Wie das Magazin "The Block" heute berichtete, plant die ukrainische Regierung einen juristischen Vorstoß, um Krypto-Börsen dazu zu zwingen, die Konten von russischen Landsleuten einzufrieren. Dieser drastische Schritt soll eine weitere Sanktion gegen Russland darstellen, um den Krieg und die militärische Invasion möglichst bald zu beenden. Tatsächlich würde dies aber auf Kosten vieler unschuldiger Russinnen und Russen gehen, weswegen eine derartige Aktion zu Recht sehr umstritten ist.

Bereits gestern forderte der ukrainische Minister für digitale Transformation die weltweit größten Börsen dazu auf, die Konten sowohl russischer als auch belarussischer Nutzer zu sperren.

"Es ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur die Adressen einzufrieren, die mit russischen und belarussischen Politikern in Verbindung stehen, sondern auch die Adressen von normalen Nutzern zu sabotieren."

Mykhailo Fedorov, ukrainischer Minister

Ohne Gerichtsbeschluss und rechtliche Absicherung wollten die Krypto-Exchanges dieser Forderung jedoch nicht nachkommen. Man werde nicht einfach die Konten von unschuldigen Nutzern einfrieren, erklärte beispielsweise die Plattform Binance gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ähnlich äußerte sich auch der Kraken-CEO Jesse Powell.

"Wir können die Konten unserer russischen Kunden nicht einfrieren, ohne dass es eine juristische Grundlage dafür gibt."

Jesse Powell, CEO bei kraken.com

Kontosperrungen für Politiker

Für die Krypto-Konten russischer Politiker, die auf der Sanktionsliste des Westens stehen, gibt es diese rechtliche Grundlage hingegen und die Handelsplattformen und Verwahr-Services, werden deswegen auch diesbezüglich tätig werden. Ein Binance-Sprecher bestätigte die Konten-Sperrungen von russischen Politikern und die Sicherstellung durch sein Unternehmen, dass alle Sanktionen vollständig eingehalten werden.

Für Politiker, welche ihre Krypto-Assets nicht auf Börsen, sondern in Selbstverwahrung lagern, hat die ukrainische Krypto-Community unterdessen eine großzügige Belohnung für Hinweise zu deren Adressen ausgesetzt. Ziel ist es, die Adressen der zu sanktionierenden Politiker überwachen und verfolgen zu können.

Ukraine erhöht den Druck

Da man nicht wissen könne, wer den Krieg finanziert und wer nicht, sei es notwendig, nun auch einen Schritt weiterzugehen und die Krypto-Konten der gesamten russischen Bevölkerung einzufrieren, erklärte Yulia Parkhomenko, die Leiterin der Expertengruppe für virtuelle Vermögenswerte im Ministerium für digitale Transformation der Ukraine gegenüber The Block. Aus diesem Grund bereitet die ukrainische Regierung bereits die Ergreifung juristischer Maßnahmen vor.

Sollten diese Rechtsmittel abgesegnet werden, wären die Kryptobörsen in der Tat dazu angehalten, die Sperrungen vorzunehmen.

Aus diesem Grund mahnte der Kraken CEO bereits vor wenigen Tagen alle Krypto-Nutzer, keine Coins längerfristig auf Exchanges zu lagern, da diese gezwungen sein werden, die juristischen Forderungen umzusetzen.

"Es ist möglich, dass Kraken von der Polizei aufgefordert wird, sein Vermögen ohne richterliche Zustimmung einzufrieren. Und sie werden dem wahrscheinlich nachkommen."

- @degderat

"Zu 100 % ja, es ist bereits geschehen bzw. wird wieder geschehen und zu 100 % ja, wir werden gezwungen sein, uns daran zu halten. Wenn Sie sich darüber Sorgen machen, sollten Sie Ihre Gelder nicht bei einer zentralisierten/regulierten Verwahrstelle lagern. Wir können Sie nicht schützen. Holen Sie Ihre Coins/Bargeld heraus und handeln Sie nur über P2P."

- @jespow

Fazit

Das Einfrieren von Konten von hunderttausenden russischen Bürgerinnen und Bürgern, die zum allergrößten Teil unschuldig und selbst gegen den Krieg sind, ist eine drastische Maßnahme. Egal, ob diese nun aus der Verzweiflung heraus geschieht oder ob man sie als gerechtfertigt betrachtet, ein Fall wie dieser demonstriert abermals, wie wichtig es ist, sich als Krypto-Nutzer frühzeitig mit Wallets und Selbstverwahrung auseinanderzusetzen.

Die Vorteile von freiem und zensurresistentem Geld wie Bitcoin werden durch die Lagerung bei Drittparteien ad absurdum geführt. Beispiele wie die Proteste in Kanada oder der Russland-Ukraine-Konflikt beweisen, wie schnell es gehen kann, dass man auch als unbescholtener Bürger durch Behörden enteignet werden kann. Das beliebte Sprichwort "Not your keys, not your Coins" ist in Zeiten wie diesen bedeutender denn je.

Darum empfiehlt Blocktrainer.de allen Leserinnen und Lesern, sich rechtzeitig mit der Thematik rundum Wallets und privaten Schlüsseln auseinanderzusetzen, sich eine Bitbox02 zu ordern und die eigenen Coins schnellstmöglich von den Krypto-Börsen abzuziehen.