Der weltweit größte Vermögensverwalter, BlackRock, gab gestern eine Partnerschaft mit der US-Handelsbörse Coinbase bekannt. BlackRock wird künftig seinen institutionellen Kunden den Handel und die Verwahrung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen anbieten. Nachdem über die letzten zwei Jahre immer mehr Finanzinstitutionen die Möglichkeiten von Bitcoin für ihren Geschäftsbetrieb entdeckt haben, ist BlackRock der nächste große Adoptionssprung für die Digitalwährung.

Coinbase gibt Partnerschaft mit BlackRock bekannt

BlackRock wird zukünftig über den Service "Coinbase Prime" seinen institutionellen Kunden den Handel und die Verwahrung von Bitcoin anbieten. Dafür sollen die Funktionalitäten von Coinbase Prime in die von BlackRock betriebene End-to-End Investmentplattform "Aladdin" integriert werden. Joseph Chalom, der globale Leiter für strategische Systempartnerschaften bei BlackRock, erklärte, dass die steigende Nachfrage der primäre Grund für die Kooperation sei:

„Unsere institutionellen Kunden sind zunehmend daran interessiert, sich auf den Märkten für digitale Vermögenswerte zu engagieren und konzentrieren sich darauf, wie sie diese neuen Vermögenswerte effizient verwalten können. Die Konnektivität mit Aladdin wird es Kunden ermöglichen, ihre Bitcoin-Engagements direkt in ihren bestehenden Portfoliomanagement- und Handelsabläufen zu verwalten, um einen Gesamtüberblick des Risikos über alle Anlageklassen hinweg zu erhalten.“

Joseph Chalom

Die erworbenen Bitcoins der BlackRock Kunden werden bei der Coinbase Custody Trust Company verwaltet, ein Verwahrungsdienstleister von Coinbase für institutionelle Kunden, welcher vollständig in New York reguliert ist. Kundeneinlagen bis zu 320 Millionen US-Dollar sind versichert.

Coinbase Custody ermöglicht den Transfer von Bitcoin nur innerhalb der Plattform. Kunden von BlackRock werden damit nicht die Möglichkeit besitzen, ihre Bitcoin von Aladdin abzuziehen. Hier muss aber zwischen den institutionellen Kunden und den einfachen (Privat-)Investoren unterschieden werden. Während für die einfachen Investoren die Selbstverwahrung die beste Lösung ist, bietet die Verwahrung durch Drittanbieter für institutionelle Kunden gewisse Vorteile. Diese müssen sich nicht um die Selbstverwahrung ihrer Kundengelder kümmern, sondern können sich weitestgehend darauf verlassen, dass ihre BTC bei einem regulierten Dienstleister wie Coinbase Custody sicher verwahrt sind.

Adoptionssprung für Bitcoin

Seit etwas mehr als zwei Jahren kann ein Trend zur Institutionalisierung von Bitcoin in der Finanzwelt beobachtet werden. Immer mehr Banken und Finanzdienstleister bieten ihren Kunden verschiedene Bitcoin-Dienstleistungen an. Dieser Trend zeigt, dass Bitcoin und Banken nicht nur parallel existieren können, sondern Banken sogar für die Bitcoin-Adoption von Vorteil sein können.

BlackRock ist der nächste Sprung für Bitcoin in der Finanzwelt. Mit einem verwalteten Vermögen von 10 Billionen US-Dollar ist BlackRock der weltweit größte Vermögensverwalter. Institutionelle Kunde von BlackRock werden die Möglichkeit besitzen, über die Infrastruktur von BlackRock Bitcoin zu erwerben. Aufgrund der hohen Nachfrage kann erwartet werden, dass dieser Service auch von den Kunden von BlackRock benutzt wird.

Die Institutionalisierung von Bitcoin bereitet so manchem aber auch Sorgen, denn lange galt Bitcoin als eine Erfindung gegen das Finanz-Establishment. Auf den ersten Blick widersprechen sich Adoptionsmeldungen von Finanzinstituten und das Grundethos von Bitcoin. Allerdings darf der Reifeprozess von Bitcoin hier nicht vergessen werden. Bitcoin hat sich von einem Spielgeld des Internets mit ungewisser Zukunft zu einem Bestandteil des Bankensektors entwickelt. Der Grund für die Institutionalisierung ist die steigende Nachfrage nach der größten Digitalwährung. Immer mehr Investoren verlangen von ihren Finanzdienstleistern, auch Bitcoin-Produkte anzubieten. Die Werte von Bitcoin werden nicht verraten, sondern es ist wie so oft die Folge von Angebot und Nachfrage. Bitcoin ist ein freies Geld, welches auch Vermögensverwalter wie BlackRock zu ihrem Vorteil nutzen können. Bitcoin schließt niemanden aus.

Gleiche Spielregeln für alle

Gegenüber allen Vermögenswerten in der Finanzwelt bietet Bitcoin aber einen großen Vorteil: Es ist unveränderbar. Diese Unveränderbarkeit führt dazu, dass alle Akteure des Bitcoin-Systems denselben Spielregeln unterliegen. Auch BlackRock wird nicht verhindern können, dass im Durchschnitt alle 10 Minuten ein neuer Block im Bitcoin-Netzwerk an die Blockchain angefügt wird.

Ein System mit unfairen Spielregeln ist dagegen der derzeitige Fiat-Standard, denn dort gelten unterschiedliche Spielregeln für die Teilnehmer des Systems. Akteure, die sich nahe der Geldschöpfung befinden, besitzen finanzielle Privilegien, denn neu geschöpftes Geld kann niemals gleichmäßig verteilt werden. Dies führt zu einer Umverteilung des Vermögens von unten nach oben innerhalb der Bevölkerung, bei dem Finanzinstitute durch den billigen Zugang zu Krediten Vermögenswerte aufkaufen können, welche für die Normalbevölkerung nicht finanzierbar sind. Dieser Effekt wird als Cantillon Effekt bezeichnet.

Auch BlackRock profitiert von dem Cantillon Effekt. Letztes Jahr berichtete das Wall Street Journal über den Häuserboom in den USA, an denen auch Vermögensverwalter beteiligt sind. Der Bericht erklärte, dass große Vermögensverwalter Häuser 20-50% über den Marktpreisen aufkaufen. Dies ist nur möglich, weil Finanzinstitutionen in einem Fiat-Standard einen besonders billigen Zugang zu Kapital besitzen. Die billigen Kredite führen dazu, dass für diese Markteilnehmer andere Spielregeln gelten als für den einfachen Bürger.

In einem Bitcoin-Standard ist dies nicht möglich, da Zentralbanken nicht mehr als Kreditgeber der letzten Instanz für die Banken und Finanzinstitute auftreten und deshalb nicht unbegrenzt billige Kredite zur Verfügung stellen können. Es gelten die gleichen Spielregeln für alle Marktakteure. Anstatt Angst vor der Institutionalisierung von Bitcoin zu haben, sollte man es begrüßen, dass Institute wie BlackRock selbst die ersten Schritte zu einem fairen Geldsystem einleiten.