In einem Beitrag vom User WhaleChart auf der Plattform X wurde verkündet, dass PayPal angeblich Zinsen auf Einzahlungen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen anbietet. Da ein solches Vorgehen in der Vergangenheit für einige Firmen nicht gut ausging (Stichwort: Celsius und Co.), haben wir uns dies einmal genauer angesehen.

JUST IN:

PayPal bietet Zinsvergütung für Bitcoin- und Krypto-Einzahlungen

WhaleChart auf X

Keine offizielle Stellungnahme

Eine offizielle Stellungnahme von PayPal, die den Beitrag von WhaleChart bestätigt, gibt es momentan noch nicht. Auf der PayPal-Website wird neben Cash-Back-Rewards eine Zinsvergütung lediglich beim sogenannten PayPal-Savings angeboten, bei dem man Fiatgeld vom Bankkonto oder von dem PayPal-Guthaben zum „Sparen“ bei PayPal einzahlen und dafür bis zu 4,3% Zinsen erhalten kann. Bitcoin oder andere Kryptowährungen werden dort nicht erwähnt.  

Ein konkretes Lending/Staking-ähnliches Konzept mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen kann man auf der Website des Unternehmens nicht finden. Bei derartigen Konzepten vertraut man den Lending-Plattformen seine Bitcoin an und verliert die Kontrolle über sein Vermögen (Not your keys, not your coins!) – Blocktrainer.de hatte mehrfach davor gewarnt. So hatte das zinsvergütete Lending/Staking in der Vergangenheit, insbesondere nach dem Zusammenbruch von FTX, zu enormen Vermögensverlusten geführt. Außerdem gab es in diesem Zusammenhang auch einige Auseinandersetzungen mit der US-Börsenaufsicht SEC aufgrund angeblicher Verstöße gegen die Wertpapiergesetze. Neben den Lending-Plattformen BlockFi und Celsius betraf das zum Beispiel auch die Krypto-Firma Paxos, die die Emission des Stablecoins von Binance, BUSD, einstellen musste.

Zinsen – ein neues Geschäftsmodell von PayPal?

Paxos ist auch für den Stablecoin von PayPal PYUSD verantwortlich, den PayPal erst vor wenigen Tagen vorgestellt hatte. In PayPals allgemeinen Geschäftsbedingungen zu Kryptowährungen wird darauf hingewiesen, dass Paxos mit den Währungsreserven, die PYUSD unterlegen, Zinsen generiert, die zwar mit PayPal, jedoch nicht mit den Kunden, geteilt werden.

Paxos kann solche Vermögenswerte in einer Weise halten, die Zinsen und andere Erträge generiert. In diesem Fall erklären Sie sich damit einverstanden, dass Paxos von den Vermögenswerten, die es zur Unterstützung von PYUSD hält, den Betrag solcher Zinsen und Erträge abziehen darf, die den Vermögenswerten, die Ihr PYUSD unterlegen, als Zahlung für die von Paxos erbrachten Verwahrungsdienstleistungen zuzuordnen sind, und Sie erklären sich damit einverstanden, dass Paxos diesen Betrag mit PayPal teilen darf. Sie haben keinen Anspruch auf Zinsen oder andere Erträge, die aus den Vermögenswerten, die Ihren PYUSD unterlegen, erwirtschaftet werden können.

Auszug aus den Krypto-AGBs von PayPal (Stand 07. August 2023)

Vor allem die kurzfristigen US-Staatsanleihen machen einen Großteil der PYUSD-Deckung aus und bieten derzeit eine Rendite von rund fünf Prozent. Die Geldeinzahlungen, die auf der Plattform hinterlegt werden, oder besser gesagt die Zinserträge aus bestimmten Vermögenswerten, die den Kundenguthaben zugrunde liegen, stellen somit eine lukrative Einnahmequelle für PayPal dar. Berichten zufolge plant das Unternehmen PYUSD auch „außerhalb des PayPal-Ökosystems verfügbar zu machen“, zum Beispiel für den Kryptohandel auf anderen Finanzplattformen. Dadurch könnte der neue Stablecoin von den Kunden länger gehalten und größere Geldbeträge getauscht werden. Auch der Umtausch von eingezahlten Kryptowährungen in PYUSD oder die wachsende Akzeptanz gegenüber dem Stablecoin bei herkömmlichen Zahlungen (Miete, Einkäufe, usw.) könnte in diesem Zusammenhang bedeutend für PayPal sein und letztlich mehr Zinsen abwerfen.

Kurz gesagt: Theoretisch (!) könnte PayPal die eingezahlten BTC umwandeln und in Staatsanleihen investieren, die 5% Rendite abwerfen. Einen Teil dieser Rendite könnte das Unternehmen wiederum an seine Kunden weitergeben. Aus diesem Grund ist es durchaus vorstellbar, dass PayPal auch für die Einzahlungen von Bitcoin und Co. Zinsen anbieten könnte. Allerdings mit einem Risiko , das entsprechend auch klar und deutlich kommuniziert werden müsste.

Praktisch gibt es bisher allerdings keinerlei Hinweise darauf und die Aussage von WhaleChart ist bestenfalls als "Spekulation" zu betrachten.

Fazit

Obwohl die Zinsen eine lukrative Einnahmequelle für PayPal darstellen, heißt das nicht automatisch, dass sich das Unternehmen in eine Lending-Plattform verwandeln wird. Ob sich derartige Spekulationen wie der Beitrag von WhaleChart bewahrheiten werden, bleibt abzuwarten. Aufgrund der aktuellen Sachlage sollte dem Tweet jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden.