aus der Vergangenheit aufgezeigt werden, wie Kriege finanziert wurden und welche Rolle dabei die Geldart gespielt hat. Zudem werden Argumente dafür aufgeführt, dass Bitcoin als Geld der Welt Kriege verhindern kann.

Krieg und die Entwertung des Geldes

Wenn man sich die Staatsverschuldung (Schulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) der relevantesten Volkswirtschaften der letzten Jahrhunderte ansieht, dann zeichnet sich ein Muster ab. In Großbritannien sowie in den USA korrespondieren lokale Höchstpunkte in der Staatsverschuldung eindeutig mit großen Kriegen, in die das Land verwickelt war – die beiden Länder sind hierbei keine Ausnahmen. Es mussten verhältnismäßig viele Schulden aufgenommen werden, da die Steuereinnahmen offensichtlich nicht gereicht haben.

Wie leicht sich ein Staat Geld leihen kann, hängt nicht zuletzt mit der Art des Geldes zusammen. In einem Fiatgeldsystem, wie es auch heute vorherrscht, kann die eigene Zentralbank dem Staat theoretisch unbegrenzt neu gedrucktes Geld leihen. Leiht sich ein Staat vermehrt Geld bei der eigenen Zentralbank, dann geht das in aller Regel auf Kosten derjenigen, die in der Staatswährung respektive in Staatsanleihen sparen. Dazu mehr im Blocktrainer.de-Artikel zum Thema Finanzrepression.

USA: Staatsverschuldung in % seit 18. JH – Quelle: Longtermtrends
GB: Staatsverschuldung in % seit 18. JH – Quelle: Economicshelp

Wenn wir weiter in die Vergangenheit zurückblicken, dann gingen Kriege ebenfalls mit der Entwertung von Geld einher. Karaman et al. fanden heraus, dass in dem Zeitraum von 1500 bis 1910 ein signifikanter Zusammenhang von Kriegen und der Geldentwertung in Europa besteht – in abgeschwächter Form auch bei Bürgerkriegen.

„Die Staaten werteten [die Währung] weniger ab, wenn die Exekutivgewalt eingeschränkt war, und mehr, wenn sie unter Kriegsdruck standen. Beide Variablen sind auf dem Niveau von 0,1 % signifikant. Bürgerkriege wurden ebenfalls mit Abwertungen in Verbindung gebracht, allerdings auf einem Niveau von 10 % oder weniger.“

In der geldgeschichtlichen Literatur finden sich zahlreiche Belege dafür, dass die fiskalischen Anforderungen der Kriegsführung bei Weitem die wichtigste Ursache für Abwertungen waren.

Karaman et al.: „Money and monetary stability in Europe, 1300–1914“

Die Art des Geldes war hierbei aber nur indirekt das Problem. In Europa wurde in dem Zeitraum nämlich überwiegend mit Silber-, aber auch mit Goldmünzen gehandelt. Trotzdem gab es derweil lange und brutale Kriege. Das ist dadurch zu erklären, dass die Münzen in der Regel von Regierungen geprägt wurden. Benötigten diese mehr Geld, etwa um Kriege zu führen, so verringerten sie den Edelmetallgehalt. Das taten sie meist dadurch, dass sie die Münzen der Bevölkerung einsammelten, einschmolzen und mit einem geringeren Materialwert neu prägten. Bis zum 18. Jahrhundert war das eine äußerst gängige Praktik zur Mittelbeschaffung in Kriegszeiten.

Wie und in welchem Ausmaß die Münzentwertung während Kriegen stattfand und wie mit der Zeit (Zentral-)Banken und Papiergeld entstanden, um die Kriegsfinanzierung zu erleichtern, wird nun anhand einiger Beispiele aufgezeigt. Da es den Rahmen des Artikels sprengen würde bei „Adam und Eva“ anzufangen, konzentrieren wir uns auf den Zeitraum ab dem 14. Jahrhundert.

