In den vergangenen Tagen tauchten vermehrt Meldungen auf, dass sich die insolvente Krypto-Börse FTX auf einen möglichen Neustart vorbereitet, nachdem mittlerweile mehr als 7 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten wieder erlangt werden konnten.

Neustart von FTX?

Japanische Tochtergesellschaft

Nachdem die Krypto-Börse FTX im November 2022 nach Chapter 11 offiziell ihren Insolvenzantrag eingereicht und den Verkauf einiger Tochtergesellschaften geplant hatte, könnte die Plattform nun ihre Geschäfte wieder aufnehmen.

Am 11. April wurde auf dem Twitter-Account @AFTXcreditor ausführlich über eine Gerichtsverhandlung in Japan berichtet. Dabei ging es um die Zukunft von FTX Japan. Das Unternehmen hatte im Februar als erste Tochtergesellschaft von FTX bereits die Auszahlungen für ihre Nutzer veranlasst. Zusätzlich wurde der geplante Auktionsverkauf der Tochtergesellschaft auf den 26. April verschoben. Nach einigen Gesprächen des neuen FTX-CEOs, John J. Ray III, mit japanischen und internationalen FTX-Angestellten und den zuständigen Behörden, könnte der Verkauf sogar ganz gestoppt werden – nun steht der potenzielle Neustart von FTX Japan auf dem Plan. Ray gilt als erfahrener Restrukturierungsmanager der schon bei mehreren Insolvenzen von großen Unternehmen geholfen hat. Er löste den Ex-CEO Sam Bankman-Fried im Zuge des Insolvenzverfahrens bei FTX bereits im Dezember als Geschäftsführer ab.

„Jetzt wissen wir, warum der Auktionsverkauf von FTX Japan abgebrochen wurde: Die Börse plant einen Neustart.“

AFTXcreditor auf Twitter

Rückkehr des Mutterkonzerns?

Ferner wurde am gestrigen 12. April von Reuters berichtet, dass der Anwalt von FTX, Andy Dietderich, während einer Anhörung vor dem US-Konkursgericht in Delaware ebenfalls den möglichen Neustart des Mutterunternehmens FTX erwähnte. 

"Die Situation hat sich stabilisiert, und das Feuer im Abfallbehälter ist erloschen."

Andy Dietdrich, Rechtsanwalt von FTX

Wie die Crypto-Researcherin Molly White unter Berufung auf Kommentare der Rechtsabteilung von FTX bei der Anhörung vor dem Konkursgericht mitteilte, könnte eine Wiedereröffnung von FTX für das zweite Quartal 2024 geplant sein.

Dies ist ihr ‚ehrgeiziger' und dennoch ‚sinnvoller' Zeitplan für den Plan die Schuldner.

Molly White

Schon im Januar regte John J. Ray III Berichten zufolge die Spekulationen um einen möglichen Relaunch der FTX-Plattform an, woraufhin der Kurs des hauseigenen FTX-Tokens, FTT, enorme Anstiege zu verzeichnen hatte. Auch gestern stieg der Preis von FTT als Reaktion auf die Meldung zeitweise um über 100% an.

Das Minus schrumpft!

Der Grund für den positiven Ausblick des Anwalts vor dem US-Konkursgericht war die Sicherstellung von Vermögenswerten in Milliardenhöhe. Wie Blocktrainer.de berichtete, wurden bereits im Januar mehr als 5 Milliarden US-Dollar sichergestellt. Jetzt verfügt das Unternehmen laut der Berichte über Werte von mehr als 7,3 Milliarden US-Dollar, darunter 2 Milliarden US-Dollar in bar und 4,3 Milliarden US-Dollar in liquiden Kryptowährungen. Ein Großteil der zusätzlichen Summe wurde vermutlich durch den jüngsten Preisanstieg im Kryptomarkt erwirtschaftet, von dem die insolvente Börse natürlich ebenfalls profitierte.

Komplettes Versagen

John Ray bezeichnete indessen die Buchhaltung und die illegalen Geldtransfers als "komplettes Versagen" der ehemaligen FTX-Führung. Kürzlich sind unter anderem Dokumente aufgetaucht, die das "komplette Versagen" bestätigen. Unter anderem wie mit den wertvollen privaten Schlüsseln zu Coins in Millionenhöhe umgegangen wurde, macht viele ehemalige Nutzer und Beobachter sprachlos.

Die Schuldner gaben mehrere Beispiele für die verantwortungslose Aufbewahrung von Schlüsseln. Schlüssel für Werte von mehr als 100 Mio. USD wurden z.B. in unverschlüsseltem Klartext oder in für die Aufgabe ungeeigneten Geräten aufbewahrt. Die Schlüssel waren oft für viele Mitarbeiter zugänglich, ohne dass eine Kontrolle stattfand. Die Schlüssel waren unzureichend beschriftet und trugen Namen wie ‚diesen nutzen'.

Molly White

Fazit

Die Sicherstellung weiterer Vermögenswerte mag eine positive Nachricht für die Betroffenen der FTX-Insolvenz sein, da die Rückerstattung eines Teils der beklagten Verluste wahrscheinlicher wird, jedoch noch nicht sicher ist. Die Rückzahlung der Einlagen der Kunden könnte für weitere Entspannung auf den Krypto-Märkten sorgen, aber die Ankündigung eines möglichen Neustarts dürfte die meisten Nutzer trotzdem verwundern.

Sind die Erfahrungen der letzten Monate sowie die Skepsis gegenüber FTX bereits aus den Köpfen der Nutzer verschwunden, sodass sie dem Unternehmen ihre Vermögenswerte erneut anvertrauen?

Eine Alternative für die Nutzer wäre, dem sicheren Bitcoin-Netzwerk zu vertrauen und ihre eigene Bank zu sein. Durch regelmäßige BTC-Käufe mit gleichbleibenden Geldbeträgen würden sie vom Durchschnittskosteneffekt profitieren. Um die eigenen Vermögenswerte nicht erneut zu gefährden, sollte man jedoch von Anfang an eine sichere Hardware-Wallet benutzen. Blocktrainer.de empfiehlt die BitBox02 von Shift Crypto.