Wie aus einem Bericht der South China Morning Post hervorgeht, hat die chinesische Nachrichtenagentur Economic Daily seine Leser vor Bitcoin gewarnt. Laut Economic Daily könnte der Wert von Bitcoin auf null fallen, wenn Staaten anfangen, die größte Digitalwährung zu verbieten.

China warnt vor Bitcoin

Der Bericht kombiniert chinesische Propaganda gegen den Westen mit Bitcoin Kritik. So behauptet das Economic Daily, dass der Westen schuld an der Schaffung eines „stark gehebelten Marktes“ wie Bitcoin sei, der „voller Manipulationen und Pseudo-Technologiekonzepte“ sei, was zu der hohen Volatilität des Bitcoinpreises führen würde.

Zusätzlich bezeichnete der Bericht den Bitcoin als „eine digitale Software, dessen Erträge hauptsächlich aus dem Kauf zu niedrigen Kursen und dem Verkauf zu hohen Kursen stammt.“ Auch geht die staatliche Nachrichtenagentur davon aus, dass der Bitcoin zu seinem ursprünglichen Wert zurückkehren wird:

„Wenn das Vertrauen der Anleger in Zukunft zusammenbricht oder souveräne Länder Bitcoin für illegal erklären, wird es zu seinem ursprünglichen Wert zurückkehren, der völlig wertlos ist.“

Economic Daily

Die Entwicklung von Bitcoin in China

Obwohl durch die Anonymität von Satoshi Nakamoto nicht nachvollzogen werden kann, ob der Bitcoin wirklich eine westliche Erfindung war, dürfte für die Bitcoin Community die kritische Haltung Chinas nicht überraschend sein. Die Digitalwährung und China haben eine lange Vergangenheit. Das erste Mal ging die chinesische Zentralbank im Jahr 2013 gegen Bitcoin vor und erließ ein Bitcoin Transaktionsverbot für inländische Banken.

Dennoch entwickelte sich China zu einem wichtigen Bitcoin Standort. Vor allem der Mining-Sektor war in China stark ausgeprägt. Zwischenzeitlich war über 50% der Hashrate des Bitcoin-Netzwerkes in China lokalisiert, denn vor allem die niedrigen Stromkosten zogen die Bitcoin-Miner in das Reich der Mitte. Die chinesische Regierung beobachtete diese Tendenz und beschloss dann im Mai letztes Jahres ein umfangreiches Mining Verbot. Innerhalb von weniger Tagen brach die Hashrate des Bitcoin-Netzwerkes um mehr als 50% ein.

Ein Großteil der Miner verlagerten ihren Geschäftsstandort in regulatorisch freundlichen Regionen wie den USA. Bis vor Kurzem wurde noch angenommen, dass die Miner wirklich aus China abgewandert sind. Die letzten Daten des Mining-Berichts von der Cambridge University widerlegten dies aber. Mit einer Netzwerkleistung von 20% ist China nach den USA der zweitgrößte Mining-Standort. Der Anteil könnte sogar noch größer sein, da ein Großteil der chinesischen Miner mit VPN-Diensten und netzunabhängigen Strom arbeiten.

Das Beispiel China zeigt, wie schwer eine konsequente Durchsetzung eines Bitcoin-Verbots ist. China hat eines der weltweit fortschrittlichsten Überwachungssysteme und schafft es dennoch nicht ein Mining Verbot durchzusetzen.

China ist nach den USA noch immer der zweitgrößte Mining Standort. Quelle: University of Cambridge

Zentralbankwährung statt Bitcoin

Ein wesentlicher Bestandteil der geldpolitischen Zukunft Chinas ist die Entwicklung einer eigenen Zentralbankwährung (CBDC). Während der Westen noch mit der Entwicklung seiner CBDCs beschäftigt ist, ist der digitale Yuan (e-CNY) bereits Realität. Ein Fünftel der chinesischen Bevölkerung benutzt schon den digitalen Yuan.

Der gesamte chinesische Staat ist Top-down zentralistisch ausgelegt. Die Vorstellung einer funktionierenden Gesellschaft unterscheidet sich grundlegend von der westlichen. Während im Westen der Schutz des Individuums Vorrang hat, steht in China das Kollektiv über dem Einzelnen. Das Erreichen von gesellschaftliche Zielen, wie dem chinesischen Traum, haben in China obersten Stellenwert.

Betrachtet man diesen Punkt, ist es keine Überraschung, dass China eine Zentralbankwährung gegenüber Bitcoin bevorzugt. Bitcoin ist ein dezentrales Netzwerk, das jeden Teilnehmer gleichberechtigt. Die Nodes sind die kleinsten Einheiten des Netzwerkes und setzen die Netzwerkregeln durch. Im Gegensatz zu China besitzt der Bitcoin damit eine Bottom-up Struktur.

Das System Bitcoin zeigt den deutlichen Unterschied der Wertevorstellungen zwischen China und dem Westen. Wenn sich der Westen an seine ursprünglichen Prinzipien orientieren würde, müsste er die Adoption von Bitcoin begrüßen. Leider ist das nicht der Fall, wie erst vor ein paar Monaten bei der EU-Abstimmung für das Aus von Unhosted Wallets beobachtet werden konnte. Ganz im Gegenteil. Mit der Entwicklung von CBDCs nähert man sich eher dem chinesischen Modell an.

Abschließend sei noch einmal auf die Art der Kritik der chinesischen Nachrichtenagentur hingewiesen. Abgesehen von der Propaganda gegen den Westen, könnte diese Art der Kritik auch von einigen westlichen Bitcoin Kritikern stammen. Weshalb eine totalitäre Regierung ähnliche Kritikpunkte an Bitcoin äußert, wie mancher westlicher Bitcoin Kritiker, muss jeder für sich selbst schlussfolgern.