Als die US-Handelsbörse Coinbase im letzten Jahr den Schritt an die Börse wagte, war dies ein großes Ereignis für die gesamte Krypto-Industrie. Ein Jahr später stellte sich Ernüchterung ein. Die Coinbase Aktie verlor seit ihrem Börsengang rund 63% ihres Wertes und die negativen Schlagzeilen um Coinbase mehren sich. Auch die Geschäftszahlen des Unternehmens deuten nicht auf Entspannung hin. Gestern präsentierte das US-amerikanische Unternehmen seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal und enttäuschte seine Anleger.

Umsatz von Coinbase bricht ein

Aufgrund der schlechten Geschäftszahlen des ersten Quartals waren die Erwartungen der Analysten schon dementsprechend niedrig, wurden aber dennoch unterboten. Coinbase verzeichnete einen Umsatzrückgang von 63% im zweiten Quartal und einen Verlust von 1,1 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Vorjahr.

Das Unternehmen machte den anhaltenden Krypto-Winter für die Geschäftslage verantwortlich und gab an, dass der Umsatz des Vorjahres von 2,2 Milliarden US-Dollar auf 808 Millionen US-Dollar eingebrochen sei. Auch die Zahl der aktiven Nutzer der Plattform stagniert. Zwar stieg die monatliche Nutzerzahl im Vergleich zum Vorjahr von 8,8 Millionen auf 9 Millionen an, allerdings betrug diese im ersten Quartal dieses Jahres bereits 9,2 Millionen. Auch prognostizierte Coinbase, dass die Benutzerzahlen in den nächsten drei Monaten weiter sinken würde.

Das Geschäft von Coinbase beruht allerdings auf einem Wachstum der Nutzerbasis. Im zweiten Quartal stammte 80% des Umsatzes von Coinbase aus den Gebühren für den Handel von digitalen Vermögenswerten. Nimmt die Zahl der aktiven Nutzer ab, fällt auch der Umsatz der Plattform.

Im Earnings Call betonte Coinbase CEO Brian Armstrong die zyklische Natur der Krypto-Industrie und wies darauf hin, dass das Unternehmen frühere Abschwünge bereits überstanden habe. „Es sieht beängstigend aus, aber es ist nie so schlimm, wie es zunächst scheint“, so der Geschäftsführer.

Coinbase und seine expansive Geschäftsstrategie

Coinbase verfolgte in den letzten Jahren eine aggressive Expansionsstrategie und sah vor allem in der Krypto-Industrie Wachstumschancen. Diese Expansionsstrategie war aber abhängig vom Wachstum der gesamten Krypto-Industrie. Mit dem breiten Abverkauf an den Krypto-Märkten in den letzten Monaten nahm auch die Nachfrage nach verschiedenen Krypto-Dienstleistungen ab. Ein Beispiel ist der NFT Marktplatz von Coinbase, welcher zunächst groß angekündigt wurde, aber nur auf wenig Nachfrage stieß und deshalb die Entwicklung wieder eingestellt wurde.

Armstrong bestätigte in den Earnings Calls, dass die Expansionsstrategie des Unternehmens zu ambitioniert gewesen sei. „Wir hätten in den letzten Jahren wahrscheinlich langsamer wachsen können“, so Armstrong.

Aber nicht nur das operative Geschäft von Coinbase steht derzeit unter Druck. Im vergangenen Monat erhob das Justizministerium Anklage wegen Insiderhandels gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von Coinbase. In einer damit verbundenen Klage erklärte die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC), dass einige Kryptowährungen, die auf Coinbase gelistet sind, unter das Wertpapiergesetz und damit in den Zuständigkeitsbereich der SEC fallen würden.

Trotz der negativen Schlagzeilen ist das Unternehmen dennoch vermutlich nicht insolvenzgefährdet. Erst kürzlich gab Coinbase eine Partnerschaft mit dem Vermögensverwalter BlackRock bekannt, um den Kunden von BlackRock den institutionellen Handel anzubieten. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Vermögensverwalter wie BlackRock eine Partnerschaft mit einem Unternehmen eingehen würde, das kurz vor der Insolvenz steht. Problemfelder im operativen Geschäft von Coinbase gibt es derzeit dennoch genügend.