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In den sozialen Medien gab es in den letzten Tagen zahlreiche Meldungen, die mögliche Marktbeeinträchtigungen durch den potenziellen Abverkauf der FTX-Vermögenswerte am morgigen 13. September prophezeiten. Was ist dran an diesen Meldungen?

Die Krypto-Assets von FTX

Seit Beginn dieses Jahres wurden von den Insolvenzverwaltern von FTX Bargeld und digitale Vermögenswerte der kollabierten Handelsplattform in Milliardenhöhe sichergestellt, sodass Kunden und Gläubiger auf Rückzahlungen hoffen können und sogar schon ein Neustart der Plattform in Erwägung gezogen wird. Diesen Mittwoch, dem 13. September, wird das Konkursgericht in Delaware entscheiden, ob die Kryptowährungen der insolventen Kryptobörse verkauft werden dürfen. Einige Analysten sind der Meinung, dass die Verkaufsfreigabe der Assets einen erheblichen Verkaufsdruck auf den Markt ausüben könnte.

Möglicherweise kommt nächste Woche großer Verkaufsdruck auf🚨

FTX wird wahrscheinlich die Genehmigung erhalten, seine Vermögenswerte am 13. September zu liquidieren.

FTX hatte im April 3,4 Mrd. $ in Kryptowährungen. Der vorgeschlagene Plan sieht vor, Vermögenswerte im Wert von bis zu 200 Mio. $ pro Woche zu verkaufen.

TheDeFinvestor auf 𝕏

Laut Schätzungen, die sich auf die digitalen Vermögenswerte von FTX beziehen, die man im Januar sicherstellen konnte, besitzt das bankrotte Unternehmen Solana, FTT, Bitcoin und Stablecoins im Wert von jeweils dreistelligen Millionenbeträgen sowie zweistellige Millionenbeträge in zahlreichen anderen Kryptowährungen. Weitere Krypto-Assets im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar werden an anderen Börsen und bei Drittanbietern gehalten.

FTX-Vermögenswerte, Stand 17.01.2023

Am 24. August hatte FTX die US-amerikanische Kryptofirma Galaxy damit beauftragt, die Kryptobestände abzusichern, zu verkaufen und möglicherweise auch zu verleihen bzw. zu staken, um Zinsen zu verdienen.

Der Plan für die Veräußerung der digitalen Assets sieht vor, dass pro Woche Token im Wert von 100 Millionen US-Dollar verkauft werden dürfen. Dabei kann dieses Limit für einzelne Token auf bis zu 200 Millionen US-Dollar erhöht werden. Diese Voraussetzungen sind zwar noch nicht rechtsverbindlich, doch es wird stark davon ausgegangen, dass das Gericht die Liquidation der FTX-Assets zumindest freigeben wird.

Was bedeutet das für den Markt und Bitcoin?

Wenn das Gericht morgen der Liquidation der digitalen Vermögenswerte zustimmt, bedeutet das nicht, dass der Abverkauf auch am selben Tag stattfinden wird. Die Verkaufsfreigabe könnte in den kommenden Monaten zwar für einen erhöhten Verkaufsdruck bei einigen Kryptowährungen sorgen, doch in Panik verfallen sollte man nicht, zumindest was Bitcoin betrifft. 

Um mögliche große Wertverluste für Investoren zu vermeiden und für Anlegerschutz zu sorgen, wird es einen strukturierten Rahmen für den Token-Verkauf geben, wie zum Beispiel das Wertlimit von 200 Millionen US-Dollar pro Woche. Zudem werden vorwiegend außerbörsliche OTC-Verkäufe (Over The Counter) durchgeführt, die den Markt wenig beeinflussen. Dafür werden die mit der Verwaltung der Assets beauftragten Personen Verkaufsbedingungen mit potenziellen Käufern aushandeln, die gesetzlich konform sind und wenig Chaos auf den Märkten verursachen. Diese Verhandlungen allein werden einige Monate in Anspruch nehmen.

Hinzu kommt, dass die potenziellen Auswirkungen auf den Markt bei einigen Token größer sein könnten als bei anderen, insbesondere unter Berücksichtigung des wöchentlichen Handelsvolumens. Das Krypto-Analyseunternehmen Messari hat dazu ein Statement veröffentlicht, in dem es heißt, dass „die relevante Zahl nicht der absolute Wert der gehaltenen Token ist, sondern ihre Menge im Verhältnis zum aktiv gehandelten Volumen der einzelnen Vermögenswerte“.

