Die vergangenen Tage waren geprägt von den typischen zwei Gesichtern des Bitcoin. Auf rasantes Kurswachstum folgte ein rascher Abverkauf, nur um sich anschließend wieder auf einem etwas höheren Niveau einzupendeln. Einer der Gründe für den jüngsten Preissturz war ein Miner aus dem Jahr 2010, der just am Allzeithoch ca. 1000 BTC verkaufte. Diese Abwanderung von Coins aus den Händen von Langzeit-HODLERn in die von Neulingen im Markt, einschließlich der Bitcoin-ETFs, bringt einige Überlegungen mit sich, wie u.a. der bekannte Analyst Dylan LeClair bei 𝕏 erklärte.

Neue Marktdynamiken durch ETFs

Die Einführung von Bitcoin-ETFs hat eine neue Dynamik in den Markt gebracht. LeClair hebt in seiner Analyse hervor, dass eine signifikante Verteilung des Bitcoin-Angebots begonnen hat, und dass dieser Prozess charakteristisch für die aktuellen Marktzyklen sei.

Ein zentraler Faktor hierbei sind die Bitcoin-ETFs, insbesondere der $IBIT von BlackRock, der, gemessen an einer Vielzahl von Metriken, als einer der erfolgreichsten ETF-Launches in der Geschichte gilt. Allein die beiden Big Player BlackRock und Fidelity haben seit dem Start des ETFs über 284.000 BTC erworben, was mehr als 1% des gesamten, jemals existierenden Bitcoin-Angebots ausmacht. Inklusive der Abflüsse aus dem Grayscale Trust ($GBTC) haben die ETFs seit ihrem Start Anfang Januar etwa 160.000 „neue“ BTC aufgenommen, was die anfänglichen Erwartungen bei Weitem übertroffen hat.

Daten des Investment-Unternehmens Farside zufolge, hat der BlackRock-ETF am Dienstag, den 5. März, einen neuen Rekord aufgestellt.

Über den Tag hinweg flossen mehr als 788 Millionen US-Dollar in den börsengehandelten Fonds. Eine gigantische Summe, die sogar den bisherigen Rekordtag (28. Februar, ~612 Millionen US-Dollar) in den Schatten stellt.

Einschließlich der Zuflüsse zu den anderen Bitcoin-ETFs und der beträchtlichen Abflüsse aus dem Grayscale Trust (-332 Millionen US-Dollar), beliefen sich die Gesamtzuflüsse auf fast 650 Millionen US-Dollar.

Langzeit-HODLER vs. Neue Marktteilnehmer

Die Bewegung von Bitcoin aus den Wallets langjähriger Besitzer in die Hände neuer Marktteilnehmer ist ein Phänomen, das zwar grundsätzlich in jeder Marktphase auftritt, jedoch besonders in denen mit vergleichsweise hohen Preisen beobachtet werden kann. Historisch gesehen, beginnen Langzeit-HODLER ihre Bestände zu verkaufen, wenn sie glauben, dass der Markt einen Höhepunkt erreicht hat. Dies kann wiederum zu kurzfristigen Preisschwankungen führen, wie wir sie vor wenigen Tagen erlebt haben. Die Frage ist jedoch, ob die neuen Investoren, insbesondere institutionelle Akteure, genügend Kaufkraft haben, um einen langfristigen Preisanstieg zu unterstützen.

Da es sich bei den neuen Marktteilnehmern mittlerweile jedoch um finanzstarke institutionelle Investoren handelt, sieht LeClair keinen Grund zur Besorgnis. Er merkt in seiner Analyse an, dass neue Formen der Nachfrage, insbesondere durch die ETFs, das Angebot an verfügbaren Bitcoin auch weiterhin übersteigen können. Erst wenn das zunehmende Angebot die neue Nachfrage bei sehr hohen Preisen übersteigt, sehen wir wieder einen lokalen Höhepunkt, was wiederum zu einem Preissturz führt und den Zyklus von Akkumulation und Verteilung erneut startet.

