Im Angesicht der Parlamentswahl in Südkorea am 10. April 2024 rückt Bitcoin als Wahlkampfthema in den Fokus. Während die People Power Party von Präsident Yoon Suk Yeol verspricht, die Einführung einer strengeren Steuer auf digitale Vermögenswerte zu verzögern, sagt die oppositionelle Demokratische Partei Minju zu, die Beschränkungen für Bitcoin-Spot-ETFs aufzuheben – Bloomberg berichtete.

Bitcoin und Südkorea

Generell ist Südkorea für hohe Adoptionsraten von Bitcoin und Co. bekannt. Laut offiziellen Daten sollen alleine seit Beginn dieses Jahres mehr als 10 Prozent der Bevölkerung – also über 6 Millionen Koreaner – über die lizenzierten Börsen mit digitalen Assets gehandelt haben. Zudem ist die lokale Krypto-Börse Upbit eine der Exchanges mit dem weltweit größten Spot-Volumen.

Während der Handel mit Kryptowährungen an den regulierten Börsen grundsätzlich erlaubt ist, lässt die Regulatorik es bislang nicht zu, mit Bitcoin gedeckte börsengehandelte Fonds zu kaufen. In Reaktion auf die Zulassung der Bitcoin-Spot-ETFs in den USA, betonte die koreanische Financial Services Commission (FSC) erneut, dass der Handel mit physisch gedeckten Bitcoin-Anlageprodukten aufgrund des Kapitalmarktgesetzes in Korea vorerst wohl nicht zulässig sei.

Entsprechend weichen die Bürger derzeit auch auf alternative Anlageprodukte aus. So war im März die Aktie von MicroStrategy, dem Unternehmens, das quasi eine All-In-Bitcoin-Strategie verfolgt, das von Koreanern am drittmeisten gekaufte Wertpapier – über 200 Millionen US-Dollar investierten die Bürger der Republik in das Bitcoin-Unternehmen. Auch der zweifach gehebelte Bitcoin-Futures-ETF aus den USA, der nicht mit Bitcoin besichert und deshalb dort zum Handel freigegeben ist, erfreut sich großer Beliebtheit in dem ostasiatischen Land.

Da ein beträchtlicher Anteil der koreanischen Bevölkerung Bitcoin gegenüber positiv eingestellt ist, erkennt nun anscheinend auch die Politik, dass sich mit Bitcoin-freundlicheren Gesetzen Wählerstimmen gewinnen lassen. Aller Anschein nach angefacht durch die hohe Nachfrage nach Bitcoin-Anlageprodukten verspricht die linksliberale Oppositionspartei Minju, die Einschränkung für börsengehandelte Fonds – einschließlich Bitcoin-Spot-ETFs – aufzuheben.

Wir werden die ETFs erlauben, ob inländische oder ausländische.
Hwanseok Choi, Politikexperte von Minju, unter Berufung auf das Parteiprogramm

Aber auch die konservative Regierungspartei macht Zugeständnisse. Obwohl die ETF-Thematik nicht Teil des Parteiprogramms ist, verspricht die derzeit in den Umfragen knapp führende und den koreanischen Präsidenten stellende People Power Party die für das Jahr 2025 geplante neue Steuer für Gewinne aus dem Handel mit Kryptowährungen nach hinten zu verschieben. Geplant ist, dass ab jährlichen Handelsgewinnen von umgerechnet rund 1.850 US-Dollar eine Steuer von 20 Prozent fällig wird. Bei Aktien liegt die Freigrenze mit umgerechnet rund 37.000 US-Dollar um ein Vielfaches höher.

Aus offiziellen Offenlegungen geht außerdem hervor, dass 7 Prozent der gesamten Wahlkandidaten Bitcoin oder Kryptowährungen halten. Entsprechend könnte auch zunehmend das Eigeninteresse einiger Politiker eine Rolle bei den sich anbahnenden Krypto-freundlicheren Rahmenbedingungen spielen.

Am kommenden Mittwoch, dem 10. April, wählen die Südkoreaner das Parlament. Derzeit sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der People Power Party und Minju aus. Die Parlamentswahl ist neben der Präsidentschaftswahl eine der relevantesten politischen Wahlen in der koreanischen Republik. Sie bestimmt über die Zusammensetzung der Nationalversammlung, die über die Gesetzgebung und die Überwachung der Regierung entscheidet.

Bitcoins Weg in die politische Relevanz

Dass Bitcoin auch zunehmend ein Wahlkampfthema geworden ist, war bereits anhand der US-Präsidentschaftswahl beobachtbar. In den Staaten versuchte unter anderem der Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. mit einer Pro-Bitcoin-Haltung zu punkten. Angesichts der zunehmenden Beliebtheit des erst 15 Jahre alten Assets ist dies auch kaum verwunderlich. Bitcoin-Enthusiasten machen weltweit eine immer größere potenzielle Wählergruppe aus.

Auch Politiker entdecken Bitcoin aller Anschein nach zunehmend für sich. Mutmaßlich handeln sie entsprechend auch aus Eigeninteresse, wenn sie sich für Gesetze und Regulierungen starkmachen, die Satoshi Nakamotos Kreation den Weg freiräumen. Die Tatsache, dass es in Korea gerade die linksliberale Partei Minju ist, die sich besonders für die Zugänglichkeit des Assets einsetzt, zeigt, dass Politik jeder Ausrichtung von einer Bitcoin gegenüber freundlich gesinnten Linie profitieren kann.

Ob die Demokratische Partei durch die Wahl an Einfluss gewinnt und ihren Worten Taten folgen lässt beziehungsweise folgen lassen kann, bleibt abzuwarten. Ist dies der Fall, dann könnten bald Bitcoin-Spot-ETFs auch am relevanten koreanischen Kapitalmarkt handelbar sein.

Weltweit ist die Nachfrage nach mit Bitcoin gedeckten Anlageprodukten hoch. In Australien, Großbritannien und Hongkong sieht es ebenfalls danach aus, dass bald – wie in den USA – große Kapitalflüsse unkompliziert über die etablierten Strukturen in das erst 15 Jahre als Asset fließen können.