Hundertjähriger Krieg (1337-1453)

Der Hundertjährige Krieg war einer der längsten Kriege in Europa. Es kämpfte Frankreich gegen England, aber auch andere Regionen waren involviert. Um den Krieg zu finanzieren, werteten verschiedene Regierungen und Territorien ihre Währungen ab. Eine Instabilität des Geldsystems inklusive Inflation sowie eine verschlimmerte wirtschaftliche Situation war die Folge. England schaffte es jedoch durch äußerst hohe Steuern und Abgaben den Großteil der Kriegskosten zu stemmen – das sollte eine Ausnahme bleiben.

„… die französische, flämische, brabantinische, aragonische und verschiedene italienische Regierungen, um nur einige zu nennen, versuchten, die für die Kriegsführung notwendigen Geldströme zu finanzieren und zu erleichtern, indem sie drastische Münzverschlechterungen vornahmen, die teilweise so gravierend waren, dass sie eine regelrechte „Münzflucht“ auslösten. Die englische Krone war jedoch eine einzigartige Ausnahme bei diesen Währungsmanipulationen: Hier gab es nur eine einzige, relativ geringfügige Gewichtsreduzierung bei den Silbermünzen im Jahr 1351 vor und behielt danach bis 1411/12 eine vollkommen stabile Münzprägung in beiden Metallen bei.“

John Munro: „Money, Prices, and Wages in Fourteenth-Century England“

Rough Wooing (1543-1551)

Ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Regierungen den Edelmetallgehalt von Münzen minderten, um Kriege, aber auch um ihren dekadenten Lebensstil zu finanzieren, bietet England in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Könige Heinrich VIII. und Eduard VI., der seinem Vater nach dessen Tod im Jahr 1547 als König ablöste, bleiben für eine starke Abwertung des Geldes in Erinnerung. Rückblickend wird diese Zeit auch als The Great Debasement (auf Deutsch: Die Große Entwertung) bezeichnet.

Heinrich lebte sehr verschwenderisch und war stark übergewichtig – kurz vor seinem Tod wog er 160 kg. Zudem war der König auch für seine Kriegslust bekannt. Nachdem die Mittel durch die Kriege gegen Frankreich aufgebraucht waren, reduzierte er innerhalb weniger Jahre heimlich den Silbergehalt der Münzen, um den Angriffskrieg gegen Schottland (Rough Wooing) zu finanzieren. Sein Nachfolger folgte dem Beispiel.

Eduard VI. ; Heinrich VIII. ; Heinrichs dritte Frau – Quelle: Wikipedia

„Etwa 400 Jahre lang hatte England einen Reinheitsgrad von 92,5 Prozent für das Pfund Sterling beibehalten, doch mit der Entwertung durch Heinrich sank der Reinheitsgrad der Münzen schrittweise auf 75 Prozent, dann auf 50 Prozent, auf 33 Prozent und schließlich auf 25 Prozent. Eine Ausgabe von 1551 unter Eduard VI. enthielt nur noch 17 Prozent des Silbers, das in den Ausgaben vor der Entwertung enthalten war. Infolgedessen zerfiel das frühere Ansehen der englischen Münzen, um das sie zeitweise von Nordeuropa beneidet worden waren, innerhalb kurzer Zeit.“

Stephen Deng: „The Great Debasement and Its Aftermath“

Das Silber der Münzen wurde mit dem deutlich billigeren Kupfer substituiert. Weil mit Abnutzung das Kupfer durch die Münzen durchschien, wurde der auf den Münzen abgebildete Heinrich auch als alte Kupfernase betitelt.

Die Menschen verloren das Vertrauen in das Geld, die Güterpreise stiegen an und England verarmte.

Die entwertete Silbermünze –
Quelle: Royal Mint Museum

Achtzigjähriger Krieg (1568-1648)

Während des Achtzigjährigen Krieges kämpften die Niederlande, damals der Knotenpunkt der Welt, um ihre Unabhängigkeit von Spanien. Im Jahr 1609, während des Krieges, wurde die Amsterdamer Wechselbank gegründet. Die Bank in öffentlicher Hand ermöglichte erstmals den bargeldlosen Ausgleich von Forderungen und gilt als Vorläufer unserer heutigen Zentralbanken. Zudem ermöglichte die Wechselbank der Niederlande, die auch als Sieger aus dem Krieg hervorging, erstmals am Markt handelbare Kriegsanleihen aufzulegen und somit mehr Geld einzusammeln.

