Der Australier Craig Steven Wright (CSW) gibt sich seit Jahren als "Satoshi Nakamoto", der Erfinder des Bitcoins aus. Da er sich im Laufe der Zeit jedoch mehrfach in Widersprüchen verstrickte, in flagranti beim Lügen ertappt wurde und nachweislich "Beweise" fälschte, hegt der allergrößte Teil der Bitcoin-Community starke Zweifel daran, dass er wirklich der Schöpfer des BTC ist. Aus diesem Grund wird Wright auch häufig als "Faketoshi" bezeichnet und es gibt zahlreiche Personen die immer wieder auf seine Betrügereien aufmerksam machten. Der australische Multimillionär ist jedoch nicht sehr resistent gegen öffentliche Kritik, weswegen er in der Vergangenheit schon oft zu Rechtsmitteln griff, um Leute, die seine Behauptungen infrage stellten und ihn der Lüge bezichtigten, mundtot zu klagen oder andere Interessen durchzusetzen. Erst vor wenigen Wochen kam es im Fall einer Verleumdungsklage die CSW gegeben den bekannten Bitcoin-Podcaster Peter McCormack eingereicht hatte, zu einem Urteil. Der zuständige Richter stellte zwar fest, dass McCormack Wright tatsächlich durch die Bezeichnung als Schwindler, Lügner und Schwachkopf verleumdete, da CSW jedoch auch in diesem Verfahren gefälschte Beweise vorbrachte, wurde die nominelle Schadenssumme lediglich auf 1£ festgesetzt.

Ab heute steht für Wright das nächste Verfahren an, das dem Rechtsstreit, den er mit Peter McCormack führte, in weiten Teilen sehr ähnlich ist. Sein jetziger Kontrahent "Hodlonaut" ist ebenfalls ein sehr namhafter Akteur in der Bitcoin Szene, der besonders für seinen ikonischen Weltraumkatzen-Avatar bekannt ist. Obwohl sein Name im Zuge des Verfahrens öffentlich bekannt wurde, werden wir ihn zur Wahrung seiner Privatsphäre weiterhin nur mit seinem Pseudonym referenzieren. Für das Verfahren sind sieben Prozesstage angesetzt.

Hodlonaut Katze
Hodlonauts Avatar. Quelle: Twitter

Was war geschehen?

Genau genommen besteht der Fall CSW vs. Hodlonaut aus zwei einzelnen Verfahren, die bereits im Jahr 2019 ihren Ursprung haben. Zum einen reichte Wright, wie bereits erwähnt, eine Klage wegen Verleumdung ein, da dieser ihn via Twitter wiederholt als Lügner und Betrüger bezeichnete. Zum anderen reichte aber auch Hodlonaut Klage gegen Wright ein, mit der Forderung nach einem Feststellungsurteil, dass seine Tweets rechtmäßig waren, der Wahrheit entsprachen und von der Meinungsfreiheit gedeckt sind.

Im März 2019 postete Hodolonaut mit seinem Twitter-Account eine Reihe von Tweets (die mittlerweile leider gelöscht sind), in denen er Wright aufgrund seiner Behauptungen, der Erfinder von Bitcoin zu sein, als Lügner und Betrüger bezeichnete. Da Hodlonaut lediglich mit seinem Pseudonym, nicht aber mit seinem Klarnamen bekannt ist, reichte Wright im Vereinigten Königreich (UK) eine Verleumdungsklage gegen Unbekannt ein und setzte eine Belohnung in Höhe von 5.000 US-Dollar (bezahlt in BSV) für Hinweise auf Hodlonauts Identität aus. Daraufhin gelang es schließlich einem Privatdetektiv dessen Arbeitsplatz ausfindig zu machen, woraufhin Hodlonaut in Norwegen (seinem Heimatland) die oben erwähnte Feststellungsklage einreichte.

Bereits kurz darauf beantragte CSW die Abweisung der in Norwegen gegen ihn eingereichten Klage. Fast zeitgleich beantragte auch Hodlonaut im Vereinigten Königreich die Abweisung des Verfahrens wegen fehlender Zuständigkeit, da in Norwegen bereits ein Verfahren mit demselben Klagegrund angelaufen war.