Erwartungen übertroffen

LeClair sieht in der anhaltenden Allokation in ETFs und dem Interesse großer Finanzinstitutionen an Bitcoin allerdings einen wichtigen Katalysator für die zukünftige Marktentwicklung. Er ist der Meinung, dass diese Entwicklung noch in den Anfängen steckt und dass die erfolgreiche Einführung dieser Produkte zu einem weiteren Wachstum der Nachfrage führen könnte. Dies deutet demnach auf eine anhaltend positive Stimmung im Markt hin, trotz der potenziellen Risiken und der steigenden Volatilität, die mit der zunehmenden Beteiligung neuer Marktteilnehmer verbunden ist.

Was die Katalysatoren am Horizont betrifft, die ich im Auge habe, so gibt es ein paar offensichtliche. Erstens befinden sich die ETF-Allokationen noch in der Anfangsphase. Diese passiven Mittelzuflüsse von den größten Finanzinstituten der Welt werden sich fortsetzen und angesichts des unmittelbaren Erfolgs der Produkte wahrscheinlich noch zunehmen.

Alle [meine Erwartungen aus dem letzten Jahr] treffen auch heute noch zu, und zugegebenermaßen wurden meine ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen. Es ist wahnsinnig bullisch.
Dylan LeClair, Analyst

Ausblick

Die Zukunft des Bitcoin-Marktes steht vor einer Reihe von bedeutenden Entwicklungen, die das Potenzial haben, die Landschaft grundlegend zu verändern. LeClair hob auch hervor, dass Portfolio-Manager und Finanzberater jetzt, nach der Einführung der Bitcoin-ETFs und des Gütesiegels durch BlackRock, keine Ausreden mehr haben, BTC als Asset zu ignorieren, das sowohl in absoluten als auch in risikobereinigten Renditen führend ist. Insbesondere der $IBIT, der aktuell 25% über seinem durchschnittlichen volumengewichteten Preis liegt, zeigt, dass die Branche aufmerksam wird und ein Wettlauf um Beteiligung beginnt.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Änderungen der FASB-Buchhaltungsregeln (Blocktrainer.de berichtete), deren Auswirkungen auf den Markt noch nicht vollständig eingepreist sind. Seit 2020 waren es hauptsächlich Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla, Coinbase, und einige Miner, die als öffentlich gehandelte Unternehmen Bitcoin-Exposition hatten und dies als immateriellen Vermögenswert behandelten. Mit der Verbesserung der Buchhaltungsstandards für Bitcoin ist es laut LeClair nur eine Frage der Zeit, bis CFOs weltweit aufwachen.

Auch wenn nicht alle so „aggresiv“ und „überoptimistisch“ wie die Firma MicroStrategy sein werden, die erst vor wenigen Tagen bekannt gab, weitere 700 Millionen US-Dollar im Markt für Wandelanleihen aufzunehmen, um Bitcoin zu kaufen, so wird es doch einige Unternehmen geben, die sich ein Beispiel nehmen.

Auch wenn sie vielleicht nicht so ALL IN gehen werden, wie [Michael] Saylors Microstrategy, wird es Nachahmer geben.
Die Kapitalmärkte schätzen diese Transformation immer noch falsch ein. Spekulative Angriffe von Unternehmen und Aktienverwässerungen zum Erwerb von $BTC werden immer häufiger und in immer größerem Umfang auftreten. Das wird nicht aufhören. Das Playbook hat sich als richtig erwiesen. Nach mehr als einem Jahrzehnt von nullzinsfinanzierten Aktienrückkäufen, die die Bilanzen der Unternehmen aushöhlten und einen zombifizierten öffentlichen Sektor schufen, wird das Pendel zurückschwingen. $BTC ist der neue Aktienrückkauf, die meisten Unternehmen haben es nur noch nicht begriffen.
Dylan LeClair, Analyst

Schließlich hat die Ausgrenzung Russlands aus dem SWIFT-System ein deutliches Signal an Länder gesendet, die nicht unter der Hegemonie des US-Dollars stehen. Erste souveräne Staaten betreiben bereits Bitcoin-Mining und einige weitere akkumulieren möglicherweise bereits heimlich Bitcoin. Bitcoin gewinnt auf der globalen Bühne an Bedeutung, diesmal jedoch mit direkten Verbindungen zum traditionellen Finanzsektor (TradFi).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz der beginnenden Verteilung von Bitcoin durch etablierte HODLer eine unersättliche Geldwand auf den Markt trifft. Es steht eine wilde Fahrt bevor, die sowohl für Anleger als auch für die gesamte Finanzbranche bedeutende Implikationen haben könnte.