Der Bitcoin Bärenmarkt sorgt dafür, dass die Miner immer stärker unter Druck geraten. Blocktrainer.de berichtete bereits in den vergangenen über die mögliche Kapitulation der Miner. Der Preisrückgang führt dazu, dass immer mehr Mining-Unternehmen beginnen ihre Bitcoins zu verkaufen, um laufende Geschäftskosten zu decken.

Hintergrund

Die Gewinnmarge der Miner ist abhängig von ihren Betriebskosten, dem Bitcoin Preis und der Konkurrenz. Die Gewinnmarge kann am besten anhand des Gewinns pro Terahash ermittelt werden. Dieser Wert sagt aus, wie viel Gewinn die Miner mit ihrem für Rechenleistung eingesetzten Kapital durchschnittlich erwirtschaften können. Mit dem Rückgang des Preises fiel auch der Gewinn pro Terahash. Aktuell verdienen die Miner pro Terahash weniger als 10 Cent. Zum Vergleich: Als China das Mining-Verbot durchsetzte und die Hashrate um 50% einbrach, lag die Gewinnmarge der Miner bei 20 Cent pro Terahash also doppelt so hoch.

Während die Miner in den ersten Jahren von Bitcoin ihre geschürften BTC zur Deckung ihrer Geschäftskosten wieder verkauften, entwickelten sich viele größere Mining-Unternehmen in den letzten Jahren zu "Hodlern". Sie versuchen vermehrt, mit der Aufnahme von Fremdkapital ihre Geschäftskosten zu decken, damit sie ihre geschürften Bitcoins nicht verkaufen müssen.

Dieses schuldenbasierte Spiel funktioniert aber nur in einem Bullenmarkt mit steigenden Kursen. In einem Bärenmarkt müssen die Miner neben ihren Geschäftsausgaben zusätzlich ihre Kredite bedienen. Dies hat zur Folge, dass die Unternehmen neues Kapital benötigen und damit gezwungen sind, ihre neu geschürften Bitcoins wieder zu verkaufen. Reichen diese nicht aus, müssen auch die Bitcoin-Reserven veräußert werden.

Können die Miner trotz des Verkaufs ihre Kosten nicht decken, müssen die Unternehmen ihren Mining-Betrieb einstellen. Die Hashrate von Bitcoin liegt derzeit konstant bei etwa 200 Terahashes pro Sekunde, weshalb anzunehmen ist, dass dieser Punkt noch nicht erreicht ist.

Welche Mining-Unternehmen mussten bereits verkaufen?

Anhand der Daten und Veröffentlichungen der börsennotierten Miner-Unternehmen kann festgestellt werden, dass immer mehr von Ihnen ihre Bitcoins verkaufen müssen. Das Unternehmen Bitfarm musste beispielsweise 3349 BTC zur Deckung der Geschäftsausgaben verkaufen und reduzierte damit seinen eigenen Bestand um 50%.

Noch schlimmer traf es das Unternehmen Core Scientific. Im Mai verkaufte das Unternehmen 2697 BTC. In einer Pressemitteilung gab Core Scientific bekannt, im Juni anschließend sogar fast 80% seiner Bitcoin-Bestände verkauft zu haben:

„Im Juni verkaufte das Unternehmen 7202 Bitcoins zu einem Durchschnittspreis zu 23.000 US-Dollar pro Bitcoin für einen Gesamterlös von etwa 167 Millionen US-Dollar. Am 30. Juni 2022 hielt das Unternehmen 1.959 Bitcoins und etwa 132 Millionen US-Dollar auf seiner Bilanz.“

Core Scientific

Laut der Pressemitteilung wurde der Erlös aus den Verkäufen hauptsächlich für Zahlungen von neuen ASIC-Geräten, Investitionen in Rechenzentrumskapazitäten und auch für die Rückzahlung planmäßiger Schulden verwendet.

Das weltweit größte börsennotierte Mining-Unternehmen Riot Blockchain (Marktkapitalisierung: 613 Millionen US-Dollar) verkaufte im Mai 250 BTC. Riot Blockchain stieß aber auch bereits im April und März jeweils 250 und 200 BTC ab, weshalb der Verkauf nicht nur auf den Preisrückgang der letzten Wochen zurückgeführt werden kann. Aktuell hält Riot Blockhain 6535 Bitcoins auf der Bilanz.