Während Wrights Antrag in Norwegen abgewiesen wurde, gewann Hodlonaut seinen Antrag auf Abweisung der Klage und das Verfahren in UK wurde daraufhin eingestellt. Wright legte infolgedessen in beiden Fällen Berufung ein. Während CSW in Norwegen jedoch damit scheiterte und das Verfahren dort fortgesetzt wurde, urteilte ein britischer Richter, dass auch das Verfahren im Vereinigten Königreich fortgesetzt werden könne, da die Klagegründe unterschiedlich sind. Hodlonaut wurde daraufhin zu einer Zahlung von 168.000£ aufgefordert. Der bekannte Bitcoiner legte wiederum Berufung ein und forderte eine Anhörung im Rahmen eines Schnellverfahrens. Im Februar 2022 fand dieses dann statt und in dessen Urteil wurde festgestellt, dass Wrights Ruf durch die Tweets von Hodlonaut nicht ernsthaft geschädigt wurde. Gleichwohl wurde Hodlonaut zu einer Zahlung der Gerichtskosten in Höhe von 112.000£ verurteilt.

Ab heute beginnt nun der Prozess in Norwegen, der Hodlonaut neben vielen Nerven auch wieder einiges an Geld kosten wird. Er selbst schrieb am 11. Juni via Twitter:

"Meine Entschlossenheit, nicht von der Wahrheit abzulassen, hat dazu geführt, dass auf mich ein Kopfgeld ausgesetzt wurde und ich gebrandmarkt wurde. Das hat mich in den letzten drei Jahren unglaubliche 2,4 Millionen Dollar und unzählige Stunden meiner Zeit gekostet.

Es war sehr anstrengend."

@Hodlonaut

#WeAreAllHodlonaut

Die #WeAreAllHodlonaut-Bewegung formierte sich erstmals im April 2019, kurz nachdem Wright die Belohnung für Hodlonauts Identität ausgesetzt hatte. Im Rahmen dieses "Twitter-Movements" änderten zahlreiche Personen ihre Handles und posteten diesen Hashtag, um ihre Unterstützung für Hodlonaut zu signalisieren.

In den letzten Tagen und Wochen gewann #WeAreAllHodlonaut im Hinblick auf das anstehende Verfahren wieder zunehmend an Bedeutung. Etliche Hodlonaut-Unterstützer änderten zum Beispiel das eigene Profilbild in eine Version der ikonischen Weltraumkatze ab.

Aber nur durch das zum Ausdruck bringen von Solidarität allein, ist Hodlonaut nicht geholfen. Wie bereits erwähnt, ist das Prozessieren eine kostspielige Angelegenheit. Aus diesem Grund wurde die Kampagne "Defending BTC" (dt. "BTC verteidigen") gestartet, über die Spenden gesammelt werden, um Hodlonaut bei den Anwaltskosten zu unterstützen.

Via defendingbtc.com konnten bereits über 70 BTC im Gegenwert von mehr als 1,5 Millionen US-Dollar eingesammelt werden. Unter anderem spendete unser Partner Shift Crypto, der Hersteller der beliebten Hardware-Wallet BitBox02, 10.000 US-Dollar für diese Sache. Da Hodlonaut jedoch nach eigenen Angaben bereits fast das Doppelte des gespendeten Betrags ausgeben musste und sicherlich noch einige Kosten dazu kommen werden, werden weiterhin dringend Spenden benötigt.

"Diese Gemeinschaftskampagne zielt darauf ab, sicherzustellen, dass mein Kampf zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wird, mit Gerichtsurteilen, die effektiv jedes weitere Schikanieren von Bitcoinern, Entwicklern und Unternehmen beenden.

Wenn Sie die Bedeutung dieses Rechtsstreits erkennen, ziehen Sie bitte eine Spende in Betracht."

@hodlonaut

Tatsächlich geht es, wie Hodlonaut andeutete, bei dieser Sache nicht nur um ihn selbst. Es geht dabei um so viel mehr. Ein erfolgreiches Urteil kann auch für alle zukünftigen Bemühungen von Bitcoin-Gegnern richtungsweisend sein und diese bereits im Keim unterdrücken. Es geht auch darum, dass sich Lügner und Betrüger nicht einfach mit viel Geld ihre eigene Realität erklagen können. Es geht darum, Bitcoin zu verteidigen.

Der Twitter-User @bitnorbert berichtet übrigens Live vom ersten Prozesstag.