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Erhöhter Geldwäsche-Verdacht. Kommt das Wallet-Verbot?

Am von
Geldwäsche Bitcoin

Gestern berichtete u.a. das Handelsblatt darüber, dass aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage durch den FDP Politiker Frank Schäffler hervorgeht, dass die Zahl der Verdachtsfälle zu Geldwäsche im Zusammenhang mit Kryptowährungen in den vergangenen drei Jahren stark angestiegen ist. In einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist nun die Rede davon, dass die EU-Kommission „anonyme digitale Geldbörsen – sogenannte Wallets- verbieten möchte“.

Ist es tatsächlich so, dass mehr Geldwäsche betrieben wird und dies den Staat viel Geld kostet? Und falls ja, in welchem Ausmaß? Wo liegen die Gründe für den Anstieg? Werden Wallets nun wirklich verboten? Fragen über Fragen.

Blocktrainer.de versucht einige Antworten darauf zu geben.

Anstieg der Verdachtsmeldungen

Zunächst sollte gesagt werden, dass es sich lediglich um einen Anstieg der Verdachtsmeldungen handelt, die bei der FIU, der Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls, eingereicht wurden. Dies bedeutet keineswegs, dass die tatsächliche Anzahl an Transaktionen zur Geldwäsche auch (beziehungsweise in gleichem Umfang) gestiegen ist.

Während im Jahr 2018 die Zahl der gemeldeten Verdachtsfälle noch bei rund 570 lag, stieg diese im vergangenen Jahr auf etwas über 2000 Meldungen. Dies entspricht immerhin fast einer Vervierfachung, welche auch im Vergleich zum gesamten Meldeaufkommen eine überdurchschnittliche Steigerung darstellt.

Mögliche Gründe

Mehr Gesamttransaktionen

Die Gründe für eine erhöhte Anzahl an Verdachtsmeldungen sind sehr vielschichtig. Der wohl naheliegendste Grund ist der, dass seit 2018 der gesamte Kryptomarkt deutlich gewachsen ist. Mehr Entitäten und eine deutlich höhere Anzahl an Transaktionen tragen sicherlich einen großen Teil dazu bei. Da Bitcoin in Hochphasen des Bullenmarktes an seine Grenzen stößt, was die Transaktionsmenge betrifft, bezieht sich die gesteigerte Anzahl an Transaktionen allen voran auf Altcoins. Leider lässt sich eine „Gesamttransaktionszahl“ über den gesamten Kryptomarkt hinweg nicht zuverlässig quantifizieren (z.B. aufgrund von Privacy-Coins wie XMR). Wahrscheinlich dürfte diese aber ebenfalls im Bereich einer Vervierfachung liegen. Bei der Betrachtung der Transaktionszahlen seit dem Zusammenbruch der Blase von 2017/18 kann man erkennen, dass sich die Transaktionsanzahl bei Bitcoin zwischen Anfang 2018 (rund fünf Millionen Transaktionen pro Monat) und Ende 2020 (rund zehn Millionen Tx/m) ca. verdoppelt hat. Bei Ethereum liegt zwischen der niedrigsten Anzahl im Jahr 2018 und Ende 2020 mehr als eine Verdoppelung vor und bei Litecoin fand sogar mehr als eine Vervierfachung statt.

BTC Transaktionszahl pro Monat
ETH Transaktionszahl pro Monat
LTC Transaktionszahl pro Monat

Bezieht man in die Annahme mit ein, dass viele Kryptowährungen, die mittlerweile ein hohes Transaktionsaufkommen vorweisen, im Jahr 2018 entweder noch kaum genutzt wurden oder teilweise noch gar nicht erfunden waren, könnte man durchaus schlussfolgern, dass sich der Gesamtmarkt seit 2018 ebenfalls mindestens vervierfacht hat, was die steigende Anzahl durchaus erklären könnte.

Mehr regulierte Institutionen

Ein weiterer wichtiger Faktor ist außerdem die Tatsache, dass heute mehr regulierte Institutionen im Kryptomarkt Fuß gefasst haben. Frank Schäffler sagte diesbezüglich zum Handelsblatt:

„Der Kryptomarkt ist insgesamt größer geworden. Etablierte Institute melden Verdachtsfälle konsequenter, das erklärt einen Teil des Anstiegs“

Frank Schäffler, MdB (FDP)

Da diese Institutionen darüber hinaus heutzutage viel strenger von der BaFin überwacht werden und seit Anfang 2020 auch Dinge wie eine Kryptoverwahrlizenz eingeführt wurden, die wiederum an gewisse Bedingungen im Hinblick auf die Einhaltung von Geldwäscherichtlinien etc. geknüpft sind, hat dies zur Folge, dass viele Institutionen und Dienstleister lieber einen Verdacht zu viel, als einen zu wenig äußern. Auch dies dürfte sicherlich zu einer gestiegenen Anzahl der Verdachtsfälle beitragen.

Kommt das Walletverbot?

Blocktrainer.de berichtete bereits im Juli darüber, dass die EU-Kommission plant die sogenannte „Travel Rule“ auf Krypto-Transaktionen anzuwenden und diese entsprechend stärker regulieren zu wollen. Dies zöge auch ein Verbot von anonymen, also selbst verwalteten, Wallets nach sich.

Das ein derartiges Verbot durchsetzbar wäre, darf jedoch stark angezweifelt werden. Im Grunde dienen Wallets nur der Verwaltung von sogenannten privaten Schlüsseln, die heruntergebrochen „nur Einsen und Nullen“ und entsprechend schwierig zu regulieren bzw. verbieten sind. Der Bitcoin-Blogger „Gigi“ sagte hierzu bereits mehrmals:

„Ich könnte mich theoretisch zuhause mit einer Münze in meine Toilette einschließen und diese 256mal werfen, um mir einen private Key zu erzeugen. Wenn man mir das verbieten möchte, verstehe ich die Welt nicht mehr.“

Der Gigi

Viel wahrscheinlicher als ein Verbot von Wallets ist jedoch eine Regulation der Auszahlung von Exchanges und Broker-Services auf diese. In einigen Fällen beziehungsweise Jurisdiktionen ist es bereits gang und gäbe, dass User ihre Wallets vor Erfolg der Auszahlung über eine Signatur und ein KYC-Verfahren verifizieren müssen. In den Niederlanden wurde dieses Verfahren bereits angewandt, später aufgrund von Beschwerden und einem daraus resultierenden Gerichtsbeschluss aber wieder abgeschafft.

Jedoch sollte man sich nichts vormachen. Dass die Regulatoren bzw. Legislatoren Gesetze in diese Richtung einführen werden, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.