Aufgrund des fallenden Bitcoinpreises gerieten die nordamerikanischen Miner über die letzten Monate hinweg unter Druck. Einige Mining-Betriebe mussten einen Großteil ihrer Bitcoin-Reserven verkaufen, um ihre laufenden Geschäftskosten decken zu können. Neue Daten aus dem Julimonat könnten nun auf eine erste Trendwende der Industrie hindeuten.

Hitzewelle in Texas

Blocktrainer.de berichtete über die Hitzewelle in Texas und die Auswirkungen auf die texanischen Miner. Der Bundesstaat forderte die Miner auf, ihren Geschäftsbetrieb für die Stabilisierung des Stromnetzes vorübergehend einzuschränken. Die Miner kamen dieser Aufforderung nach und erhielten als Gegenleistung eine Ausgleichszahlung durch den texanischen Netzbetreiber ERCOT.

Das Mining-Unternehmen Riot Blockchain veröffentlichte genauere Daten zu dem Ereignis. Bis Ende Juli konnte die Mining-Einrichtung von Riot Blockchain in Rockdale 11.717 Megawattstunden dem texanischen Energienetz zur Verfügung stellen. Laut CEO Jason Les ist dies die benötigte Strommenge für die Versorgung von 13.121 Haushalten für einen Monat. Das Unternehmen erhielt für die Entlastung des Stromnetzes von der ERCOT Ausgleichszahlungen in Höhe von 9,5 Millionen US-Dollar:

„Durch die Rückspeisung von Strom in das ERCOT-Netz während den Stoßzeiten schätzt das Unternehmen, dass sich die Stromgutschriften und andere Vorteile aus den Kürzungsaktivitäten auf insgesamt 9,5 Millionen US-Dollar beliefen, was die den Verkauf der geschürften Bitcoins deutlich überwiegt.“

Jason Les

Hut 8 baut Hodl-Strategie weiter aus

Das Unternehmen Hut 8 hält auch weiterhin an seiner Hodl-Strategie fest. Währende andere Mining-Unternehmen wie Argo Blockchain und Core Scientific einen Teil ihrer Bitcoin zur Deckung der laufenden Geschäftskosten verkaufen mussten, hält Hut 8 alle neu geschürften Bitcoins auf der Unternehmensbilanz.

Im Juli erhöhte das Unternehmen seine Bitcoin-Bestände um 330 Bitcoins. Insgesamt befinden sich 7.736 Bitcoins in Verwahrung, die derzeit einen Gegenwert von rund 177 Millionen US-Dollar besitzen. Bis Ende letzten Monats wies Hut 8 eine installierte Hashrate von 2,9 Exahashes pro Sekunde (EH/s) auf. CEO von Hut 8, Jaime Leverton, erklärte:

„Wir haben solide Ergebnisse geliefert und unsere Bestände auf 7.736 Bitcoins vergrößert. Dies wurde uns ermöglicht aufgrund der effizienten Mining- und Kostenstruktur des Unternehmens.“

Jaime Leverton

Aber es gab auch Probleme bei Hut 8. Am 18. Juli unterbrach ein starkes Gewitter die Stromzufuhr eines Mining-Standortes von Hut 8 für mehrere Tage. Erst am 23. Juli konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden, weshalb zu erwarten ist, dass ohne den Stromausfall die Ergebnisse des Unternehmens noch besser ausgefallen wären.

Argo Blockchain verringert Schuldenlast

Argo Blockchain musste dagegen wie auch schon in den vergangenen Monaten seine Bitcoin-Bestände reduzieren. Im Juli verkaufte das Unternehmen 887 Bitcoins. Der Erlös aus dem Verkauf wurde für die Rückzahlung der Schulden bei der Krypto-Investmentfirma Galaxy Digital benutzt.

Argo Blockchain nahm bei Galaxy Digital im März dieses Jahres einen Kredit in Höhe von 58,6 Millionen US-Dollar für den Bau einer zusätzlichen Mining-Einrichtung in Texas auf. Dieser Kredit war mit Bitcoin als Sicherheit hinterlegt. Der Rückgang des Bitcoinpreises führte dazu, dass das Unternehmen entweder seine Sicherheit erhöhen oder einen Teil seiner Schulden zurückzahlen musste.

Mit dem Verkauf der Bitcoin-Bestände verringerte das Unternehmen seine Schuldenlast gegenüber Galaxy Digital auf 6,72 Millionen US-Dollar. Obwohl Argo Blockchain in den letzten Monaten die neu geschürften Bitcoins verkaufte, hält das Unternehmen immer noch 1295 Bitcoins auf der Unternehmensbilanz.

„Wir versuchten über die letzten Monate hinweg unsere Schulden abzubauen. Das war eine strategische Entscheidung des Unternehmens, um sicherzustellen, dass dies kein zukünftiges Risiko darstellt, wenn der Bitcoin noch tiefer fallen sollte.“

CEO Peter Wall

Core Scientific erholt sich

Das Mining-Unternehmen Core Scientific war in den letzten Monaten am stärksten von der Kapitulation des Mining-Sektors betroffen. Im Juni musste das Unternehmen 80% seiner Bitcoin-Bestände verkaufen. Im darauffolgenden Juli konnte sich Core Scientific erholen. Das Unternehmen schürfte im vergangenen Monat 1221 Bitcoins und damit 10% mehr als noch im Juni.

Auch die Kostenstruktur von Core Scientific normalisierte sich. Das Unternehmen verkaufte zwar 1975 Bitcoins im Juli, allerdings nicht nur zur Deckung der Betriebskosten. Laut einer Erklärung vom Freitag hat Core Scientific die Mittel aus dem Verkauf verwendet, um die Mining-Kapazitäten an seinen Standorten zu erweitern und für die Bezahlung von 100.000 ASIC-Geräten bei Bitmain, welche im letzten Jahr bestellt wurden.

„Core Scientific wird weiterhin die geschürften Bitcoins verkaufen, um die Betriebskosten zu decken, das Wachstum zu finanzieren, Schulden zu tilgen und die Liquidität des Unternehmens aufrechtzuerhalten.“

Core Scientific

Die wirtschaftliche Lage der Miner normalisierte sich im Juli. Es kann aber beobachtet werden, dass die Mining-Unternehmen in dem anhaltenden Bärenmarkt eine unterschiedliche Strategie verfolgen. Während Core Scientific versucht durch den Verkauf seiner Bitcoin eine wachstumsorientierte Strategie zu verfolgen, versucht Hut 8 die geschürften Bitcoins zu halten und agiert damit konservativer. Über den Bärenmarkt hinweg wird man beobachten können, welche Strategie sich als die richtige erweisen wird.