In einer Zeit, in der Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin immer mehr an Bedeutung gewinnen, ändern sich auch die Ansichten von Finanzinstitutionen und Regulierungsbehörden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat gestern in einer Meldung darauf hingewiesen, dass das Verbot von Kryptowährungen möglicherweise keine effektive Langzeitstrategie darstellt und für einen ausgewogeneren Umgang plädiert. Gleichzeitig wenden sich traditionelle Finanzinstitutionen wie BlackRock, Caceis und die Deutsche Bank wieder Bitcoin und dem Kryptomarkt im Allgemeinen zu. Wir erleben in den vergangenen Tagen eine 180°-Wende des Finanzestablishments und es stellt sich die Frage, woher der plötzliche Sinneswandel rührt.

IWF: "Verbot von Kryptowährungen nicht nachhaltig"

Der IWF veröffentlichte am gestrigen 22. Juni 2023 einen Bericht, der das Interesse an Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs) in Lateinamerika und der Karibik sowie die unterschiedliche Nutzung von Kryptowährungen beleuchtet. Der IWF betont die Notwendigkeit, die Vorteile von Kryptowährungen zu nutzen, während gleichzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die mit ihnen verbundenen Risiken zu mindern. Der Bericht legt nahe, dass ein Verbot von Kryptowährungen möglicherweise keine effektive Langzeitstrategie darstellt und betont die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes.

Im Bericht wird von den IWF-Autoren festgestellt, dass das Interesse an CBDCs in Lateinamerika und der Karibik zunimmt. Dies ist teilweise auf die wachsende Digitalisierung und die Suche nach effizienteren und kostengünstigeren Zahlungsmethoden zurückzuführen. CBDCs werden als Möglichkeit gesehen, die finanzielle Inklusion zu erhöhen und den Zugang zu Finanzdienstleistungen für finanziell unterversorgte Bevölkerungsgruppen zu verbessern.

Der IWF weist darauf hin, dass Kryptowährungen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Zu den Chancen gehört das Potenzial für finanzielle Innovationen, die Schaffung neuer Märkte und die Verbesserung der Effizienz im Zahlungsverkehr. Zu den Herausforderungen gehören jedoch auch die allseits bekannte und häufig kritisierte Volatilität der Kryptowährungsmärkte, die regulatorischen Unsicherheiten und die potenzielle Nutzung für illegale Aktivitäten.

Der Bericht des IWF betont jedoch, dass ein ausgewogener Ansatz erforderlich ist, der die Vorteile von Kryptowährungen nutzt, während gleichzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die mit ihnen verbundenen Risiken zu mindern. Dies könnte durch gezielte Regulierung, Überwachung und Aufklärung der Öffentlichkeit über die Risiken und Chancen von Kryptowährungen erreicht werden.

Krypto-Assets bergen Risiken, die je nach Land variieren. Der IWF hat Leitlinien zu den Schlüsselelementen einer angemessenen politischen Reaktion vorgelegt, um die Risiken zu mindern und gleichzeitig die potenziellen Vorteile der mit Krypto-Vermögenswerten verbundenen technologischen Innovation zu nutzen. Einige wenige Länder haben Krypto-Vermögenswerte aufgrund ihrer Risiken vollständig verboten, doch langfristig ist dieser Ansatz wahrscheinlich nicht wirksam.

Internationaler Währungsfonds

Das Finanzestablishment macht eine 180°-Wende

Parallel zu den Erkenntnissen des IWF erleben wir aktuell eine bemerkenswerte 180°-Wende des traditionellen Finanzestablishments in Bezug auf Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin. Institutionen wie BlackRock, CACEIS und die Deutsche Bank, die dem einst skeptisch gegenüberstanden, zeigen nun ein erneuertes Interesse. Allerdings beschränkt sich das gezeigte Interesse nicht mehr nur auf theoretische Überlegungen, sondern teilweise auf handfeste Praxis.

Unternehmen wie BlackRock, und Co würden sich wohl kaum die Mühe machen, ETF Anträge anzufertigen und Lizenzen zu beantragen, wenn sie nicht grundlegend an eine Zukunft des Marktes glauben würden.

Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung ist die Veränderung in den Ansichten von Jerome Powell, dem Vorsitzenden der Federal Reserve. In der Vergangenheit äußerte er mehrfach starke Bedenken hinsichtlich der Volatilität von Kryptowährungen und ihrer potenziellen Verwendung für illegale Aktivitäten. In einer kürzlichen Anhörung vor dem US-amerikanischen House Financial Services Committee äußerte Powell jedoch, dass Kryptowährungen als Anlageklasse durchaus Bestand zu haben scheinen und mehr oder minder "gekommen sind um zu bleiben".

