Im Zuge der Klagen von den US-Aufsichtsbehörden CFTC und SEC gegen die Kryptobörse Binance kündigte auch das US-Justizministerium Untersuchungen an. Berichten zufolge will das Ministerium nun Klage wegen Betruges gegen Binance einreichen.

Bank Run befürchtet

Die US-Staatsanwälte befürchten jedoch, dass eine Klage gegen Binance eine ähnliche panische Reaktion der Nutzer und des gesamten Kryptomarktes auslösen könnte wie beim Bankrott von FTX im November 2022, berichten "mit der Angelegenheit vertraute Personen". Um einen derartigen Bank Run auf die Börse sowie großen Schaden für die unschuldigen Verbraucher und Mitarbeiter zu verhindern, erwägen die Staatsanwälte angeblich andere Optionen. Dazu gehören Geldstrafen, Vereinbarungen über einen Aufschub oder sogar den Verzicht auf eine Strafverfolgung. 

Eine offizielle Stellungnahme zu diesen Gerüchten gab es noch nicht. Weder das US-Justizministerium noch Binance haben sich bisher dazu geäußert.

Das Ende von Binance?

Aufgrund dieser Gerüchte wird in den sozialen Medien diskutiert und spekuliert, wie schlimm es nun wirklich um die Kryptobörse steht. Es ist schwer zu sagen, in welche Richtung es sich entwickeln wird. Einerseits könnten die Anschuldigungen hinfällig sein, da die Kryptobörse angesichts der vermeintlich unklaren Regulierung von Kryptowährungen in den USA in einer Grauzone agierte, ohne Schutzmaßnahmen für Verbraucher. Andererseits ähneln die schweren zivilrechtlichen Vorwürfe der SEC bereits einer strafrechtlichen Anklage, sodass weitere folgen könnten – obwohl die Behörde in solchen Fällen normalerweise von Anfang an mit dem Justizministerium zusammenarbeitet. Ein eindeutiger regulatorischer Rechtsrahmen oder unbestreitbare Urteile in den zahlreichen Gerichtsverfahren in dem Bereich der Krypto-Branche könnten für Klarheit sorgen, Verbraucherschutz schaffen und die USA für „ehrliche“ Kryptobörsen attraktiver machen. Doch bis dahin bleibt das Schicksal von Binance ungewiss. 

Intentionen des US-Justizministeriums

Auch die Intentionen des US-Justizministeriums werden hinterfragt. Wenn Binance die Kundengelder nicht verzockt hat, sondern alle Kunden sofort auszahlen kann, wäre ein Bank Run kein Problem und die Angst des Justizministeriums unbegründet. Wieso hat das Ministerium also Bedenken? Weil es weiß, dass Binance die Kunden betrogen hat und die Gelder nicht auszahlen kann? Oder will das Ministerium vielleicht sogar Angst, Unsicherheit und Zweifel (FUD) verbreiten und mit den Bedenken einen Bank Run (indirekt) auslösen? Dies mag vielleicht etwas übertrieben sein. Doch zumindest zeigt die vermeintliche Abwägung der Staatsanwälte, dass die Beamten aus der Vergangenheit (FTX, Lehman Brothers) gelernt haben und sich bewusst sind, welche Folgen es haben könnte, gegen eine systemrelevante Institution wie die größte Kryptobörse der Welt vorzugehen: Wertverlust in Milliardenhöhe, ein gewaltiger Imageschaden oder sogar das Ende der Branche, die durch Binance in den Abgrund gerissen würde.

Aber ist Wegschauen die bessere Lösung als eine Anklage? Wenn es genügend Beweise gäbe, die eine Anklage rechtfertigen würden, aber vom Justizministerium darauf verzichtet wird, würde es eine Schwäche der USA gegenüber den Machenschaften der Kryptobörsen symbolisieren. Vermutlich würde dies die Türen für weitere dubiose Kryptoprojekte öffnen, die sich auf den Börsen ungehindert austoben könnten. Letztlich würde das Nichtstun des Justizministerium trotz ausreichender Beweislast den unvermeidlichen Zusammenbruch von Binance vermutlich auch nur herauszögern.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Justizministerium entscheiden wird. Ohne offizielle Stellungnahmen bleibt das Ganze vorerst ein Gerücht mit viel Raum für Spekulation.