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Michael Sonnenshein, der CEO des Vermögensverwalters Grayscale, hat gestern in einem Tweet bekannt gegeben, dass sein Unternehmen, respektive dessen Anwaltskanzlei, einen Brief an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC gesendet hat. In diesem bitten sie die Kommission um einen weiteren produktiven Dialog in Hinblick auf die geplante Umwandlung des eigenen Treuhandfonds in einen Bitcoin-ETF und erhöhen damit aber auch den Druck auf die Behörde.

Hinweis: Im Brief wird von einem Bitcoin-ETP (Exchange Traded Product) gesprochen. Diese Bezeichnung wird oft als Oberbegriff für ETFs, ETNs (Exchange Traded Notes) und ähnliche Produkte verwendet.

Der Trust ist bereit, nach Genehmigung durch die Kommission als ETP zu operieren. Wir hoffen daher, dass Sie uns zustimmen werden, dass die beste Verwendung der Ressourcen jetzt darin besteht, dass die Kommission eine Anordnung zur Genehmigung des Antrags [...]erlässt und die Mitarbeiter ermächtigt, mit Grayscale und der NYSE Arca zusammenzuarbeiten, um die unverzügliche Notierung der Aktien des Trusts zu erreichen. Wir sind der Meinung, dass die fast eine Million Anleger des Trusts es verdienen, so schnell wie möglich faire Bedingungen vorzufinden.

Auszug aus dem Brief der Grayscale-Anwälte

Hintergrund

Grayscale Investments ist der Herausgeber des Grayscale Bitcoin Trust ($GBTC), eines Investmentvehikels, das es Anlegern ermöglicht, in Bitcoin zu investieren, ohne die Kryptowährung direkt besitzen zu müssen. Im Juni 2022 lehnte die SEC einen Vorschlag zur Änderung der Struktur ab, der die Notierung und den Handel von Anteilen des Trusts ermöglicht und diesen in einen sogenannten Bitcoin-ETF umfunktioniert hätte. Grayscale legte daraufhin Berufung beim U.S. Court of Appeals for the D.C. Circuit ein, der am 29. August 2023 die Ablehnung der SEC für unbegründet erklärte und die Behörde zu einer erneuten Überprüfung aufforderte.

Grayscale erhöht den Druck

In dem Brief an die SEC argumentieren die Anwälte, dass es keine rechtliche Grundlage gibt, die die Genehmigung eines Bitcoin-Futures-ETF, die es in den USA bereits gibt, von der Genehmigung eines Spot-Bitcoin-ETF unterscheidet. Warum sollte die SEC also einen Bitcoin-Futures-ETF genehmigen, aber einen Spot-Bitcoin-ETF ablehnen? Um das zu verstehen, muss man sich darüber klar werden, was diese beiden Arten von ETFs unterscheidet beziehungsweise auch nicht unterscheidet.

Ein Bitcoin-Futures-ETF ist ein Finanzprodukt, das auf Derivaten basiert. Das bedeutet, es handelt sich um Verträge, die den Kauf oder Verkauf von Bitcoin zu einem zukünftigen Zeitpunkt und zu einem festgelegten Preis vorsehen. Man investiert also nicht direkt in Bitcoin, sondern in Verträge, die den zukünftigen Preis von Bitcoin repräsentieren.

Ein Spot-Bitcoin-ETF hingegen basiert auf dem aktuellen Marktpreis von Bitcoin und hat echte Bitcoin als Sicherheit hinterlegt. Wenn man in einen Spot-Bitcoin-ETF investiert, investiert man sozusagen indirekt in echte, "physische" Bitcoin, die sicher von einem Verwahrer aufbewahrt werden.

Grayscale argumentiert, dass es keinen wesentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Arten von ETFs gibt, zumindest nicht in Bezug auf die Regulierung. Die SEC hat in der Vergangenheit bereits Bitcoin-Futures-ETFs genehmigt, weil die Börsen nachweisen konnten, dass sie gute Überwachungssysteme haben, um Marktmanipulationen zu verhindern. Grayscale erklärt nun: "Wir können die gleichen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Warum also nicht auch unseren Spot-Bitcoin-ETF genehmigen?"

Die Grayscale-Anwälte stellen außerdem fest, dass die SEC bisher nie klargemacht hat, warum sie Futures und Spot-ETFs unterschiedlich behandelt. Das Gericht hat sogar kritisiert, dass die SEC Grayscales Antrag abgelehnt hat, ohne eine klare Begründung zu liefern.

Anstatt also weiter nach irgendwelchen möglichen Unterschieden zwischen den beiden Produkten zu suchen, erhöht Grayscale nun den Druck und drängt auf eine rasche Genehmigung. Im Brief heißt es dazu:

Wenn es einen anderen Grund gäbe [...], die beiden Arten der beiden Produkte zu unterscheiden, sind wir sicher, dass er bis jetzt in einer der fünfzehn Anordnungen der Kommission aufgetaucht wäre.

Auszug aus dem Brief der Grayscale-Anwälte

Ausblick

Wie die SEC nun auf den Brief und die darin geäußerten Punkte und Forderungen reagieren wird, ist unklar. Der Druck auf die Behörde, endlich auch die Anträge für Spot-Bitcoin-ETFs zu genehmigen, werden in Anbetracht des jüngsten Gerichtsurteils und den "Big Playern" wie BlackRock und Co., die mittlerweile das Feld betreten haben, zunehmend größer. Einige Experten, wie zum Beispiel der Bloomberg-Analyst Eric Balchunas, schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass sogar noch in diesem Jahr ein entsprechendes Produkt genehmigt wird, auf etwa 75%.