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Die US-Börsenaufsicht SEC hat dem US-Zweig der Kryptobörse Binance vorgeworfen, die Ermittlungen rund um die Vermögenswerte von Binance.US zu erschweren und nicht zu kooperieren.

Fehlerhafte Dokumente und falsche Behauptungen

Die SEC hatte Anfang Juni aufgrund zahlreicher Punkte Klage gegen Binance und den US-Zweig der Kryptobörse erhoben. Wie bei allen Streitigkeiten mit Regulierungsbehörden betonte Binance, dass das Unternehmen stets für eine Zusammenarbeit mit den Behörden bereit sei. Doch nun stehen Vorwürfe im Raum, die das genaue Gegenteil vermuten lassen.

Am 14. September reichte die SEC dem Gericht ein Dokument ein, in dem sie der Kryptobörse vorwirft, bei den Untersuchungen nicht zu kooperieren. Die Untersuchungen betreffen vor allem die Sicherheit und Verfügbarkeit der Vermögenswerte von Binance.US. Die SEC will Klarheit, doch Binance hat der Behörde nur begrenzte Informationen bereitgestellt. Die Kryptobörse habe lediglich 220 Dokumente vorgelegt, von denen viele nur „unverständliche Screenshots und Dokumente ohne Datum oder Unterschrift“ waren. Außerdem wirft die SEC Binance vor, nur vier Zeugen-Anhörungen zugestimmt zu haben, während andere Befragungen abgelehnt wurden.

[Binance] hat auf Anfragen nach relevanten Kommunikationsverläufen mit pauschalen Einwänden reagiert und sich geweigert, die im normalen Geschäftsverlauf aufbewahrten Dokumente vorzulegen, mit der Behauptung, dass diese Dokumente nicht existieren, nur damit die SEC solche Dokumente später aus anderen Quellen erhielt.

Auszug aus der SEC-Einreichung

Verwahrung und Kontrolle der Vermögenswerte

Ein weiterer Punkt ist die Nutzung einer Software zur Wallet-Verwaltung durch Binance.US, die angeblich von Binance bereitgestellt wird. Die SEC weist das Gericht auf widersprüchliche Aussagen bezüglich der Beteiligung von Binance an dieser Software sowie über die Verwaltung der Gelder der US-Kunden hin. Zunächst wurde nämlich behauptet, dass ein Unternehmen namens Ceffu der Anbieter dieser Wallet-Software und den entsprechenden Dienstleistungen sei. Später wurde jedoch angegeben, dass Binance selbst die Software bereitstellt. Die SEC hat nun Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Verfügbarkeit der US-Kundenvermögen und der Vermögenswerte von Binance selbst geäußert. Sie will klarstellen, ob die Nutzung der Software durch die Kryptobörse eine frühere Vereinbarung verletzt, die verhindern soll, dass Gelder ins Ausland abgezweigt werden. Vermutlich haben Binance und der CEO Changpeng Zhao trotz dieser Vereinbarung weiterhin Kontrolle über die Vermögenswerte

Die SEC bittet das Gericht, Binance zu zwingen, die notwendigen Dokumente und Informationen herauszugeben, und den Zeitraum für die Untersuchungen zu verlängern.

Interne Krise bei Binance?

Ob sich das Verhalten von Binance bezüglich der genannte Punkte verbessert, wird sich zeigen.

Die Vorwürfe der SEC gegen Binance.US erfolgen inmitten einer turbulenten Phase der Börse. Viele hochrangige Führungskräfte von Binance haben das Unternehmen in den letzten Wochen verlassen. Erst vor einigen Tagen trat der ehemalige CEO von Binance.US, Brian Shorder, zurück. Seinen Job übernahm daraufhin Norman Reed. Dabei trennte man sich jedoch auch von weiteren 100 Mitarbeitern bzw. einem Drittel der Belegschaft.

Die aggressiven Versuche der [Securities and Exchange Commission], unsere Branche zu lähmen, und die daraus resultierenden Auswirkungen auf unser Geschäft haben reale Konsequenzen für amerikanische Arbeitsplätze und Innovationen, und dies ist ein bedauerliches Beispiel dafür.

Sprecher von Binance.US im Interview

Kurz darauf traten zwei weitere Führungskräfte, der Leiter der Rechtsabteilung Krishna Juvvadi sowie Chief Risk Officer Sidney Majalya, zurück. Folglich gab es erste Spekulationen über eine interne Krise oder sogar den Zusammenbruch der Kryptobörse. Doch der CEO von Binance, Changpeng Zhao (CZ), bezeichnete diese Spekulationen als FUD und begründete die Vorfälle auch mit einem „feindlichen regulatorischen Umfeld“.

Der Krypto-Markt befindet sich heute an einem anderen Punkt als noch vor zwei Jahren, mit einem sich schnell entwickelnden und zunehmend feindlichen regulatorischen Umfeld. Norman Reed – ehemaliger leitender Angestellter der SEC, der New Yorker FED, Ripple und DTCC – ist die richtige Person, um BinanceUS in diesem Markt zu führen. Ignoriert die FUD und macht weiter!

Stellungnahme von CZ

Es bleibt spannend, wie sich die Situation rund um die größte Kryptobörse der Welt und deren US-Ableger weiter entwickeln wird.