„Eine weitere wichtige Veränderung trat nach 1610 ein, als die niederländischen Staaten begannen, Obligationen anstelle von Leibrenten als Hauptkreditmittel einzusetzen.“

Gelderblom & Jonker: „Exploring the market for government bonds in the Dutch Republic (1600-1800)“

Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)

Der Dreißigjährige Krieg gilt als einer der brutalsten Kriege überhaupt. Kaum ein Krieg hat zu so einer relativ gesehen drastischen Bevölkerungsreduktion geführt – In den betroffenen Regionen wurde die Bevölkerung um schätzungsweise ein Drittel reduziert. Der Kampf spielte sich primär zwischen Protestanten und Katholiken in Deutschland ab, aber auch andere europäische Länder und Machthaber waren involviert.

Im Kontext des Krieges wird auch von der Kipper- und Wipperzeit gesprochen. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Praxis, umlaufende Münzen zu wiegen (wippen), diejenigen mit einem höheren Silbergehalt auszusortieren (kippen), um unter der Hinzugabe von Kupfer aus diesen neue Münzen zu prägen.

Dies fand während des Krieges letztlich auf staatlich organisierter Ebene statt. Fast alle Fürsten sahen sich genötigt, ihre Münzen immer weiter zu entwerten. Die sogenannten Kipper und Wipper wurden dafür von den Landesherren eingesetzt. Beispielsweise im Herzogtum Braunschweig wiesen die Münzen im Jahr 1619 bereits nur noch knapp die Hälfte des vorgeschriebenen Silbergehaltes aus – im Jahr 1620 lediglich noch ein Drittel.

Kipper und Wipper bei ihrer Tätigkeit – Quelle: Bundesbank
Münzverschlechterung – Quelle: Bundesbank

Überall schossen Münzstätten wie Pilze aus dem Boden. Tatsächlich ahmten einige Staaten sogar die Münzen anderer Staaten in noch minderwertigerer Qualität nach, um sie dorthin zu exportieren. Mit der Zeit bestanden die in Europa umlaufenden Münzen ausschließlich aus Kupfer. Ein Boom-and-Bust-Zyklus sowie eine Hyperinflation waren die Folge.

„Der Krieg steigerte den Bedarf der Fürsten an Einnahmen noch weiter, und bereitete den Boden für die nachfolgende Hyperinflation. […] Der anfängliche Effekt der enormen Geldmengenausweitung war ein Wirtschaftsboom. Doch schließlich begannen die Preise rasch zu steigen, und der anfängliche Boom schlug in eine Hyperinflation und Krise um.“

Schnabel & Shin: „Money and trust: lessons from the 1620s for money in the digital age“

Papiergeld und Zentralbanken entstehen, um Kriegskosten zu tragen

Erste Zentralbank der Welt

Schweden ist schließlich das erste europäische Land, das ungedecktes Papiergeld (Fiatgeld) zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt.

„Das Neue an den Palmstruch-Banknoten war, dass sie nicht an eine Einlage gebunden waren. Stattdessen basierten sie auf dem Vertrauen der Öffentlichkeit, dass die Bank den Wert der Banknote auf Verlangen in Münzen auszahlen würde.“

Schwedische Reichsbank

Im Jahr 1656 entsteht die Palmstrutch-Bank, die im Jahr 1668 von der Schwedischen Nationalbank übernommen wurde. Als Vorbild diente die Amsterdamer Wechselbank, die im Gegensatz zur Schwedischen Nationalbank heute nicht mehr besteht. Je nach Definition wird die Schwedische Nationalbank als die erste Zentralbank der Welt bezeichnet.