Verhältnis von Vermögenswert und wöchentlichem Handelsvolumen;
Quelle: Messari auf 𝕏

Aufgrund der Preisentwicklung und weiteren sichergestellten Vermögenswerten unterscheiden sich die Werte der FTX-Assets bei Messari von den vorherigen Einschätzungen.

Der FTT-Token wird von Messari gar nicht mehr aufgeführt. Die FTT-Position im Wert von 529 Millionen US-Dollar dürfte momentan nicht nur weniger wert, sondern auch schwer verkäuflich sein, da der Token ohne die Börse eigentlich nichts wert ist. Vermutlich lässt sich der jetzige Wert nur mit den Gerüchten eines Neustarts von FTX erklären.

Die Bitcoin von FTX im Wert von 353 Millionen US-Dollar entsprechen lediglich einem Prozent des wöchentlichen Handelsvolumens. Den Abverkauf von dieser Menge kann der Markt höchstwahrscheinlich ohne große Beeinträchtigungen verkraften. Für den ETH-Token sieht die Situation ähnlich aus.

Der Markt der Token, die nicht so liquide sind, könnte jedoch viel mehr beeinflusst werden. So entsprechen die Werte der Token DOGE, TRX und MATIC (20-30 Millionen US-Dollar) zwischen sechs und zwölf Prozent des wöchentlichen Handelsvolumens.

Andere Token, wie SOL und APT, verzeichnen mit 81% und 74% noch weitaus höhere Anteile am Handelsvolumen, sind aber zum Teil „gelocked“.

Während $SOL und $APT beträchtliche USD-Zahlen und relative Marktvolumenauswirkungen haben, werden diese Vermögenswerte auf der Alameda- und Venture-Seite des Hauses gehalten und bestehen größtenteils aus Vesting-Token, die auf offenen Märkten nicht sofort liquide sind.

Messari auf 𝕏

Die mit Abstand größte Position mit einem Gegenwert von 720 Millionen US-Dollar ist Solana. Davon werden pro Monat jedoch nur 9,2 Millionen US-Dollar freigeschaltet, da die Token gelocked sind und über die nächsten vier Jahre freigegeben werden. Somit ist der Verkaufsdruck absehbar bzw. überschaubar.

Zudem gab es in den letzten Wochen bei einigen der erwähnten Token bereits Abverkäufe, die prozentual höher waren als der Marktdurchschnitt. Dass die sichergestellten Vermögenswerte irgendwann abgekauft werden, ist auch schon länger bekannt. Demnach könnte bei den Altcoins vieles bereits eingepreist sein. Ansonsten sind die Mengen, die abgekauft werden könnten, zu gering, um den Markt im großen Maße zu beeinträchtigen. 

Doch viele Market-Maker verbreiten liebend gern FUD (Fear, Uncertainty and Doubt; z. Dt. Angst, Unsicherheit und Zweifel), um Angst, Panikverkäufe und Short-Positionen, also letztlich eine neue Marktstimmung, zu fördern. Aufgrund der hier aufgeführten Tatsachen sollte man sich von derartiger FUD jedoch nicht beeinflussen lassen.

Insolvenzverwalter gehackt

Die FTX-Kunden, die von der Insolvenz der Börse betroffen sind, können noch bis zum 29. September ihre Forderungen einreichen. Die Forderungen und die Kundendaten werden von der Firma Kroll gesammelt und verwaltet.

Allerdings wurde diese Firma am 19. August gehackt. Zahlreiche Daten von FTX und den Kreditgeber BlockFi sowie Genesis wurden kompromittiert. Dazu zählen auch die Kundendaten, jedoch wohl nicht die Passwörter und die Vermögenswerte.

FTX und BlockFi informierten die Kunden über den Vorfall und warnten vor möglichen Betrugsversuchen. Auch Kroll informierte die Kunden mit einer E-Mail und sperrte sogar den Zugang zu den Konten der Kunden, die ihre Forderungen bereits eingereicht hatten und vom Hack betroffen waren. Zudem wurden die internen Sicherheitsmaßnahmen überarbeitet. Ob dieses Engagement reicht, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, bleibt fraglich. Als betroffener Kunde kann man nur vorsichtig und wachsam sein, um mögliche Betrugsversuche zu erkennen.


Damit zumindest die Vermögenswerte sicher sind, sollte man sie schnellstmöglich von den Börsen abziehen und selbst verwahren. Blocktrainer.de empfiehlt für die sichere Verwahrung die BitBox02.