Hut 8 weitet Bitcoin Bestände aus

Positive Nachrichten gibt es dagegen von Hut 8. Anders als die meisten Mining-Unternehmen konnte Hut 8 seine Bitcoin Bestände ausbauen. Hut 8 schürfte im Juni 328 Bitcoins, welche das Unternehmen auf der Bilanz hält. Das Unternehmen hält damit weiterhin an seiner HODL-Strategie fest. Insgesamt befinden sich auf der Unternehmensbilanz von Hut 8 7406 Bitcoins.

Zusätzlich weitet das Unternehmen seine Mining-Operation aus. Im Juni eröffnete Hut 8 seine neue Mining-Einrichtung in North Bay. Die Produktion stieg bis Ende des Monats auf etwa 5800 Miner an, welcher mit einer Leistung von 20 Megawatt arbeiten.

CEO von Marathon Digital Holding gibt Markteinblicke

In einem Interview mit dem Bitcoin Magazine gab der CEO von Marathon Digital Holding, Fred Thiel, Einblicke in die aktuelle Marktlage der Miningindustrie. Marathon Digital Holding ist mit einer Marktkapitalisierung von 600 Millionen US-Dollar nach Riot Blockchain das zweitgrößte börsennotierte Mining-Unternehmen. Anders als Riot Blockchain verkaufte Marathon in den letzten Monaten aber keine Bitcoins. Aktuell hält das Unternehmen 4000 BTC.

Laut Thiel konnte Marathon mit der Auslagerung der Mining-Operationen die Geschäftskosten senken, weshalb das Unternehmen noch nicht gezwungen ist, seine Bitcoins zu verkaufen:

„Marathon muss sich nicht um Grundstückverträge, Gebäudekosten, Kautionszahlungen an den Energieversorger und so weiter kümmern. Wir schließen stattdessen einen Vertrag mit einem Hosting-Provider zu einem Festpreis ab. Unser Modell bedeutet also, dass wir in Zeiten wie diesen buchstäblich nur auf unseren Minern sitzen und, wenn es sein muss, zu sehr niedrigen Kosten arbeiten können“

Fred Thiel

Während diese schlanke Unternehmensstruktur dem Unternehmen hilft, seine Kosten in der aktuellen Marktlage niedrig zu halten, könnte das Unternehmen nach Thiel aber bald mit dem Verkauf seiner Bitcoin-Bestände beginnen. Laut Thiel gibt es dafür verschiedene Strategien. Zuerst sollen die direkt geschürften Bitcoin verkauft werden. Ob auch die Bitcoin-Reserven auf der Bilanz veräußert werden, hängt von der Entwicklung der Marktlage ab:

„Es kann Situationen geben, in der wir die geschürften Bitcoins verkaufen würden, um die Betriebskosten zu decken und es könnte einen Punkt geben, an dem wir einen Teil unserer Reserven verkaufen, um Investitionsausgaben zu decken.“

Fred Thiel

Thiel führte nicht genauer aus, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit das Unternehmen mit dem Verkauf seiner Bestände beginnt. Der CEO rechnet aber damit, dass der Bitcoin-Bärenmarkt aufgrund makroökonomischer Unsicherheiten und Rezessionsängsten noch etwas anhalten wird.

Ausblick

Sollte der Bitcoin-Bärenmarkt in den nächsten Wochen und Monaten anhalten, könnte es interessant sein zu beobachten, welche Geschäftsentscheidungen die Mining-Unternehmen treffen. Die hohe Hashrate lässt darauf schließen, dass die Kapitulation der Miner noch nicht eingesetzt hat. Eine Kapitulation der Miningindustrie werden nur die Miner überleben, die die niedrigsten Kapitalkosten sowie genügend Reserven für einen langen Krypto-Winter besitzen. Der freie Markt der Miningindustrie wird dazu führen, dass die ineffizientesten Markteilnehmer aussortiert werden. Im nächsten Bullenmarkt werden die Mining-Unternehmen an der Spitze des Marktes stehen, die im Bärenmarkt am besten gewirtschaftet haben. Das Scheitern einzelner Mining-Unternehmen sorgt für die langfristige Stärke der Miningindustrie.