Die Palmstrucht-Bank erhielt im Jahr 1661 das Monopol für die Ausgabe von ungedecktem Papiergeld – zwei Jahre später kam es bereits zu einer starken Inflation in Schweden, wenige Jahre später scheiterte die Bank, wurde aber vom Staat gerettet und übernommen. Der Grund für den Umstieg auf ein Fiatgeldsystem ist wie zu erwarten im Krieg zu finden: Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Schweden in finanzieller Not.

Im Jahr 1701 wurde dann wieder die Ausgabe von Banknoten aufgenommen und auch private Banken durften ihr Papiergeld ausgeben, das eintauschbar gegen die Banknoten der Schwedischen Nationalbank war. Zu dieser Zeit war Schweden in den Großen Nordischen Krieg (1700-1721) verwickelt und als dieser zuungunsten Schwedens verlief, fand der erste Bankrun der Geschichte statt – das Geld der Bürger wurde letztlich eingefroren.

„Viele Menschen hatten Geld in der Bank deponiert, doch nach der vernichtenden Niederlage Schwedens bei Poltawa im Jahr 1709 bekamen sie Angst. Sie eilten zur Bank, um ihre Ersparnisse abzuheben. Aber da die Bank dem König so viel Geld geliehen hatte, war nicht mehr genug Geld übrig. Die Bank schloss einfach ihre Schalter und fror die Konten der Einleger mit der Begründung ein, dass jeder seinen Beitrag zu den Kriegsanstrengungen leisten müsse.“

Schwedische Reichsbank

Bank of England entsteht im Krieg

Die Bank of England wurde im Jahr 1694 während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) gegründet. England verlor die Seeschlacht von Beachy Head (1690) gegen Frankreich und musste die Seeflotte neu aufbauen. Aufgrund der schlechten Kreditwürdigkeit ließen sich aber keine Kreditgeber zu guten Konditionen finden. Mit der Gründung der Bank of England war dies dann aber möglich und die benötigten Mittel konnten sich für einen für damalige Verhältnisse niedrigen Zinssatz von 8 % beschafft werden.

„Ohne die Bank hätten diese Krisen die Fähigkeit Großbritanniens zur Kriegsführung beeinträchtigt […].“

O’Brien & Palma: „The Bank of England and the British economy, 1694–1844“

Dafür gaben die Gläubiger der Bank ihr Edelmetall und erhielten im Gegenzug handelbare Anleihen, die sie wiederum in Papiergeld umwandeln konnten. Das Papiergeld entwickelte sich zunehmend zum Zahlungsmittel. Kurz darauf, während dem Krieg, wurde die Eintauschbarkeit bereits ausgesetzt.

Zwei Jahre nach ihrer Gründung experimentierte die Bank zum ersten Mal mit der Aussetzung von Zahlungen […]. Um Staatsschulden zu kaufen, gab die Bank of England Banknoten im Wert von 760.000 Pfund aus, die sofort inflationäre Auswirkungen auf die britische Wirtschaft hatten. Es kam zu einem Ansturm auf die Bank, und die Zentralbank wurde
zahlungsunfähig. Im Mai 1696 erlaubte das Parlament der Bank, die Auszahlung von Münzen auszusetzen.

Duryea: „William Pitt, the Bank of England“

Die nächsten 100 Jahre war das Papiergeld jedoch die meiste Zeit in Münzen eintauschbar. Das Monopol für die Ausgabe von Papiergeld erhielt die Bank of England schließlich im Jahr 1708, während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714). Technisch gesehen war England auf einem Goldstandard, aber die Kriege wurden dennoch mit ungedeckten Schulden respektive Kreditgeld finanziert.

„Die britischen Kriegsausgaben wurden in erster Linie durch die Emission von ungedeckten Schulden finanziert, einer Vielzahl kurzfristiger Verpflichtungen, darunter Marine-, Ordnungs- und in zunehmendem Maße auch Devisenscheine.

