Das institutionelle Interesse an dem Bitcoin-Fonds von Grayscale (GBTC) geht in dem anhaltenden Bärenmarkt weiter zurück. Der größte Bitcoin-Fonds, der mehr als 640.000 Bitcoins verwahrt, wird aktuell mit einem Rekordabschlag in Höhe von -35% gehandelt.

Die Gründe für den Abschlag

Der Bitcoin-Fonds von Grayscale besitzt einige besondere Eigenschaften. Zunächst ist der Bitcoin-Fonds kein sogenannter Spot-ETF. Bei einem Bitcoin Spot-ETF würde der Emittent tatsächlich Bitcoins kaufen bzw. verkaufen und damit die Kopplung an den Bitcoin-Preis garantieren. Der Bitcoin Fonds von Grayscale besitzt dagegen keinen Rückzahlungsmechanismus. GBTC-Anteile können nicht aufgrund einer schwankenden Nachfrage vernichtet oder geschaffen werden. Der GBTC-Preis wird deshalb unabhängig vom Bitcoin-Preis gehandelt.

Im Bullenmarkt 2020/2021 waren die GBTC-Anteile mehr Wert als die zugrundeliegenden Bitcoins. Der Fonds wurde also mit einem Premium gehandelt. Teilweise betrug dieses bis zu 40%. Als das institutionelle Interesse abnahm, ging damit auch das Premium zurück. Mitte letzten Jahres verschwand das Premium dann komplett und der Fonds wurde zu einem Abschlagspreis gehandelt.

Davon konnte sich der GBTC bisher nicht erholen und der Abschlag nahm stetig zu. Mit einem "Discount" von -35% erreichte der Fonds am Freitag einen neuen Tiefstwert. Für das Unternehmen ist dies ein großes Problem, denn der Abschlag macht den Kauf des Grayscale-Fonds für Investoren äußerst unattraktiv. Diese müssten einen Fonds kaufen, welcher 35% unter dem eigentlichen Wert der hinterlegten Vermögenswerte gehandelt wird.

Der Grayscale Fonds erreichte mit einem Abschlag von-35% einen neuen Tiefststand. Quelle: Yahoo

Die Umwandlung des Fonds in einen ETF

Eine Lösung des Problems könnte die Umwandlung des Fonds in einen Bitcoin Spot ETF sein. Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC) könnte den Abschlag auf 0% setzen und der Fonds würde damit wie ein physischer ETF gehandelt werden. Zwar gibt es in den USA bereits einen Bitcoin Futures ETF und auch einen Bitcoin Short ETF, ein Bitcoin Spot ETF erhielt von der SEC jedoch noch keine Zulassung.

Im Juni lehnte die SEC den Antrag des Vermögensverwalters ab, den Fonds in einen Spot ETF umwandeln zu dürfen. Grayscale verklagte daraufhin die SEC. Der Rechtsberater von Grayscale erklärte aber, dass der Rechtsstreit mehrere Jahre andauern könnte. Ein Bitcoin Spot ETF von Grayscale ist damit nicht in Sichtweite.

Ist der Grayscale Fonds eine Gefahr für den Bitcoin?

Grayscale verwaltet 640.000 Bitcoins und ist damit einer der größten Bitcoin-Verwahrer weltweit. Leider werden zu dem Fonds immer wieder Falschinformationen verbreitet und der Abschlag mit einem möglichen Verkauf der Bitcoins durch Grayscale gleichgesetzt. Grayscale kann aber keine Bitcoins verkaufen. Lediglich die jährliche Managementgebühr von 2% werden über die Bitcoin-Bestände von Grayscale abgerechnet, weshalb eine leichte Abnahme der Bitcoin-Bestände beobachtet werden kann:

Der Bitcoin-Bestand von Grayscale. Quelle: The Block

Sollte der Grayscale Fonds in einen Bitcoin Spot ETF umgewandelt werden, könnte dies aber tatsächlich Folgen für den Bitcoinpreis haben, denn der ETF wäre an den Marktpreis des zugrundeliegenden Vermögenswertes gebunden. Ein Premium bzw. einen Abschlag gibt es nicht mehr.

Investoren könnten bei der Anerkennung des ETFs GBTC-Anteile noch zu einem Rabatt kaufen und anschließend die GBTC-Anteile wieder verkaufen, wenn der Abschlag auf 0% gesetzt wird. Grayscale müsste dann entsprechend die hinterlegten Bitcoins verkaufen. Investoren könnten nun beim GBTC auf "long" (steigende Kurse) wetten und BTC shorten. Dieses Spiel würde so lange gehen, bis die Arbitragemöglichkeit zwischen GBTC und BTC verschwindet. Solange es diese Arbitragemöglichkeit gibt, würde dies zu einem ständigen Verkaufsdruck auf den Bitcoinpreis führen.

Derzeit ist dies aber noch keine Gefahr. Grayscale und die SEC befinden sich in einem Rechtsstreit, welcher noch länger andauern könnte. Auch ist es fraglich, ob die SEC überhaupt einen Spot ETF zulassen wird, welcher einen manipulativen Effekt auf den Wert des zugrundeliegenden Vermögenswerts haben kann. Die Entwicklung von GBTC zeigt aber, dass die Situation für alle Beteiligten schlimmer wird, je länger Grayscale und die SEC keine gemeinsame Lösung finden.