Mitte Dezember 2021 berichtete Blocktrainer.de darüber, dass die deutschen Sparkassen aktuell an einem Pilotprojekt arbeiten, welches den Handel mit Kryptowährungen möglich machen soll. Von einem "Paukenschlag für die europäische Bankenlandschaft" war die Rede und das mediale Echo war groß. Vorwiegend aus der Krypto-Community gab es viele positive Stimmen zu den Plänen, die traditionellen Print- und Onlinemedien wie Spiegel, Zeit oder SZ zeigten sich hingegen wenig begeistert. Die Meinungen zum Vorstoß der Sparkassen gehen also stark auseinander.
Heute Morgen berichtete nun das Portal Finanz-Szene in einem Newsletter über einen internen Richtungsstreit, der im Sparkassen-Sektor aufgrund der geplanten Bitcoin-Einführung nun ausgefochten wird.
Funktionäre gegen Bitcoin-Projekt
Das Vorhaben, den über 50 Millionen Sparkassenkunden den Handel mit Kryptowährungen anzubieten, wird primär vom Verbundunternehmen S-Payment vorangetrieben. Viele Entscheidungsträger des Dachverbandes und viele der regionalen Sparkassenverbände haben von den Plänen jedoch überhaupt nichts gewusst und wurden ebenfalls erst durch das mediale Echo darauf aufmerksam. Dies schmeckte einigen hochrangigen Funktionären scheinbar nicht und so kam es, dass sich einige von ihnen gestern erstmals ausdrücklich gegen die Einführung des Handels von Kryptowährungen aussprachen.
Vor allem die bayrischen Sparkassen und deren Präsident Ulrich Reuter positionieren sich klar gegen das Pilotprojekt. Reuter erklärte gegenüber Bloomberg:
„Krypto-Währungen sind keine Geldanlagen, die die Sparkassen ihren Kunden anbieten wollen.“
- Ulrich Reuter, Präsident der bayerischen Sparkassen
Dass der größte deutsche Regionalverband (64 Mitgliedskassen, Bilanzsumme von 240 Milliarden Euro) die Pläne nicht unterstützen will und sich sogar deutlich gegen die Einführung birgt natürlich viel Zündstoff für die folgenden Diskussionen hinsichtlich des Pilotprojekts. Aber auch weitere Regionalverbände und sogar Helmut Schleweis, der Präsident des Dachverbandes zeigten sich laut Finanz-Szene skeptisch. Schleweis machte seine Abneigung Kryptowährungen gegenüber deutlich und verglich Bitcoin mit einem Schneeballsystem.
Explizite Befürworter unter den hochrangigen Sparkassen-Funktionären gibt es momentan wohl keine, jedoch sollen laut Informationen von Finanz-Szene und Finance Forward zumindest zwei große Regionalverbände mit dem Projekt sympathisieren. Peter Schneider, der Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbandes, äußerte sich jedoch deutlich positiver und widersprach dem entstandenen Eindruck, dass das Projekt nur auf Eigeninitiative von S-Payment entstanden ist.
„Die Anfragen von einzelnen Kundinnen und Kunden, ob sie über ihre Sparkasse auch Krypto-Währungen kaufen können, nehmen zu. [...] Die Initiative der S-Payment ist es, Möglichkeiten zum Handel, Empfangen und Senden von Krypto-Währungen aufzuzeigen“.
- Peter Schneider, Präsident des baden-würrtembergischen Sparkassenverbandes
Wird das Projekt nun eingestampft?
Zunächst soll das Team von S-Payment die Pläne weiterführen und die Ergebnisse in den kommenden Monaten vorstellen. Eine Entscheidung dazu, ob und wie das Projekt dann umgesetzt wird, soll im Laufe des Jahres fallen. Von einer flächendeckenden Einführung, über eine Kompromisslösung bis hin zum vollständigen Einstampfen der Pläne ist alles möglich. Wichtig wird sein, dass S-Payment den Job gut macht und die Pläne wohldurchdacht sind.
Dass das üblicherweise für die Entwicklung für Lösungen im Zahlungsverkehr verantwortliche Verbundunternehmen sich in ein Feld vorwagt, welches eigentlich eher der Geldanlage und Verwahrung zugeschrieben wird, stimmt einige Kritiker skeptisch. Es müssen Anlagemöglichkeiten kreiert werden, welche die Kundenbeziehungen stärken. Andernfalls verliere man die Kunden schlussendlich doch an Fintechs und Kryptobörsen, heißt es im Beitrag bei Finanz-Szene.
Aus diesem Grund hat sich S-Payment nun wohl externe Hilfe dazu geholt. Das Münchener Start-up Tangany, welches unter anderem über eine Kryptoverwahrlizenz verfügt, soll sowohl Know-How mit einbringen, aber auch als White-Label-Partner für die Sparkassen fungieren. Tangany würde demzufolge als Dienstleister die privaten Schlüssel der Sparkassenkunden verwalten, was bedeutet, dass diese einer weiteren Partei neben der eigenen Sparkasse vertrauen müssen.
Die Volksbank Bayern-Mitte hingegen wählt hierfür einen anderen Weg und will Kunden hinsichtlich Bitcoin beraten und zur Selbstverwahrung animieren. Eventuell wäre auch dies ein Weg, den in den Sparkassen-Verbänden diskutieren sollte. Da sich das Projekt aber ohnehin noch in den Kinderschuhen befindet, muss die weitere Entwicklung abgewartet werden. Es bleibt auf jeden Fall spannend, ob und wie das Pilotprojekt schlussendlich auf den Markt kommt.