Über die letzte Woche hinweg korrigierte der Bitcoin, bevor er mit 38.500 US-Dollar am Wochenende seinen Tiefstand erreichte. Kurz darauf legte der Bitcoin Kurs um 7% zu und wird aktuell bei etwa 41.400 US-Dollar gehandelt. On-Chain Daten der letzten Tage deuten darauf hin, dass die sogenannten "Wale" (Entitäten mit hohem BTC Vermögen) wieder vermehrt in den Markt kommen und abgestoßene Bitcoins aufkaufen.
Abflüsse bei Handelsplattformen nehmen zu
Minkyu Woo, On-Chain Analyst bei CryptoQuant erklärte in einem Blogbeitrag, dass Bitcoin derzeit ein außergewöhnliches hohes Volumen an den Spot Handelsbörsen aufweist. Seiner Meinung nach ist dies vor allem auf große akkumulierende Adressen (Wale) zurückzuführen.
Die Bitcoin-Abflüsse von den Handelsbörsen in den letzten Wochen unterstützen die These von Woo. Coinbase war eine der Handelsseiten, auf der dieser Trend gut beobachtet werden konnte. Alleine über die letzten 60 Tage wurden von Coinbase 60.000 Bitcoins abgezogen. Auffallend ist hier das Muster, denn während Ende 2020 bis Mitte 2021 gleichmäßig BTC abflossen, sind die Abflüsse diesmal unregelmäßiger, dafür aber in der jeweiligen Größe mehr geworden.
Ein Grund dafür kann das unterschiedliche Marktsentiment sein. Während Ende 2020 vor allem Retail Investoren (dt. Einzel- bzw. Privatinvestoren) den Preis von Bitcoin nach oben getrieben haben, sank seitdem die Nachfrage dieser. Die Nachfrage hat sich geändert und besteht jetzt vermehrt aus einzelnen Entitäten. Der ruckartige Abfluss der Bitcoins von den Börsen unterstützt die Theorie der strukturellen Nachfrageänderung.
Aber nicht nur auf westlichen Handelsbörsen wie Coinbase kann dieser Trend beobachtet werden. Weltweit über die meisten Handelsbörsen hinweg fließen zurzeit große Mengen an Bitcoins ab. Zwar ist es auf keiner anderen Handelsbörse so deutlich erkennbar, ob es sich um eine einzelne Entität handelt, wie bei Coinbase, dennoch befinden sich die gesamten Bitcoin-Bestände der Handelsbörsen auf dem niedrigsten Stand seit Mitte des Jahres 2018. Dies macht sich auch an den Netto-Abflüssen der dort bemerkbar. Nur dreimal flossen so viele Bitcoins von Exchanges ab wie aktuell.
Aber der Preis?
Der eine oder andere wird anmerken, wieso dann der Preis von Bitcoin seit drei Monaten zwischen 35.000 US-Dollar und 48.000 US-Dollar konsolidiert. Denn schließlich nimmt das verfügbare Angebot auf den Handelsseiten ab und müsste somit einen positiven Effekt auf den Preis haben. Der Hauptgrund dafür dürfte in den makroökonomischen Unsicherheiten liegen.
Die US-Inflation liegt mit 8,5% auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren und die amerikanische Zentralbank (FED) hat bereits angekündigt, dass sie in diesem Jahr die Zinsen mehrfach anheben wird. Zusätzlich zu den Entscheidungen der FED gibt es makroökonomische Problemfelder wie den Ukraine-Krieg, die die globale Wirtschaft weiterhin belasten werden. Finanzanalysten rechnen immer mehr mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und vor allem im europäischen Raum droht aufgrund des Ukraine-Krieges eine Rezession.
In schwierigen wirtschaftlichen Lagen ändert sich das Investmentverhalten der Anleger. Immer mehr Investoren schichten ihr Geld von risikobehafteten Investments in konservative Anlageformen um. Fundamentalzahlen wie der Gewinn eines Unternehmens werden für Investoren wichtiger als z.B. Wachstumsprognosen. Ein Bereich, der unter diesem Verhalten sehr zu leiden hat, ist der Technologiesektor. Aktien von Technologieunternehmen gelten in Krisenzeiten als besonders risikoreich. Der Technologie-ETF Ark Innovation ETF der Investorin und Bitcoin-Befürworterin Cathie Wood ist seit Februar letzten Jahres um 63% gesunken.
Ein Großteil der Investoren sieht Bitcoin nicht als das digitale Gold, sondern eher als eine High-Risk Technologieaktie. Das kann anhand der Korrelation zwischen dem Bitcoin Kurs und dem NASDAQ beobachtet werden. Über die letzten Wochen wies der Bitcoin eine sehr hohe Korrelation zu dem Technologieindex auf. Mit einem derzeitigen Korrelationskoeffizienten von 0.83 ist der Bitcoin Kurs an die Entwicklung des NASDAQs gekoppelt.
Fazit
Solange der Bitcoin Preis eine hohe Korrelation zum Aktienmarkt aufweist, ist es egal, wie vielversprechend die Fundamentaldaten zu sein scheinen. On-Chain Daten geben zwar Einblicke, wie das aktuelle Verhalten der Markteilnehmer ist, der Bitcoin Preis bleibt aber in potenziellen Krisenzeiten primär von makroökonomischen Umständen abhängig. Zum einen mag das für den einen oder anderen frustrierend sein, allerdings kann daran beobachtet werden, dass Bitcoin immer mehr ein Teil der globalen Finanzmärkte wird. Damit Bitcoin wieder auf seine Höchststände steigen kann, bräuchte es entweder eine Entkopplung von den Märkten oder eine Entspannung der wirtschaftlichen Lage. Für langfristige Investoren ergeben sich dadurch gute Chancen weitere Bitcoins günstig zu akkumulieren.