Die Stadt Lugano in der Schweiz erklärte Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel und ermöglicht damit seinen Bürgern, öffentliche Gebühren und Steuern in Bitcoin zu bezahlen. Das kündigte Stadtdirektor Pietro Poretti in einem Livestream am Donnerstag an gemeinsam mit dem Bürgermeister Michele Foletti und dem CTO von Tether, Paolo Ardoino.

Lugano als Wirtschaftsstandort für Bitcoin

Das Bitcoin-Projekt von Lugano hat den Namen "Plan ₿" und soll primär kluge Köpfe aus dem Ausland anziehen. Die Stadt soll nach Aussage des Stadtdirektors Poretti Dreh- und Angelpunkt für neue Bitcoin- und Blockchainunternehmen werden. Durch die Minimierung der Bürokratie möchte die Stadt für die Unternehmen optimale Rahmenbedingungen schaffen.

Neben Bitcoin wird auch der Stablecoin Tether (USDT) und der LVGA-Token, ein Stablecoin des Schweizer Franken zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Die Stadt arbeitete bereits mit über 200 Händlern zusammen, um die Einführung von Bitcoin- und Lightning als Zahlungsmittel für die Händler so einfach wie möglich zu gestalten. Paolo Ardoino stellte die wirtschaftlichen Vorteile für das Land heraus und verglich es mit dem Bitcoin Projekt in El Salvador:

Das BIP von El Salvador stieg um 10 % und der Tourismus um 30 %, nachdem Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt wurde. Stellen Sie sich vor, was wir in einer Stadt im Zentrum Europas tun können."

Paolo Ardoino

Plan ₿ sieht ebenfalls die Bildung von zwei Investmentfonds vor. Der Erste wird 3,26 Millionen US-Dollar bereitstellen, um die Einführung von Bitcoin, Tether und LVGA als Zahlungsmittel voranzutreiben. Mit dem zweiten Fonds in Höhe von 108 Millionen US-Dollar sollen bereits bestehende Unternehmen angelockt werden, mit der Absicht, dass diese ihren Hauptsitz nach Lugano verlegen.

Die 60.000 Einwohner Stadt in der Schweiz ist vor allem für ihren Luganersee bekannt. Quelle: GEO

Weitere Pläne der Stadt

Aber nicht nur die Wirtschaft von Lugano soll von der Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel profitieren. Die Stadt gab die Zusammenarbeit mit lokalen Universitäten bekannt. Die Studenten bekommen die Möglichkeit ihren Lehrplan mit Kursen rund um die Funktionalitäten von Bitcoin und dem Lightning-Netzwerk zu erweitern. Zusätzlich erhalten 500 ausländische Studenten mit besonderen Leistungen ein "Bitcoin-Stipendium", um ihr Wissen rund um Bitcoin weiter vertiefen zu können.

Ebenfalls gaben die Politiker von Lugano bekannt, dass die Stadt in das Mining-Geschäft einsteigen will. Die Stadt gab in Auftrag Möglichkeiten zu erforschen, wie mithilfe von erneuerbare Energiequellen neue Bitcoin gewonnen werden können. Damit folgt Lugano dem Beispiel El Salvadors, die auch mithilfe von erneuerbaren Energiequellen Bitcoin schürfen.

Abschließend sei noch auf die besonderen Rolle der Schweiz hingewiesen. Ein Grundprinzip der Schweiz ist ihre politische und monetäre Unabhängigkeit. Die Schweiz war eines der letzten Länder, das den Goldstandard verließ und neben dem US-Dollar ist der Schweizer Franken die Währung mit dem größten Vertrauen auf der Welt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Lugano die erste Stadt in Europa sein wird, die mit Bitcoin ein unpolitisches und neutrales Geld adoptiert.

Ergänzung

Legano führt Bitcoin, Tether und LVGA als "de facto legal tender" ("dt. De-facto-Währung") ein. Händler müssen nicht verpflichtend Bitcoin annehmen wie in El Salvador, sondern können selbst entscheiden, ob sie Bitcoin akzeptieren wollen oder nicht. Trotz der starken föderalen Struktur der Schweiz ist eine Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in einer Stadt nicht möglich. Eine komplette Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel wäre nur auf Bundesebene möglich.