Bordo & White: „British and French Finance During the Napoleonic Wars“

Trotz Goldstandard wurde die Geldmenge, je nach Bedarf, ausgeweitet.

„Die Bank of England übte […] eine beeindruckende Macht über die Geldmenge aus, die es Großbritannien erleichterte, sich an militärischen Konflikten zu beteiligen, ohne private Investoren für Kredite zu gewinnen.“

Duryea: „William Pitt, the Bank of England“

Großbritannien konnte auf dieser Art von Goldstandard also einige Kriege führen. Während den Kriegen wurde sich mithilfe der Bank of England Geld geliehen und nach den Kriegen wurden die Schulden wieder abgebaut. Trotz alledem erreichte die Staatsverschuldung Englands im 18. Jahrhundert immer neue Höchststände, wie die Grafik in der Einleitung auch zeigt.

„Als Ergebnis von Großbritanniens Beteiligung an zahlreichen Kriegen im 18. Jahrhundert, einschließlich des Krieges der Königin Anne, des Krieges um Jenkins‘ Ohr, des Franzosen- und Indianerkriegs und des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, wurde eine massive Staatsverschuldung aufgebaut.“

Duryea: „William Pitt, the Bank of England“
GB: Staatsdefizit im 18. JH (Kriegsjahre mit „+“ markiert)
Quelle: Bordo & White: „British and French Finance During the Napoleonic Wars“

Fiatgeld in Frankreich

In Frankreich ereignete sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwas Ähnliches wie in Schweden. Der Staat war durch den Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) und die Dekadenz des Königshauses stark verschuldet. Im Jahr 1716 überzeugte der schottische Ökonom John Law, der für seine Glücksspielsucht bekannt war, die französische Regierung Fiatgeld einzuführen – so sollte sich der Staat entschulden können. Law wurde Finanzminister und gründete die Zentralbank Banque Générale. Zuerst wurde noch versprochen, dass das Papiergeld gegen Gold und Silber eintauschbar sei. Das viele durch das Teilreserve-System entstandene Papiergeld löste einen Wirtschaftsaufschwung sowie die große Finanzmarktblase (Mississippi-Blase 1718-1720) aus. Schließlich, als die Bürger aus Misstrauen einen Bankrun auslösten, wurde die Eintauschbarkeit ausgesetzt. Eine Hochinflation war die Folge, das Fiatgeldsystem scheiterte und John Law, der in diesem Kontext als Betrüger angesehen wurde, flüchtete nach Belgien.

Fiatgeld in Russland

Im Jahr 1768 führte auch Russland erstmals Fiatgeld, den Assignationsrubel, ein. Dafür wurde im selben Jahr die Assignationsbank gegründet. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), für den die Silbermünzen bereits deutlich abgewertet werden mussten, fehlten der russischen Regierung die Mittel. Als dann aber im Jahr 1768, nach dem Vorbild von John Law, Fiatgeld eingeführt wurde, konnten direkt drei neue Kriege gestartet werden: der Russisch-Türkische Krieg (1768-1774), der Krieg gegen die Konföderation von Bar (1768-1772) und die Koliivshchyna-Rebellion (1768-1769).

Russlands Kriege – Quelle: Wikipedia

Der Ruhm von John Law hatte sich bis nach St. Petersburg herumgesprochen und trotz des Desasters seiner Unternehmung versuchte Peter der Große, den schottischen Finanzier dazu zu bewegen, es erneut in Russland zu versuchen. Die ersten beiden russischen Banken für die Ausgabe von Papiergeld wurden jedoch erst 1768 unter der Herrschaft von Katharina II. gegründet. Die Menge des Papiergeldes, die ursprünglich auf eine Million Rubel begrenzt war, stieg 1796 auf 156 Millionen und 1817, am Ende der Napoleonischen Kriege, auf 846 Millionen. Nachdem die Umtauschbarkeit in Silber im Jahr 1777 ausgesetzt worden war, notierte der Papierrubel 1796 bei 68 Prozent seines Nennwerts und 1808 bei 20 Prozent, einem historischen Tiefstand.

