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Miner kapitulieren – Zeichen für eine Bitcoin Bodenbildung?

Am von
Miner Kapitulation

Mit dem starken Bitcoin Abverkauf der letzten Tage begannen auch die Miner ihre Bitcoin Bestände zu verkaufen. Wie On-Chain Daten zeigen, versendeten vorgestern die Miner ein Allzeithoch von 88.000 Bitcoins an die Handelsbörsen. Diese Miner Kapitulation könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Bitcoin nach dem Abverkauf der letzten Wochen mit einer Bodenbildung begonnen hat.

Die Bitcoin Flows der Miner zu den Handelsbörsen befinden sich auf einem Allzeithoch. Quelle: Twitter Kyle Waters

Wieso verkaufen die Miner ihre Bitcoins?

Kritiker von Bitcoin behaupten gerne, dass die Miner mit ihrer Rechenleistung das Bitcoin-Netzwerk kontrollieren. Diese Annahme ist aber falsch. Viel mehr dienen die Miner als Dienstleister für die Sicherheit des Bitcoin-Netzwerkes. Für ihre verrichtete Arbeit erhalten die Miner eine Gegenleistung in Form neuer Bitcoins. Mit diesen versuchen die Miner ihre Betriebskosten zu decken.

Die einfachste Möglichkeit zur Deckung der Betriebskosten ist ein Verkauf der neu geschürften Bitcoins. In der Vergangenheit taten dies die Miner auch, vorwiegend in den tiefsten Phasen des Bärenmarktes wie im Jahr 2016. In den letzten Zyklen der Bitcoin Bullen- und Bärenmärkten hat sich dieser Mechanismus geändert. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, weist der Bitcoin eine überdurchschnittlich hohe Performance auf. Für die Miner ist der Verkauf der Bitcoins deshalb mit hohen Opportunitätskosten verbunden. Bitcoin zu schürfen und gleichzeitig die Bitcoin zu halten, war historisch betrachtet die beste Geschäftsstrategie für die Miner.

Eine Möglichkeit diese Strategie umzusetzen, ist es sich an den Kapitalmärkten Geld zu leihen. US-amerikanische Mining Unternehmen wie Marathon Digital Holdings gaben bereits Wandelanleihen aus, um so ihre Geschäftskosten decken und gleichzeitig die geschürften Bitcoins behalten zu können. Die Schulden sollen im Idealfall mit der Wertsteigerung der Bitcoins abbezahlt werden.

Diese Strategie kann aber nur funktionieren, wenn der Bitcoin Preis auch weiterhin steigt. Seit seinem Allzeithoch von 69.000 US-Dollar im Herbst letzten Jahres fiel der Bitcoin um 73%. Damit sind auch die Miner wieder gezwungen, ihre Bitcoin Bestände auf dem Markt zu verkaufen.

Welche Miner verkaufen?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn schließlich ist ein Großteil der Miner nicht zur Veröffentlichung solcher Daten verpflichtet. Eine Möglichkeit ist es, die Transaktionen der Wallets der Miner an die Handelsbörsen zu verfolgen, wie die obige Grafik zeigt. Eine andere Möglichkeit ist die Untersuchung von öffentlich gelisteten Miningunternehmen.

Denn diese müssen ihre Bitcoin Bestandsveränderung bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde (SEC) veröffentlichen. In einem zusammenfassenden Bericht bestätigte Compass Mining, dass öffentliche amerikanische Miningunternehmen einen Teil ihrer Bitcoin Bestände verkauft haben. Riot Blockchain stieß 250 Bitcoins und Core Scientific gar 2697 Bitcoins ab.

Die öffentlich gelisteten Unternehmen sind die Miningunternehmen mit dem besten Kapitalzugang. Diese können den Verkauf sehr lange hinauszögern. Es kann daher damit gerechnet werden, dass Miner mit einem schlechteren Kapitalzugang bereits einen Großteil ihre Bitcoin Bestände verkaufen mussten. Die aktuelle Kapitulation der Miner dürfte damit den ganzen Mining-Markt betreffen.

Ein Zeichen der Bodenbildung?

In den letzten Bärenmärkten war der Verkauf der Bitcoin Bestände durch die Miner ein Zeichen der Bodenbildung. Der Mitgründer des On-Chain Analyse Unternehmens Coinmetrics, Nic Carter, bestätigte in einer Podcast-Folge mit dem Unternehmer Anthony Pompliano, dass die Kapitulation der Miner nun einsetzen könnte.

Dies hätte unmittelbare Folgen auf das Bitcoin-Netzwerk. Zunächst würden die Miner auch weiterhin ihre akkumulierten Bitcoins verkaufen und damit einen zusätzlichen Verkaufsdruck auf den Preis auslösen. Zusätzlich dürfte die Hashrate des Netzwerkes fallen, denn Miner, die ihre Bitcoins verkauft haben und trotzdem die Geschäftskosten nicht mehr decken können, müssen ihr Geschäft einstellen. In den letzten Tagen fiel die Hashrate bereits um 11% und liegt aktuell bei 205 Exahashes pro Sekunde.

Eine Kapitulation der Miner führt dazu, dass nur die Miner auf dem Markt bleiben, die am effizientesten arbeiten. Miner, die ihre Kosten nicht mehr decken können, müssen zuerst ihre Bitcoins verkaufen und werden anschließend vom Markt aussortiert. Sobald die unprofitablen Miner ihre Bitcoins verkauft haben, sinkt auch der Verkaufsdruck und die Bitcoin Bodenbildung kann beginnen.

Die Miner Kapitulation war in den letzten Zyklen ein guter Indikator für die Bodenbildung des Bitcoin-Preises. Dennoch muss es nicht bedeuten, dass sich dieser Mechanismus wiederholt. Die letzten Wochen haben die Unvorhersehbarkeit des Bitcoins noch einmal bestätigt. Man kann gespannt sein, welche Miner die derzeitige Marktlage überstehen und wie sich der Mining-Sektor strukturell mit dem derzeitigen Bärenmarkt verändern wird.