Mit dem heute erschienenen Motterascio Update erhält die beliebte Hardware-Wallet BitBox02 neben kleineren Verbesserungen eine spannende neue Funktionalität: Miniscript. Damit zieht das Schweizer Unternehmen dem Marktführer Ledger nach, der die neue Programmiersprache für Bitcoin-Wallets bereits im Frühjahr 2023 implementiert hatte. Mit Miniscript eröffnen sich zukünftig viele neue und vor allem komplexere Möglichkeiten zur Verwahrung der eigenen Bitcoin, die dank eines einheitlichen Standards nun deutlich zuverlässiger und einfacher in der Praxis umgesetzt werden können.

Hat jemand Miniscript gesagt?

@_benma_ auf X

Das Problem mit Bitcoin-Script

In jeder Bitcoin-Transaktion kommt die sogenannte Bitcoin-Script Sprache zum Einsatz. Eine eigene kleine Programmiersprache, mit der die Bedingungen, die zur Ausgabe der jeweiligen Bitcoin erfüllt sein müssen, eindeutig festgelegt werden. Diese Bedingungen sind in den allermeisten Fällen relativ simpel gestrickt, wie beispielsweise die Notwendigkeit eine einfache digitale Signatur vorzulegen, können aber auch deutlich komplexer werden. Manchmal möchte man den Besitz von Bitcoin auf gleich mehrere Schlüssel verteilen (Multi-Sig) oder sogar eine zeitliche Begrenzung (Timelocks) einführen. All das und vieles mehr ist mit Bitcoin-Script möglich, kommt allerdings auch stets mit einer nicht vernachlässigbaren Zunahme an Komplexität daher – zumindest bisher.

Bitcoin-Script ist eine ziemlich undankbare Sprache. Komplexere Programme sind nicht nur schwer leserlich, sondern können auch in ihrem Aufbau selbst schnell verwirrend werden. Kurzum: Man muss sehr genau wissen, was man tut, sobald man sich von den einheitlich standardisierten Programmschnipseln entfernen und sein eigenes Wallet-Süppchen kochen möchte. Doch selbst wenn dies einem Entwickler mit Erfolg gelingt, hat man einen komplett neuen Wallet-Standard geschaffen, für den es weit und breit keine Unterstützung gibt. Und genau hier kommt Miniscript ins Spiel!

Der Dolmetscher

Bei Miniscript handelt es sich eigentlich nicht um eine komplett neue Programmiersprache, sondern vielmehr um eine Art Dolmetscher, der von einem für den Menschen nachvollziehbaren Prinzip in ein komplexeres und "rohes" Bitcoin-Script übersetzt. Diese standardisierte Umwandlung in die kompliziertere der beiden Sprache ermöglicht damit zum einen deutlich mehr Anwendungsmöglichkeiten. Theoretisch kann sich der Nutzer der Wallet ganz alleine in einem hübschen Menü die gewünschten Regeln zur Verwahrung zusammen klicken. Im Hintergrund wird dann das zusammengestellte Miniscript in die Bitcoin-Script Sprache übersetzt, ganz ohne zusätzlichen Aufwand.

Zum anderen kann man sich durch die Verwendung von Miniscript relativ sicher sein, dass die gewünschte Funktionalität auch korrekt und fehlerfrei umgesetzt wird. Auch die Kompatibilität unter verschiedenen Hard- und Software-Wallets profitiert: Wer Miniscript versteht, versteht auch die daraus resultierenden komplexeren Scripte, die im Bitcoin-Netzwerk landen.

Dieses Grundprinzip ist auch in der restlichen Welt der Programmiersprachen weit verbreitet. Kein durchschnittlicher Software-Entwickler schlägt sich heutzutage mit komplexem Maschinencode auf Prozessorebene herum, sondern programmiert in sogenannten "High-Level-Programmiersprachen" wie C++, Python oder JavaScript. Auch Miniscript könnte man als eine solche High-Level-Programmiersprache einordnen, die den Entwicklern und damit schlussendlich auch den Nutzern künftig viel Arbeit und Stress ersparen wird.

Tipp: Mehr zum Thema Miniscript nachzulesen im Blog von BitBox

Und jetzt?

Das hört sich zwar alles schön und gut an, doch was bedeutet das für den durchschnittlichen Nutzer einer BitBox02? Zunächst nicht viel, da gängige Wallet-Software wie die hauseigene BitBoxApp noch keine Funktionen mit Miniscript anbietet. Für die meisten reicht natürlich auch in Zukunft der einfache Anwendungsfall, die eigenen Bitcoin mit einem Schlüssel abzusichern, ohne zusätzliche Bedingungen einzuführen.

Es gibt aber durchaus bereits erste Ansätze für Endnutzer, die sich stark auf Miniscript und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten fokussieren, darunter am prominentesten die Liana Wallet. Vor allem der Aspekt der Vererbung und damit einhergehenden komplexeren zeitlichen Beschränkungen spielt hier eine große Rolle, und dank Miniscript können Nutzer künftig sehr spezifische Einstellungen vornehmen und ihre Bitcoin ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen verwalten.

Mit der Integration von Miniscript in der neuen Firmware-Version 9.15.0 der BitBox02 steht also bereits heute einer Unterstützung mit fortgeschritteneren Wallets wie Liana nichts mehr im Wege und man ist auch für die Zukunft der Bitcoin-Verwahrung gewappnet.