Viele Mining-Unternehmen, die bis vor kurzem noch in der Volksrepublik China beheimatet waren, sind derzeit auf der Suche nach neuen Standorten für ihr Business. Der Grund dafür ist, dass der chinesische Staat alle Mining-Aktivitäten offiziell verboten hat und hart gegen die Mining-Industrie vorgeht.
Einem Bericht der paraguayischen Tageszeitung ambitó zufolge planen derzeit acht chinesische Mining-Firmen einen Umzug in das südamerikanische Land. Insgesamt soll es dabei um etwas mehr als 500.000 ASIC-Geräte gehen.
Neues Bitcoin-Gesetz
Ein Grund Paraguay als Mining-Standort in Erwägung zu ziehen ist zum einen ein kürzlich vorgestelltes Gesetz, das eine umfassende Regulation von Bitcoin und dem Mining im Speziellen vorsieht. Dies hätte zur Folge, dass sich Mining-Unternehmen in Paraguay zwar an gewisse Regeln halten müssen und eine Lizenz für ihr Business benötigen, andererseits bedeutet es auch, dass die Miner eine gewisse Planungssicherheit haben und nicht wieder befürchten müssen quasi über Nacht aus dem Land geworfen zu werden.
Laut neuem Bitcoin-Gesetz würde Bitcoin offiziell den Status als "digitales Eigentum" erhalten und das Mining von Kryptowährungen die explizite Anerkennung als "innovativer und stromintensiver Industriezweig".
Dass sich die Verantwortlichen bei dem neuen Gesetz durchaus viele Gedanken gemacht haben, zeigt unter anderem ein Passus, der in gewisser Weise eine Form von Verbraucherschutz für Bitcoin-Besitzer garantieren soll. Der Artikel 11 des Gesetzes untersagt es nämlich Unternehmen, welche die privaten Schlüssel für ihre Kunden halten (z.B. Exchanges oder Custody-Services), die Bitcoins ohne deren Zustimmung anderweitig zu verwenden oder eine Art Teilreservesystem zu betreiben.
Juanjo Benítez Rickmann, CEO des Mining-Unternehmens Digital Assets und einer der Berater für das lokale Gesetz zur Regulierung von Kryptowährungen berichtete:
"Der Gesetzentwurf ist für große Miningfarmen gedacht, die nach Paraguay kommen sollen. In China wurden 6.000 MW abgeschaltet was sich genau mit dem deckt, was in Paraguay übrig ist. Das Land hat einen Energieüberschuss von 5.500 MW. Das ist sehr attraktiv für die Miner".
Juanjo Benitez Rickmann
Ideale Bedingungen für das Mining
Paraguay ist eines der Länder die das höchste pro-Kopf-Erzeugnis an erneuerbaren Energien in der ganzen Welt vorweisen können. Dies ist vor allen Dingen dem Vorhandensein großer Mengen an Wasserkraft zu verdanken, die zu beinahe 100% als Quelle für die Stromproduktion dienen.
Dies hat außerdem zur Folge, dass Paraguay noch vor Chile und Argentinien das südamerikanische Land mit den niedrigsten Stromkosten ist und auch weltweit zu den Ländern mit den geringsten Kosten pro Kilowattstunde gehört. Trotz des Reichtums an Ressourcen hat das paraguayische Stromnetz jedoch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, da es an Investitionen in die Übertragungs- und Verteilungsnetze mangelt. Paraguay ist leider auch eines der Länder, deren Stromnetz die höchsten Verteilungsverluste aufweist. An dieser Stelle ist natürlich das Bitcoin-Mining ein extrem gutes Mittel, um die Wasserkraft nahezu verlustfrei zu monetarisieren, da der Strom nicht über große Strecken umverteilt werden muss, sondern direkt vor Ort abgegriffen werden kann.
Die von der Miningindustrie zu zahlenden Steuern könnten wiederum genutzt werden, um die Infrastruktur des Stromnetzes an den wichtigen Stellen zu modernisieren bzw. auszubauen.
Alles in allem Herrschen in Paraguay wirklich ideale Bedingungen sowohl für die Miningunternehmen (günstiger Strom), das Land (Regulation, Förderung des Stromnetzes durch eine neue Industrie) aber auch für das Bitcoin-Netzwerk selbst. Denn durch das Mining mit erneuerbaren Energien, kann das Bitcoin-Netzwerk bzw. der Mining-Prozess das Image als "Klima-Killer" weiter aufpolieren.
Wann gehen die Miner ans Netz?
Wie Juanjo Benítez Rickmann der Zeitung ambitó sagte, sind bereits 90.000 ASIC Geräte in Paraguay angekommen. Diese sollen in den kommenden Monaten installiert und ans Netz genommen werden. Bis eine endgültige Entscheidung getroffen wurde und die 500.000 Geräte alle zugeschaltet wurden, kann es hingegen bis zu drei Jahre dauern. Der Auf und Ausbau der Miningfarmen wird sukzessive stattfinden.
Der CEO von Digital Assets sagte außerdem, dass nicht nur von chinesischen Unternehmen Interesse besteht, die Mining-Aktivitäten nach Paraguay zu verlagern. Auch Firmen aus anderen Ländern wie z.B. Taiwan bekundeten bereits starkes Interesse. Darüber hinaus interessieren sich wohl auch Betriebe aus dem traditionellen Bergbausektor für das digitale Mining. Einige Unternehmen gaben laut Benítez Rickmann an, aufgrund der regulatorisch günstigen Begebenheiten daran interessiert zu sein, in das Bitcoin-Mining zu investieren.
Sollte es tatsächlich so kommen und Paraguay dank seiner Wasserkraft ein beliebter Standort für Mining-Unternehmen werden, so brächte dies durchaus viele positive Aspekte mit sich. Für das Land, seine Bevölkerung, die Umwelt und natürlich das Bitcoin-Netzwerk.