Spekulationen über die Gründe für die Wende

Marktzyklen

Die Gründe für diese Wende könnten vielfältig sein. Es gibt verschiedene Theorien darüber, warum die Finanzelite seine Haltung gegenüber Bitcoin und anderen Kryptowährungen ändert. Eine Möglichkeit ist, dass diese Institutionen das zyklische Auf und Ab des Kryptomarktes erkannt haben und glauben, dass der Boden des Bärenmarktes bereits erreicht ist. Dies könnte sie dazu veranlassen, den aktuellen Zeitpunkt als günstige Gelegenheit für den Einstieg in den Markt zu betrachten. Das Verständnis der Marktzyklen respektive der Halving-Zyklen bei Bitcoin und das Timing des Einstiegs könnten für diese Institutionen von entscheidender Bedeutung sein, um ihre Investitionen zu maximieren. Und Gewinnmaximierung steht bei derlei Finanzkonzernen in der Regel nun mal im Fokus.

Quelle: TheGreatCryptopo

Bessere Regulatorik

Ein weiterer wichtiger Faktor könnte die sich verbessernde regulatorische Landschaft sein. In den letzten Monaten gab es bedeutende Fortschritte in der Regulierung von Kryptowährungen, insbesondere in Europa. Als Beispiel ist das neue EU-Regelwerk für Krypto-Assets, bekannt als MiCa (Markets in Crypto-Assets), zu nennen. MiCa zielt darauf ab, ein einheitliches regulatorisches Umfeld für Kryptowährungen in der EU zu schaffen, was für institutionelle Investoren Rechtssicherheit und Klarheit schafft. Dies könnte das Vertrauen in Bitcoin als legitime Anlageklasse stärken und ein Grund dafür sein, dass mehr traditionelle Finanzakteure sich dazu ermutigt fühlen, in den Markt einzusteigen. Zwar gibt es in den USA weiterhin gewisse regulatorische Unklarheiten, jedoch nimmt die Regulierungsdebatte auch dort gerade massiv an Fahrt auf.

Verschwörung der Mächtigen

Es gibt jedoch auch einige Personen, die eine Verschwörung der "Finanzelite" vermuten. Deren Theorie besagt, dass große Finanzinstitutionen alles von langer Hand geplant hatten und absichtlich negative Stimmung gegenüber Bitcoin und Co verbreitet haben, um die Preise zu drücken und dann zu niedrigeren Preisen einzusteigen. Während es für diese Theorie wenig konkrete Beweise gibt, zeigt sie, wie unterschiedlich die Meinungen über die Gründe für die Wende im Finanzestablishment sein können.

Es tut mir leid, aber nachdem ich gesehen habe, dass Blackrock, Fidelity, Citadel, Schwab und jetzt auch die Deutsche Bank, alle #Bitcoin-ETFs, Spot-Börsen usw. beantragen, nur ein paar Tage, nachdem die SEC eine TRO [einstweilige Verfügung] gegen Binance erlassen hat und Coinbase verklagt… wie kann man nicht denken, dass dieses ganze letzte Jahr ein riesiger Insider-Job war, der zwischen den Wall Street Parasiten und den staatlichen Regulierungsbehörden koordiniert wurde, damit sie aufholen konnten…

- Preston Pysh, Bitcoin-Podcaster auf Twitter

Es ist natürlich auch möglich (und sogar wahrscheinlich), dass es eine Kombination all dieser oben genannten Faktoren war, die traditionellen Finanzinstitutionen ihre Haltung gegenüber Bitcoin und Co haben überdenken lassen.

Fazit

Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase der finanziellen Evolution. Bitcoin wird nicht mehr nur als ein Nischenprodukt für Technikbegeisterte angesehen, sondern entwickelt sich zu einem festen Bestandteil des globalen Finanzsystems. Die sich entwickelnden Ansichten der großen Finanzinstitute, zusammen mit der Anerkennung durch internationale Organisationen wie den IWF, zeigen, dass Bitcoin und der gesamte Kryptomarkt eine immer wichtigere Rolle in der Finanzwelt spielen.

Doch während oft ganz generell von Kryptowährungen die Rede ist, steht Bitcoin unbestreitbar im Zentrum des aktuellen Wandels. Der Wandel in der Wahrnehmung von Bitcoin ist besonders bemerkenswert. Institutionen, die einst Bitcoin und andere Kryptowährungen ablehnten, erkennen nun die inhärenten Eigenschaften, die es als Wertspeicher und als potenzielles Absicherungsmittel gegen Inflation attraktiv machen. Es dürfte wohl auch gute Gründe dafür geben, warum Blackrock, WisdomTree und Co Spot-Bitcoin-ETFs und keine Krypto-ETFs beantragt haben.