Florinsky: „Inflations: Russia—The U.S.S.R.“

„Fiatgeld ist Kriegsgeld“

Dass ein deutlicher Zusammenhang von Kriegen und der Entstehung von Fiatgeld besteht, sollte nun klar sein. Es würde zwar den Rahmen des Artikels sprengen, jeden Wechsel des Geldsystems zu erläutern sowie die Verbindung zu Kriegen aufzuzeigen, nichtsdestotrotz haben wir die eindeutigsten Beispiele für diese Beobachtung noch vor uns – und das ist nicht nur der Erste Weltkrieg.

Vorschau:

„[Die Grafik] bestätigt auch, dass Kriege und fiskalische Notlagen einen Wechsel zum Fiat-Standard auslösten. Am deutlichsten ist dieses Muster während der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege zu erkennen. In diesem Zeitraum zwang der fiskalische Druck sieben Staaten in unserer Stichprobe, die Konvertibilität auszusetzen. Die napoleonische Ära ist zwar das offensichtlichste Beispiel, aber die Rolle von Kriegen und fiskalischen Notlagen, die Staaten zur Aussetzung der Konvertibilität zwangen, lässt sich auf andere Fiat-Episoden in unserer Stichprobe übertragen.“

Karaman et al.: „Money and monetary stability in Europe, 1300–1914“

Zwischenfazit

Selbst als mit Silbermünzen gehandelt wurde, konnten Regierungen das Geld stark entwerten, um zusätzliche Einkommensströme zu erschließen. Dies wurde schließlich während des Dreißigjährigen Krieges auf die Spitze getrieben. Mit der Entstehung von Zentralbanken gab es dann auch die ersten Anläufe der Implementierung von ungedecktem Papiergeld respektive Kreditgeld und kurz darauf den ersten Bankrun während des Großen Nordischen Krieges – die Kundeneinlagen wurden eingefroren.

Bitcoin als das Geld der Welt würde es unmöglich machen, dass umlaufende Einheiten unter Zwang und Gewalt oder auch heimlich entwertet werden. Das Besondere an Bitcoin ist nämlich, dass die Menge verifizierbar begrenzt ist und dies auch niemals von einzelnen Entitäten, etwa Regierungen, geändert werden kann. Auch ist man mit Bitcoin nicht darauf angewiesen, einer (Zentral-)Bank zu vertrauen – man kann sein Geld selbst verwahren und trotzdem Transaktionen in einer digitalisierten und globalisierten Welt durchführen. Somit kann Bitcoin auch davor schützen, dass Bankeinlagen eingefroren werden, weil sie beispielsweise an die Regierung zur Kriegsführung weitergeleitet wurden oder auch davor, dass durch Kreditgeld mehr Banknoten als zugrundeliegendes Geld erschaffen werden.

Wichtig zu erwähnen ist noch, dass zu wissen, dass das Geld im Notfall nach dem Krieg noch entwertet werden kann, um die Kriegsschulden weg zu inflationieren, ebenfalls Kriege begünstigen kann.

Doch die Frage, ob und wie Bitcoin als Geld Kriege verhindern würde, ist noch um einiges vielschichtiger und wird in den kommenden Artikeln ausführlicher behandelt.

Hier geht es weiter: Wie Bitcoin Kriege verhindern kann – Teil 2 – Ungedecktes Kriegsgeld


Sparplan-Funktion

Relai

  • Einsteigerfreundlicher Service
  • Keine Ausweis-Verifizierung nötig
  • Viele Zahlungsoptionen
  • Lightning-Netzwerk
  • Günstiges Gebührenmodell
  • Automatischer & regelmäßiger Kauf als Sparplan möglich
  • Nur als App verfügbar
  • Direktkauf auf eigene Hardware-Wallet etwas umständlich
  • Mit dem Code BLOCKTRAINER zahlst du dauerhaft 0,5 Prozentpunkte weniger Gebühren
 

Haftungsausschluss: Relai konzentriert sich hauptsächlich auf den Schweizer Markt.